Einen leicht negativen Trend gab es beim Verordnungsanteil von Präparaten mit einem niedrigeren Risiko für tiefe Beinvenenthrombosen und Embolien: Er lag im Jahr 2024 mit 48 % um einen Prozentpunkt niedriger als im Vorjahr 2023. Umgekehrt hat sich der Verordnungsanteil der risikoreicheren Präparate im Vergleich zum Vorjahr wieder um einen Prozentpunkt von 47 auf 48 % erhöht. Wenngleich sich damit die positive Entwicklung der letzten Jahre erstmals nicht fortgesetzt hat, liegt der Anteil der risikoreicheren Präparate immer noch auf einem viel niedrigeren Niveau als vor zehn Jahren (2015: 63 %).
Für diese Trends gibt es laut Dr. med. Eike Eymers, Ärztin im Stab Medizin des AOK-Bundesverbandes, mehrere Erklärungsansätze. Zum einen habe sich die Informationslage zu Risiken und Nebenwirkungen von hormoneller Verhütung stark verbessert und ausdifferenziert: „Junge Frauen informieren sich proaktiver und genauer. Das führt zu einer kritischeren Einstellung gegenüber der Einnahme von Hormonen und zu einer bewussteren Entscheidung für risikoärmere Präparate.“
Andere Verhütungsmethoden haben an Bedeutung gewonnen
Eymers vermutet aber noch weitere Gründe: „Das Selbstverständnis der jüngeren Generation und ein größeres Selbstbewusstsein junger Frauen spielen sicherlich auch eine Rolle. Verhütung ist nicht mehr alleinige Frauen-Sache. Befragungen zeigen, dass andere Verhütungsmethoden an Bedeutung gewonnen haben. So wird das Kondom gerade bei jungen Menschen als zweithäufigste Methode zur Empfängnisverhütung genutzt.“ Da diese Mittel zur Empfängnisverhütung aber nicht vom Arzt verschrieben werden, liegen den Krankenkassen dazu anders als bei der Pille keine Abrechnungsdaten vor.
Und noch etwas könnte zum Verordnungsrückgang bei Kontrazeptiva bei jungen Frauen beitragen: „Die jungen Menschen machen heute häufig erst später sexuelle Erfahrungen als noch vor zehn oder 20 Jahren. Das heißt, sie befassen sich auch später mit dem Thema.“
Gute ärztliche Beratung und Aufklärung sind wichtig
Bei den Frauen, die hormonell verhüten, seien eine gute ärztliche Beratung und Aufklärung wichtig, so Eymers. Grundsätzlich steige das Risiko für venöse thromboembolische Ereignisse vor allem im ersten Jahr der Einnahme und bei bereits vorliegenden medizinischen Risikofaktoren. „Ein erhöhtes Risiko entsteht zudem durch Rauchen und Übergewicht. Auch ein mögliches familiäres Thromboserisiko sollte auf jeden Fall erfasst werden“, betont Eymers.
Etwa zwei Drittel der Befragten stuften den eigenen Gesundheitszustand als gut bis sehr gut ein, deutlich mehr als die Hälfte gab den eigenen Kochkenntnissen die Note gut bis sehr gut. Etwas weniger, aber immer noch fast die Hälfte der Befragten, fand die eigene Ernährungsweise sehr gesund oder eher gesund. Allerdings entsprechen die ebenfalls abgefragten Verzehrdaten nicht immer den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Laut DGE sollten täglich mindestens fünf Portionen Obst und Gemüse verzehrt werden. Die nemo-Online-Befragung zeigt aber, dass Obst und Gemüse nach eigenen Angaben nur von rund 35 % der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer täglich verzehrt wurden. Entweder Obst oder Gemüse aßen 60 % der Befragten täglich. Nur knapp ein Viertel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnte korrekt angeben, wie viele Portionen Obst und Gemüse am Tag die DGE empfiehlt.
Gesund ernähren - oder nur so tun?
Fast die Hälfte der Befragten bewertete die eigene Ernährungsweise als sehr oder eher gesund; 12 % schätzten sie als eher nicht oder überhaupt nicht gesund ein.
Im Allgemeinen zeigte sich ein gutes Verständnis dafür, was eine Ernährung gesund oder ungesund macht. Diejenigen, die ihre Ernährungsweise als sehr gesund oder eher gesund einschätzten, machten dies oft am häufigen Verzehr von Obst und Gemüse fest. Die Befragten, die ihre Ernährungsweise als weder gesund noch ungesund bewerteten, berichteten, viel Obst und Gemüse zu essen, aber auch das, worauf sie Lust haben – ob gesund oder ungesund. Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die ihre Ernährung hingegen als eher nicht gesund oder überhaupt nicht gesund einschätzten, gaben häufig an, dass sie zu wenig Obst und Gemüse, aber viel Fleisch, Fertigprodukte und Süßes essen.
Fleischkonsum widerspricht Selbstbild der Befragten
Nach ihrer Ernährungsform gefragt, gaben knapp zwei Drittel der Befragten „Mischkost“ an; gut ein Viertel bezeichnete sich als „Flexitarier“, was maximal zweimal die Woche Fleisch auf dem Speiseplan bedeuten würde. Rund 4 % bezeichneten ihre Ernährung als vegetarisch und etwa 1 % gab an, sich vegan zu ernähren. Allerdings ergab die Auswertung dieser Daten und die der konsumierten Lebensmittel eine Diskrepanz: aus den Angaben zum Verzehr geht hervor, dass etwa 75 % der Befragten häufiger als zweimal in der Woche Fleisch auf dem Teller haben.
Betrachtet man die Dauer der Ernährungsform, ergibt sich ein großer Unterschied: Etwa 80 % aller Mischköstlerinnen und Mischköstler gaben an, diese Ernährungsform schon seit mindestens 10 Jahren zu praktizieren. Dagegen leben nur rund 20 %t der Veganerinnen und Veganer, nach eigenen Angaben, schon seit mindestens zehn Jahren ohne tierische Lebensmittel.
Beim Einkauf waren Geschmack und Frische der Lebensmittel für mehr als 90 % der Befragten besonders wichtige Kriterien. Saisonalität, Preis, möglichst wenig Verpackung, tiergerechte Haltung und minimale Verarbeitung fanden rund zwei Drittel wichtig. Mehr als die Hälfte legte Wert darauf, dass die Lebensmittel nicht gentechnisch verändert sind, wenige (oder keine) Zusatzstoffe enthalten, regional produziert wurden oder dass sie zucker-, salz- und fettarm sind.
Die Daten der Online-Befragung nemo Erwachsene werden aktuell vertieft analysiert. Parallel läuft in Kürze auch die Befragung von Eltern und Kindern an (nemo kids/family), um für die Altersgruppen ein bis 9 Jahre und 10 bis 17 Jahre bald auf aktuelle Ergebnisse zurückgreifen zu können. Gleichzeitig laufen die Vorbereitungen für einen weiteren Studien-Teil von nemo Erwachsene: Dabei werden über die Einwohnermeldeämter repräsentativ ausgewählte Personen nicht nur detailliert befragt, sondern auch gemessen und gewogen. Zudem wird der Status kritischer Nährstoffe untersucht, um objektive Aussagen über die Versorgung der Bevölkerung mit diesen Stoffen treffen zu können.
„Durch die Beschreibung der Zielzellen für duale Agonisten können wir besser verstehen, wie sie ihre Wirkung entfalten“, erklärt David Hodson vom Radcliffe Department of Medicine an der Universität Oxford, Großbritannien. Auf Basis dieser Erkenntnisse ist es möglich, die Therapie gegen Diabetes und Adipositas weiter zu verbessern.
GLP1- und GIP-Rezeptoren kommen in der Bauchspeicheldrüse und im Gehirn vor. Sie sorgen dafür, dass nach einer Mahlzeit genug Insulin freigesetzt wird. Während die Wirkweise von Tirzepatid im Körper schon gut erforscht ist, war bisher unklar, welche spezifischen Zell- und Nerventypen genau durch das Medikament angesprochen werden. Hier hat das Forscherteam um Nachwuchsgruppenleiter Dr. Johannes Broichhagen vom Leibniz-FMP nun neue, entscheidende Erkenntnisse erlangt: In jahrelanger Arbeit ist es ihnen gelungen, neuartige fluoreszierende Marker mithilfe von Fluorophoren zu entwickeln (dual agonist LUXendins oder auch daLUXendins). Diese ermöglichen die Visualisierung und Analyse von GLP1R- als auch GIPR-Rezeptoren gleichzeitig in lebenden Zellen und Geweben und damit die Darstellung der Zielzellen von dualen Agonisten wie Tirzepatid.
Entwicklung neuartiger fluoreszierender Marker (daLUXendins)
Übliche Methoden wie Antikörper reichen zum Nachweis nicht aus, weil sie teilweise nicht validiert sind, oder nicht mal gegen ein spezifisches Protein erhältlich sind. Außerdem liefern sie keine Antworten darauf, wie und wo Medikamente an der Bauchspeicheldrüse und im Gehirn wirken. „Uns interessiert vor allem die Dynamik der Peptide“, sagt Broichhagen. Durch Versuche mit daLUXendinen konnte gezeigt werden, dass die Marker am stärksten an Betazellen, aber auch an Alpha- und Deltazellen in der Bauchspeicheldrüse binden. Zudem konnte nachgewiesen werden, dass Tirzepatid auch spezifische Hirnregionen und Nervenzellen erreicht, die für die Steuerung von Appetit und Stoffwechsel wichtig sind. Eine besonders interessante Entdeckung war die Markierung von Tanyzyten, speziellen Zellen im Gehirn, die den Stoffwechsel überwachen und Signale an Esszentren senden.
Durch superauflösende Mikroskopie konnte weiterhin gezeigt werden, dass daLUXendin660 verstärkt GLP1R- und GIPR-Cluster („Nanodomänen“) in Inselzellen markiert. Solche Bilder in „high definition“ weisen darauf hin, dass Synergien nicht nur durch summierte Signalwege, sondern durch räumlich organisierte Rezeptor-Cluster entstehen könnten.
Grenzen der Studie und Ausblick auf zukünftige Forschung
Einschränkungen der Studie sind, dass die Marker und das Medikament Tirzepatid unterschiedliche Moleküle sind, und die Untersuchungen bisher hauptsächlich an Mausmodellen durchgeführt wurden. Weitere Forschungen sind notwendig, um die Ergebnisse auf den Menschen zu übertragen. Die Studie liefert also zum einen wichtige Erkenntnisse darüber, warum duale Agonisten so erfolgreich sind. Gleichzeitig wirft sie neue Fragen auf: Was passiert, wenn man den Zugang der Medikamente in das Gehirn verbessern würde? Und wie wirken neue Tripelagonisten mit zusätzlichem Glukagon-Anteil?