Gender Health Gap beschreibt den Zustand, dass in Forschung und Gesundheitssystem noch nicht genügend berücksichtig wird, dass die Geschlechterunterschiede Einfluss auf Entstehung und Verlauf von Erkrankungen, Symptomen, der optimalen Dosierung von Medikamenten und der richtigen Art der Behandlung haben. Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung (70 %) haben davon noch nie gehört, und rund ein Drittel (32 %) nimmt an, das Geschlecht spiele bei der Therapie von Erkrankungen keine Rolle. In der Ärzteschaft stimmt nur 1 % der zweiten Aussage zu. Die Mehrheit von ihnen (55 %) schließt aber nicht aus, selbst schon eine falsche Diagnose aufgrund geschlechtsspezifischer Unterschiede gestellt zu haben.
Vor dem Hintergrund, dass eine Überexpression von Cyclooxygenase-2 (COX-2) mit einer verstärkten Entzündungsreaktion bei SAP assoziiert ist, wurde in einer multizentrischen Studie die Wirksamkeit einer Kombination aus den COX-2-Inhibitoren (Coxibe) Parecoxib und Imrecoxib bei Personen mit SAP untersucht. Eingeschlossen waren 348 Patientinnen und Patienten von 18 bis 75 Jahren, die innerhalb einer Woche nach Symptombeginn hospitalisiert wurden. Sie erhielten 1 : 1 entweder Parecoxib i. v. für 3 Tage und im Anschluss Imrecoxib oral über 27 Tage oder Placebo – zusätzlich zur Standardtherapie.
Unter den Coxibe kam es zu einer signifikanten Reduktion der Häufigkeit (-20,7 %; Coxibe 61,5 % vs. Placebo 77,6 %) und Dauer des Organversagens (-2 Tage; 4 Tage vs. 7 Tage). Am meisten profitierten Betroffene, die innerhalb von 48 Stunden nach Symptombeginn Coxibe erhielten: Reduktion der SAP-Häufigkeit um 23,8 % und der Dauer des Organversagens um 3 Tage.
Speziell für das symptomfreie und frühe Stadium der pAVK werden nun ein tägliches Bewegungstraining von 30 bis 60 Minuten sowie eine Kombinationsmedikation aus Statin plus Thrombozytenaggregationshemmer empfohlen anstatt einer frühzeitigen chirurgischen Intervention. Zusätzlich sollten vorbeugende Maßnahmen wie Nikotinabstinenz und Gewichtsreduktion erfolgen. Falls trotz konservativer Therapie ein chirurgisches Eingreifen nötig wird, setzt die neue Leitlinie minimalinvasive und operative Methoden gleich, da gezeigt wurde, dass die postoperative Mortalität durch die Grunderkrankung und weniger durch das operative Verfahren bedingt ist. Die Wahl der chirurgischen Behandlung, bzw. ob diese trotz Fortschreiten der pAVK indiziert ist, sollte sich an der individuellen Gebrechlichkeit der Patienten und Patientinnen orientieren. Diese kann über ein Frailty Assessment ermittelt werden. Wird ein hoher Gebrechlichkeitsgrad ermittelt, sollte auch in Betracht gezogen werden, gar nicht zu operieren, um postoperativen Komplikationen vorzubeugen.