Zum Auftakt des des Deutschen Rheumatologiekongresses 2025 Mitte September betont Prof Dr. med. Andreas Schwarting, DGRh-Kongresspräsident und Leiter des Schwerpunktes Rheumatologie und klinische Immunologie an der Universitätsmedizin Mainz: „Fatigue ist kein psychosomatisches Randthema, sondern ein zentrales Symptom rheumatischer Erkrankungen – das intensiver systematisch erforscht und behandelt werden muss“. Allein die Tatsache, dass die Erfassung der Fatigue durch subjektive Fragebögen erfolge und es noch keinen objektiven Test zur Diagnosesicherung gibt, verdeutliche die Komplexität der Symptomatik, so der Experte.
Entzündliche Prozesse im Gehirn
Neue Studien geben Hinweise auf mögliche Pathomechanismen, die zu Fatigue führen könnten. Bei Betroffenen wurden unter anderem entzündliche Prozesse im zentralen Nervensystem nachgewiesen. So zeigen sich Aktivierungen von Immunzellen des Gehirns, die Signalwege beeinflussen, die für Wachheit, Energiehaushalt und Motivation zuständig sind. Zudem verdichten sich Hinweise, dass Autoantikörper bei einigen Betroffenen die Blut-Hirn-Schranke überwinden und dort neuroinflammatorische Prozesse auslösen.
Zellenergie als Schlüssel zur Erschöpfung?
Auch der Energiestoffwechsel rückt in den Fokus: Fatigue könnte durch Störungen in den Mitochondrien mitverursacht sein. Studien haben gezeigt, dass mitochondriale Fehlfunktionen in Immunzellen bei Menschen mit Rheumatoider Arthritis mit Fatigue deutlich ausgeprägter sind als bei jenen ohne Fatigue. Diese Erkenntnisse könnten mittelfristig neue Therapieansätze eröffnen.
Therapien noch in der Entwicklung
Klinisch gibt es bislang keine gezielte Therapie gegen Fatigue. Kortison, Biologika oder Schmerzmittel lindern die Erschöpfung meist nur begrenzt. Erste Ansätze testen nun spezifische Antikörpertherapien, die Entzündungsprozesse im Gehirn dämpfen oder den Zellstoffwechsel stabilisieren sollen. Auch der Einsatz von Biomarkern zur personalisierten Steuerung der Therapie wird intensiv erforscht.
Schwarting fordert zudem, Fatigue systematisch in Diagnostik und Versorgung zu integrieren: „Wir brauchen eine multidimensionale Betrachtung, die Fatigue ebenso ernst nimmt wie Schmerzen oder Funktionseinschränkungen“, so Schwarting.
Teilgenommen haben 82 selbstständig lebende Senioren und Seniorinnen, im Schnitt 74 Jahre alt, überwiegend Frauen. Sie absolvierten zunächst eine 12-wöchige Testphase. Danach wurde geschaut, was hängenbleibt. Sechs Monate später waren noch 79,3 % aktiv, nach zwölf Monaten immerhin 70,7 %. Fast die Hälfte – genau 47,8 % - kam auch nach einem Jahr im Schnitt auf zwei oder mehr Trainingseinheiten pro Woche. Zum Vergleich: klassische Programme verlieren oft mehr als die Hälfte der Teilnehmenden schon nach einem halben Jahr.
Was macht das Heimtrainingsprogramm besonders?
Neun kurze Videoroutinen (je 12 bis 17 Minuten), angelehnt an alltägliche Bewegungen. Dazu Wissen, das die „Warum?“-Frage beantwortet. Und: flexible Umsetzung zu Hause. Diese Mischung könnte der Knackpunkt sein. Viele berichteten von mehr Energie, besserer Beweglichkeit, sogar gestärktem Selbstvertrauen im Alltag – und das auch dann, wenn sie nicht immer „streng“ am Ball blieben.
Motivation und Stolpersteine
Die Rückmeldungen zeigen klar: „Barrieren“ gibt es reichlich – mangelnde Motivation, Zeitdruck, gesundheitliche Einschränkungen, familiäre Verpflichtungen. Auch technische Probleme spielten eine Rolle, manche zogen schlicht andere Aktivitäten vor. Auf der anderen Seite nannten die Teilnehmenden soziale Unterstützung (Partner, Gruppe), kleine äußere Anstöße (z. B. Erinnerungen) und den spürbaren Alltagsnutzen als treibende Kräfte.
„Jede Bewegung zählt“
Ein wichtiger Befund: Auch wer unregelmäßig trainierte, profitierte. Heißt für die Praxis: Es geht nicht um Perfektion. Pausen sind kein Scheitern, sondern Teil des Weges. Entscheidend ist, überhaupt in Bewegung zu bleiben.
Evolution statt Revolution
Und doch: Eine Revolution? Eher eine vorsichtige Evolution. Die Studie belegt, dass gut gemachte Online-Programme ältere Menschen wirklich erreichen können – zumindest, wenn sie motiviert, digital vertraut und gesundheitlich noch einigermaßen stabil sind. Grenzen bleiben: kleine Stichprobe, Selbstangaben, eher bildungsnahe Klientel. Für Hausärzte und Hausärztinnen heißt das: Solche Programme können eine gute Ergänzung sein – vor allem in hybriden Modellen, also online plus begleitende Treffen. Am Ende zählt weniger die Technik als die Frage, ob der individuelle Nutzen im Alltag erfahrbar wird.
Zusatzinfos: Online steht PERMANENTO derzeit nur auf tschechisch zur Verfügung. Mit Browser-Übersetzungsfunktion ist aber ein tiefer Einblick in das Angebot möglich. Vergleichbare Programme gibt es auch in Deutschland, z. B. kostenpflichtig „Digi Prevention – Das digitale Ganzkörpertraining für Senioren über 70“ (https://gesundheitskurs.de/praeventionskurse/online/digi-prevention-ganzkoerpertraining-fuer-senioren). Oder „LiFE - Lebensstil-integrierte Funktionelle ÜbungEn“ (https://www.life-alltagsuebungen.de/) des Netzwerk AlternsfoRschung (NAR) der Uni Heidelberg.
Entscheidend für die Dynamik ist vor allem die Entwicklung der Inzidenz: Nur bei einer nachhaltigen Abnahme durch wirksame Prävention lässt sich der Anstieg bremsen.
In Deutschland hat aktuell etwa jeder zehnte Erwachsene einen ärztlich diagnostizierten Diabetes. Typ-2-Diabetes ist mit einem Anteil von über 90 % unter allen an Diabetes erkrankten Personen am häufigsten und tritt vor allem im mittleren oder höheren Erwachsenenalter auf. Mit Diabetes und seinen Folge- und Begleiterkrankungen wie Nieren- und Augenerkrankungen oder Amputationen sind viel Leid und hohe Kosten verbunden. Zur Entstehung eines Typ-2-Diabetes können verhaltensbasierte Risikofaktoren (z. B. ungünstiges Ernährungs- und Bewegungsverhalten, Adipositas) sowie nachteilige Umwelt- und soziale Rahmenbedingungen (z. B. Luftverschmutzung, soziale Deprivation) beitragen. Um den Bedarf an Präventions- und Versorgungsleistungen einschätzen und Public-Health-Maßnahmen planen zu können, sind Prognosen zur Diabetes-Entwicklung unerlässlich.
Für die mathematische Modellierung wurden verschiedene Szenarien zur Entwicklung von Inzidenz und Übersterblichkeit verwendet. Gegenüber bisherigen Auswertungen berücksichtigen die Forschenden in den aktuellen Prognosen mehrere und stärker variierende Annahmen für die Veränderung von Inzidenz und Übersterblichkeit, um das Potenzial von möglichen Public-Health-Maßnahmen zu verdeutlichen. Die Berücksichtigung von Annahmen zur Inzidenz- und Mortalitätsentwicklung in der Modellierung der zukünftigen Prävalenz und Fallzahl erlaubt auch zuverlässigere Prognosen.
Steigender Versorgungsbedarf in der Bevölkerung
Bei einem der Szenarien zum Beispiel modellieren die Forschenden auf Grundlage einer Prävalenz von 8,6 % bzw. 6,05 Millionen betroffenen Personen im Jahr 2022. Bei Annahme einer gleichbleibenden Inzidenz und Übersterblichkeit prognostizieren sie einen Anstieg auf 16,1 % bzw. auf 11,01 Millionen Personen mit Typ-2-Diabetes für das Jahr 2050.
Das Fazit der RKI-Autorinnen und -Autoren: „Alle der hier dargestellten Szenarien prognostizieren steigende Fallzahlen von Personen mit Typ-2-Diabetes bis 2050. Daraus ergibt sich ein steigender Versorgungsbedarf für Diabetes in der Bevölkerung in Deutschland verbunden mit höheren Gesundheitsausgaben ... Trotz der in der Vergangenheit beobachteten Fortschritte in der Versorgungsqualität ... besteht weiterhin ein deutliches Verbesserungspotential in der Versorgungsqualität von Personen mit Typ-2-Diabetes in Deutschland ... Für eine nachhaltige Inzidenzabnahme sind jedoch verstärkt primärpräventive Maßnahmen erforderlich. Diese sollten nicht nur Aufklärungs- und Kommunikationsmaßnahmen für eine Verhaltensänderung auf individueller Ebene umfassen, sondern insbesondere verhältnispräventive gesundheitspolitische Maßnahmen berücksichtigen, wie z. B. eine Verstärkung der Tabakkontrollmaßnahmen“.