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26.11.2024

DGN-Kongress: Fortschritte bei der Therapie von MS

In den Phase-3-Studien ULTIMATE I und II wurde der in der EU seit 2023 zugelassene monoklonale Antikörper Ublituximab (450 mg i.v. alle 24 Wochen) mit dem Immunsuppressivum Teriflunomid (14 mg 1x/d) verglichen. Bewertet wurden die jährliche Schubrate und die radiologische Krankheitsaktivität, die, wie sich im Ergebnis zeigte, unter der Antikörpertherapie niedriger waren. Eine gepoolte Post-hoc-Analyse (Kongress-Abstract I-112, DOI 10.1212/WNL.0000000000206441) untersuchte nun, ob sich der Therapievorteil auch bei therapienaiven Patientinnen und Patienten zeigte, bei denen das Auftreten erster MS-Symptome weniger als drei Jahre zurücklag. Nach 96 Wochen hatte sich der Wert auf der „Expanded Disability Status Scale“, einem Skalensystem zur systematischen Erfassung neurologischer Behinderungen, in der Ublituximab-Gruppe signifikant verbessert (-0,16 vs. 0,02; p=0,0068). Auch der Anteil der Patientinnen und Patienten mit „confirmed disability improvement“ (CDI) war in der mit dem Antikörper behandelten Gruppe signifikant höher (14,4 % vs. 3,6 %; p=0,0015), ebenso wurden Verbesserungen im „Multiple Sclerosis Functional Composite“ (MSFC)-Score häufiger beobachtet.

„Wir sehen in dieser Studie, dass Betroffene bereits von einem frühen Einsatz des Antikörpers im Hinblick auf den Behinderungsgrad profitieren. Das ist ein weiterer Hinweis darauf, dass die Strategie ‚hit hard and early‘ bei der Behandlung der MS vielversprechend ist“, erklärte Prof. Dr. med. Sven Meuth (Düsseldorf), Präsident des DGN-Kongresses 2024.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch die Zwischenauswertung einer Real-World-Studie zur Beurteilung der Wirksamkeit und Sicherheit des Immunmodulators Ozanimod bei Patientinnen und Patienten mit aktiver schubförmigen Multiplen Sklerose (RMS) (Kongress-Abstract Abstract I-111, DOI 10.1177/13524585241269220). Von den 389 Studienteilnehmenden (durchschnittliches Alter: 40,2 Jahre) hatten 42 % die MS-Diagnose erst max. 2 Jahren vor Therapieinitiierung erhalten und 36 % waren therapienaiv. In dieser Kohorte mit dem relativ hohen Anteil an Patientinnen und Patienten im frühen Krankheitsstadium war die Therapie mit Ozanimod mit einer geringen Schubrate, stabilen Behinderungsgrad und verbesserter kognitiver Verarbeitungsgeschwindigkeit assoziiert. „Es handelt sich erst um die 1-Jahres-Daten, aber diese geben Anlass zur Hoffnung“, so Meuth.

Remyelinisierung lädierter Myelinscheiden?

Bei der Therapie mit B-Zell depletierenden Antikörpern stand bislang die Befürchtung im Raum, dass im Langzeitverlauf gerade bei älteren Patientinnen und Patienten unerwünschte Nebenwirkungen häufiger auftreten oder womöglich neue Sicherheitssignale beobachtet werden könnten. Eine in Deutschland durchgeführte nicht-interventionelle Studie (Kongress-Abstract I-70) wertete Real-World-Daten von 2267 Patientinnen und Patienten mit aktiver schubförmigen Multiplen Sklerose (RMS) und 505 mit primär progredienter Multiple Sklerose (PPMS) aus, die mit dem monoklonalen Antikörper Ocrelizumab oder anderen krankheitsmodifizierenden Therapeutika (DMT) behandelt worden waren. Wie sich zeigte, kam es in den älteren Patientengruppen nach 48 Monaten weder zu einem Anstieg der Nebenwirkungsrate noch wurden neue Sicherheitssignale beobachtet. Bei der Mehrheit der RMS-Betroffenen kam es unter der Therapie nicht zu einer Veränderung des Behinderungsgrad und die jährliche Schubrate (ARR – „annual relapse rate“) war niedrig. „Das heißt, die Therapie blieb über vier Jahre wirksam, ohne dass es zu mehr oder neuen Nebenwirkungen kam, und zwar auch bei älteren Menschen“, erklärte Meuth. „Insgesamt lässt sich konstatieren, dass wir heute mehr Optionen haben, um den MS-Krankheitsverlauf zu kontrollieren und die neuen Therapien nach aktueller Datenlage mit tolerierbaren Nebenwirkungsprofilen einhergehen.“

Ein Thema, das in den zahlreichen MS-Session des diesjährigen DGN-Kongresse auftauchte, ist die Zukunftshoffnung auf eine Remyelinisierung lädierter Myelinscheiden bei MS. Hierzu gibt es schon länger ermutigende experimentelle und präklinische Studien. Aktuell wird sogar für eine erste klinische Phase II-Studie rekrutiert (NCT06083753, „VISTA-Studie“). Der dabei eingesetzte Wirkstoff PIPE-307 ist ein selektiver Muskarinrezeptor-Antagonist (M1-Rezeptoragonisten hemmen die Oligodendrozytendifferenzierung).

6.11.2024

„Diagnosekultur“ in der Psychotherapie

Dringend behandlungsbedürftige Menschen erhalten so mitunter keine oder erst späte Hilfe. Das Autorenteam schlägt eine alternative Herangehensweise vor. Prof. Dr. phil. Marcus Roth aus der Differentiellen Psychologie sowie Prof. Dr. phil. Gisela Steins aus der Allgemeinen Psychologie und Sozialpsychologie der UDE sind sich der Brisanz ihrer Aussagen durchaus bewusst. „Doch wenn wir das Thema jetzt nicht diskutieren, wird es eine sehr harte Diskussion, wenn die Kassen aufgrund des demographischen Wandels leerer sind“, konstatiert Roth.

Möglicherweise werden oft Störungen behandelt, die keine sind

Nach Daten des Robert-Koch-Instituts haben im Mittel 27,8 % der Erwachsenen in Deutschland eine psychische Störung. Warum sinkt diese Zahl trotz vermehrter Behandlungsangebote seit Jahren nicht? Das Autorenteam stellt in seiner  gemeinsamen Veröffentlichung eine These auf: In der Praxis werden möglicherweise oft Störungen behandelt, die bei genauerer Betrachtung keine sind. So stellt die „Anpassungsstörung“ bei den Psychologischen Psychotherapeutinnen und -therapeuten die Hauptdiagnose dar – eine erheblich die Lebensqualität beeinträchtigende Reaktion auf ein zurückliegendes oder bestehendes Ereignis.

Doch sind Krisen durch kritische Lebensereignisse immer diagnosebedürftig? „Jeder zweite verheiratete Mensch wird den Verlust des Partners oder der Partnerin erleben müssen; fast alle den Tod der Eltern“, konkretisiert Roth. Tragische Ereignisse wie diese gehen mit Trauer und Belastungen einher, sind aber Teil des Lebens und in der Regel nach etwa sechs Monaten überwunden oder deutlich verbessert.

Hinzu kommt die zunehmende Sensibilisierung der Gesellschaft für psychische Symptome. Während das Autorenteam es begrüßt, dass psychotherapeutische Maßnahmen heute kein Tabu mehr darstellen, könne diese Einstellung auch dazu führen, dass Menschen dazu tendierten, Krisen auf psychische Syndrome zurückzuführen und nicht auf belastende Ereignisse oder eine Bandbreite des „Normalen“: Wo endet nach einem Verlust zu erwartende Trauer, wo beginnt eine Depression? Wann ist außergewöhnliches Verhalten reine Charaktereigenschaft, wann behandlungsbedürftig?

Roth und Steins schlagen einen alternativen Pfad vor, der die Solidargemeinschaft weniger belastet und gleichzeitig Therapieplätze schafft für diejenigen, die sie aufgrund ihrer klinischen Symptomatik dringend benötigen: Erwachsene, die unter psychischen Beeinträchtigungen leiden, aber nicht unbedingt eine Psychotherapie benötigen, sollten niedrigschwellige Angebote erhalten wie zum Beispiel Coaching-Sitzungen, Beratungen, Selbsthilfegruppen oder Online-Angebote.

„Wir sollten mehr darauf vertrauen, dass Normalität verschiedene Facetten haben kann, wie wir es ohnehin derzeit unter dem Begriff der ‚Diversität‘ diskutieren“, schließt Roth.

6.11.2024

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