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Allgemeinedizin

Auf Entzündungsmarker achten

Depression bei Diabetes

Prof. Dr. phil. Norbert Hermanns und Prof. Dr. phil. nat. Christian Herder

5.12.2025

Personen mit Diabetes mellitus haben ein erhöhtes Risiko, zusätzlich an einer Depression zu erkranken, was sich dann negativ auf die Therapieoptionen des Diabetes auswirken kann. Chronische, subklinische Entzündungsprozesse werden als gemeinsamer Hintergrund beider Erkrankungen vermutet.

Depression wird als die häufigste psychosoziale Begleiterkrankung von Diabetes mellitus angesehen.Menschen mit Diabetes haben zweimal so häufig eine Depression wie Menschen ohne die Stoffwechselerkrankung.  Eine komorbide Depression hat enormen Einfluss auf Lebensqualität und Eigenverantworlichkeit der Betroffenen und beeinflusst somit direkt den Erfolg der Diabetestherapie.

Gemeinsame Ursache

Chronische, klinisch noch nicht auffällige (subklinische) Entzündungsprozesse werden heute für Diabetes mellitus sowie für Depression als eine zugrunde­ liegende Ursache vermutet und könnten so eine Grundlage für beide Erkrankungen bilden. In früheren Studien wurde bereits gezeigt, dass die Verläufe von Entzündungsmarkern mit den Veränderungen der Symptomatik einer Depression korrelieren können. Bei den beiden verschiedenen Diabetes-Typen liegen allerdings unterschiedliche Immunprozesse vor: eine autoimmunbedingte Immunaktivierung bei Typ-1-Diabetes (T1D) und eine metabolisch bedingte ­Entzündung bei Typ-2-Diabetes (T2D).

Faktoren zu identifizieren, die den Therapieerfolg bei begleitender Depression„messen können“, wäre ein wichtiger Schritt, um die richtige Therapie bei Menschen mit Diabetes auszuwählen. In einer breiten bioinformatischen Analyse mit über 76 bekannten Entzündungsmediatoren wurde deshalb untersucht, wie sich eine Veränderung der Begleitdepression bei beiden Diabetes-Typen im Verlauf der einzelnen Biomarker widerspiegelt.

Die Studie wurde durchgeführt vom Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ), dem Forschungsinstitut an der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM) und dem Deutschen Zentrum für Diabetes Forschung (DZD).

Daten bereits vorhanden

Ausgewertet wurden die Daten aus 3 bereits vorliegenden Studien (DIAMOS, ECCE HOMO und DDCT) mit insgesamt 521 Diabetespatientinnen und -patienten (332 T1D-Erkrankte; 189 T2D-Erkrankte) mit zusätzlicher Depression. Die Auswertung der Symp­tome erfolgte mittels eines anerkannten Scoring-Systems (Center for Epidemiological Studies Depression Scale – CES-D) über einen Zeitraum vom 12 Monaten. Alle Patientinnen und Patienten erhielten zur Behandlung der Depression eine standardisierte Verhaltenstherapie [1].

Veränderungen je nach Diabetes-Typ

Die Ergebnisse zeigten ein überraschendes Muster: Betroffene mit T2D und höheren Entzündungsmarkern zeigten eine ausgeprägtere Verbesserung der depressiven Symptome durch die Verhaltenstherapie, während bei T1D-Erkrankten und erhöhten Entzündungsmarkern die Verhaltenstherapie geringere Verbesserungen erbrachte. Hierbei wurde dieser Trend für 26 Biomarker bei T2D und 13 Marker bei T1D beobachtet [1]. Die Ursache für dieses unterschiedliche Ansprechen der beiden Diabetes-Subtypen ist nicht vollständig geklärt, könnte aber an den unterschiedlichen zugrunde liegenden Immunmechanismen liegen. Weitere Studien wären nötig, um die zugrunde liegenden Mechanismen und die Rolle psychotherapeutischer und entzündungshemmender Behandlungsansätze besser zu verstehen.

Die Ergebnisse könnten als Beispiel für zukünftige Präzisionsmedizin dienen: Erkrankte mit T2D und hohen Entzündungsmarkern sprechen womöglich besonders gut auf eine kognitive Verhaltenstherapie an, wogegen T1D-Erkrankte mit hohen Entzündungsmarkern eher von medikamentösen, antientzündlichen Therapien profitieren würden.

Der Autor

Prof. Dr. phil. Norbert Hermanns
Direktor FIDAM
Forschungsinstitut Diabetes
97980 Bad Mergentheim

hermanns@diabetes-zentrum.de

Der Autor

Prof. Dr. phil. nat. Christian Herder
Leiter der Arbeitsgruppe Inflammation
Deutsches Diabetes-Zentrum
40225 Düsseldorf

christian.herder@ddz.de

  1. Herder C et al., Diabetologia 2025; 68: 2057–68

Pressemitteilung des DZD, Juli 2025

Weitere Artikel aus dieser Serie finden Sie hier

Bildnachweis: privat

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