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17.5.2022

Demenz als Todesursache

Sterbefälle steigen, aber was sagt das wirklich aus?

17.5.2022

Testosteron

Verordnungen bei jungen Männern deutlich gestiegen

17.5.2022

Soziale Kluft

Geringe Gesundheitskompetenz bei mehr als der Hälfte der Bevölkerung

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29.10.2025

Sterbefälle steigen, aber was sagt das wirklich aus?

Demenz in ihren verschiedenen Ausprägungen ist seit Jahren eine der häufigsten Todesursachen bei Frauen und nimmt auch bei Männern stetig zu. So war die Zahl der an Demenz verstorbenen Männer im Jahr 2024 mit 21.247 Verstorbenen um 27,9 % höher als im Zehnjahresdurchschnitt. Demgegenüber starben 40.680 Frauen an Demenz, das waren lediglich 20,8 % mehr als im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2024.

Rund 89,1 % der im Jahr 2024 an Demenz Verstorbenen waren 80 Jahre und älter. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Zahl der durch Demenz verursachen Sterbefälle in der Altersgruppe ab 80 Jahren um 4,6 %. Im Vergleich zum Zehnjahresdurchschnitt war dabei der Anstieg bei Männern ab 80 Jahren mit +32,9 % besonders stark, während der Anstieg bei Frauen derselben Altersgruppe nur bei 22,2 % lag.

2,6 % weniger Verstorbene aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen als im Vorjahr

Insgesamt starben im Jahr 2024 in Deutschland rund 1,01 Millionen Menschen. Das waren 2 % weniger als im Jahr 2023 (1,03 Millionen Verstorbene). Damit sank die Zahl der Sterbefälle im zweiten Jahr in Folge.

Die häufigsten Todesursachen waren wie in den Vorjahren Krankheiten der Kreislaufsysteme (339 212) und bösartige Neubildungen (230 392) – an ihnen starben mit 56,5 % mehr als die Hälfte der Verstorbenen. Die Sterbefälle aufgrund von bösartigen Neubildungen, hierzu zählen sämtliche Krebsarten, blieben fast unverändert zum Vorjahr (+0,04 %). Bei den Krankheiten der Kreislaufsysteme, dazu zählen unter anderem Herzinfarkt (Myokardinfarkt) und Schlaganfall, gab es einen leichten Rückgang (-2,6 %).

Demenz bei Frauen häufigste Todesursache, Lungenkrebs bei Männern auf Platz zwei

Krankheiten der Kreislaufsysteme und bösartige Neubildungen dominieren die Todesursachen auch bei einer getrennten Betrachtung nach Geschlecht: Zu den drei häufigsten Todesursachen von Männern zählen die chronische ischämische Herzkrankheit (39.765), bösartige Neubildungen der Bronchien und der Lunge (26.441) und der akute Myokardinfarkt (24.875). Die drei häufigsten Todesursachen von Frauen waren nicht näher bezeichnete Demenz (37.109), chronische ischämische Herzkrankheit (30.955) und Herzinsuffizienz (22.349).

Methodische Hinweise: Sterbefälle werden in der Todesursachenstatistik nach ICD ausgewiesen. Unter der Gesamtzahl der Sterbefälle aufgrund einer Demenzerkrankung wurden die Diagnosen F00 „Demenz bei Alzheimer-Krankheit“, F01 „Vaskuläre Demenz“, F02 „Demenz bei anderenorts klassifizierten Krankheiten“ und F03 „Nicht näher bezeichnete Demenz“ zusammengefasst. Dabei fallen die mit Abstand meisten Sterbefälle unter die Diagnose F03.

Kritische Hinweise: Demenz als Todesursache - eine problematische Kausalzuschreibung

  • Die offizielle Statistik nimmt oftmals ohne Hinterfragung an, dass Demenz selbst Todesursache sei - obwohl eine Demenz selten unmittelbar letal wirkt.
  • In der Literatur wird betont, dass bei multimorbiden, alten Menschen das Grundleiden, intermediäre Ursachen (z. B. Pneumonie, Sepsis, Organversagen) und Komplikationen meist die eigentlichen Auslöser des Todes sind, nicht die Demenzerkrankung selbst (Küppers et al. 2021).
  • Darüber hinaus zeigen Studien, dass bei Alzheimer-Patient:innen Bronchopneumonie oft als unmittelbare Todesursache identifiziert wird, während auf dem Totenschein / in der Statistik Alzheimer oder Demenz als Todesursache verzeichnet wird (Burns et al. 1990).
  • Methodisch kritisch ist zudem, dass die Kodierung von Todesursachen (z. B. im Totenschein oder durch automatische Systeme) erheblich von der Positionierung der Erkrankungen in der Todesursachenkaskade abhängt - ein und dieselbe Befundlage kann zu unterschiedlichen statistischen Ergebnissen führen (Stolpe et al. 2025)

Das heißt, dass die statistische Klassifizierung „an Demenz verstorben“ irreführend sein und wichtige Informationen zu Begleiterkrankungen und tatsächlichen Todesmechanismen verschleiern kann.

29.10.2025

Verordnungen bei jungen Männern deutlich gestiegen

Testosteronhaltige Arzneimittel sind zur Testosteronersatztherapie bei männlichem Hypogonadismus zugelassen, sofern ein Testosteronmangel sowohl klinisch als auch labordiagnostisch nachgewiesen wurde. Von 2009 bis 2021 wurde in der Studie insgesamt ein starker Anstieg der Verordnungsprävalenz beobachtet. Am höchsten war dieser bei den 20- bis 29-Jährigen zu verzeichnen. Darüber hinaus fand sich über alle Altersgruppen hinweg bei etwa einem Drittel der Jungen/Männer mit einer Erstverordnung keine Diagnose in den Abrechnungsdaten, die auf eine zugelassene Indikation hinweisen könnte. Bei denjenigen mit einem Code für Hypogonadismus wurden in den Abrechnungsdaten nur bei etwa 60 % die gemäß Fachinformation erforderlichen zwei Messungen des Serum-Testosteronspiegels dokumentiert.

Das BfArM möchte die Ergebnisse der Studie zum Anlass nehmen, für die Thematik zu sensibilisieren und gleichzeitig für ein verantwortungsvolles Verschreibungsverhalten zu werben. Die Erkenntnisse aus der Anwendung von Testosteron wird das BfArM weiterhin beobachten und die Sicherheit dieser Arzneimittel fortlaufend überwachen.

  • Starker Anstieg der Testosteronverordnungen von 2009–2021, besonders ausgeprägt bei jungen Männern (20–29 Jahre).
  • Ein Drittel der Erstverordnungen ohne dokumentierte Diagnose, die auf eine zugelassene Indikation hinweist.
  • Bei Hypogonadismus-Codes nur bei etwa 60 % zwei Testosteronmessungen dokumentiert (erforderlich laut Fachinformation).
  • Zunehmende Off-Label-Anwendung und mögliche Übertherapie ohne gesicherten Mangel werden vermutet.
  • Das BfArM appelliert an Ärzt:innen, Indikation, Diagnostik und Monitoring strikt gemäß Fachinformation zu beachten.
29.10.2025

Geringe Gesundheitskompetenz bei mehr als der Hälfte der Bevölkerung

Studienleiterin Prof. Dr. phil. Doris Schaeffer von der Universität Bielefeld sieht darin „einen vorsichtigen Grund zur Hoffnung“. Sie erklärt: „Die Steigerung mag klein erscheinen. Angesichts von Pandemie, Kriegs- und Klimakrise sowie wirtschaftlicher Unsicherheit ist es bemerkenswert, dass sich die Gesundheitskompetenz verbessert hat.“

Dennoch haben 56 % weiterhin eine geringe Gesundheitskompetenz und teilweise erhebliche Schwierigkeiten, gesundheitsrelevante Informationen zu finden, zu verstehen oder für sich zu nutzen – mehr also als die Hälfte der Bevölkerung. Deshalb fordert Schaeffer, dem Thema mehr Beachtung zu schenken.

In der repräsentativen Befragung mit persönlichen Interviews, die zum dritten Mal durchgeführt wurde und methodisch mit der Erhebung von 2020 vergleichbar ist, gaben 2.650 Personen Auskunft über ihre Gesundheitskompetenz. Die Stichprobe gilt hinsichtlich Geschlecht, Haushaltsgröße, Alter, Bildungsstand und Bundesland als repräsentativ für die deutsche Bevölkerung.

Digitale Gesundheitskompetenz im Aufwind

Besonders deutlich zeigt sich der Fortschritt im digitalen Bereich: Die Kompetenz mit digital verfügbaren Gesundheitsinformationen umzugehen, stieg sogar um 4,7 Prozentpunkte. Das dürfte nicht zuletzt auf einen Lernprozess durch die verstärkte Nutzung digitaler Informationsmöglichkeiten zurückzuführen sein. Rund 83 % der Befragten nutzen inzwischen Internetseiten, um sich über Gesundheitsthemen zu informieren – 18 Prozentpunkte mehr als 2020. Damit einhergehend hat sich die Nutzung von Gesundheits-Apps verdoppelt, sie werden von 44 % der Befragten verwendet. 17 % greifen bereits auf KI-basierte Anwendungen zurück.

Hürden im Gesundheitssystem

Unverändert groß bleiben dagegen die Schwierigkeiten bei der Orientierung und Navigation im Gesundheitssystem. 82 % der Befragten finden es schwer, sich im Gesundheitssystem und den dazu notwendigen Informationen zurechtzufinden - etwa sich über die eigenen Patientenrechte zu informieren oder zu verstehen, wie das Gesundheitssystem funktioniert. „Das ist ein alarmierender Befund“, sagt Schaeffer.

Auch beim Umgang mit Informationen, die dem Selbstschutz bei Krisen und Katastrophen dienen, zeigt die Bevölkerung deutliche Defizite – offenbar, weil es hier vielfach an leicht verständlichen und zugänglichen Informationen fehlt.

Soziale Unterschiede verschärfen sich

Während Menschen mit höherem Sozialstatus und besserer finanzieller Ausstattung ihre Gesundheitskompetenz verbessern konnten, stagnieren die Werte bei sozial benachteiligten Gruppen. „Wer bereits gut aufgestellt ist, profitiert vom positiven Trend. Wer dagegen ohnehin Schwierigkeiten hat, macht keine Fortschritte“, so die Forschenden. Sie warnen: Für diese Gruppen bleibe das Risiko eines ungesunden Verhaltens hoch.

Das Forschungsteam plädiert deshalb für gezielte Fördermaßnahmen in allen Bereichen, um die Gesundheitskompetenz zu stärken, soziale Ungleichheit abzubauen und allen Menschen den Zugang zu verständlichen und zuverlässigen Gesundheitsinformationen zu ermöglichen – das sei gerade angesichts der enormen Zunahme von Desinformationen dringend geboten.

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