In der komplementärmedizinischen Sprechstunde werden Infusionen häufig nachgefragt. Dazu zählen insbesondere Vitamin-C-Infusionen, etwa im Zuge von onkologischen Therapien. Dieser Beitrag gibt Hinweise für die Abrechnung als IGeL-Leistung sowie Abrechnungsbeispiele nach GOÄ.
Ascorbat spielt unterschiedliche physiologische Funktionen im Körper. Seine Hauptfunktion besteht darin, als Kofaktor für über 20 Arten von Oxygenase zu dienen und an verschiedenen grundlegenden physiologischen Prozessen teilzunehmen, darunter Kollagensynthese, Carnitinproduktion, Hormonsynthese, Aminosäurestoffwechsel, Genregulation und epigenetische Modifikation. Ascorbat wirkt als Fänger, um verschiedene schädliche reaktive Sauerstoffspezies zu neutralisieren und so Nukleinsäuren, Proteine und Lipide vor oxidativen Schäden zu schützen. Darüber hinaus erhöht Ascorbat die Aufnahme von Eisen im Darm, indem es Eisen (Fe3+) zu Eisen (Fe2+) reduziert, was es zu einem wirksamen Eisenabsorptionsverstärker macht. Ascorbat wirkt auch als Antioxidans und Kofaktor, um Immunzellen zu schützen und die angeborenen und adaptiven Immunfunktionen zu verbessern [1].
Einsatz von Vitamin C
Der Einsatz von Vitamin-C-Infusionen erfolgt in erster Linie bei onkologischen Patientinnen und Patienten, bei Erkrankten mit Schmerzen sowie auch bei Patienten und Patientinnen mit Fatigue-Syndrom. Bei der Anwendung sollten die Besonderheiten beachtet werden, die im Beipackzettel genannt und von den Herstellern beschrieben sind.
Onkologische Therapien und Vitamin C
Vitamin C und Chemotherapie: Bei einer Chemotherapie sollte die Anwendung von höheren Dosen Vitamin C zeitversetzt erfolgen (je nach Halbwertszeit des Chemotherapeutikums 1–3 Tage), da klinische Daten über mögliche Interaktionen fehlen [2].
Vitamin C und Strahlentherapie: Bei einer Strahlentherapie sollte die Anwendung von höheren Dosen Vitamin C zeitversetzt erfolgen.
Es ist unklar, ob die hoch dosierte Infusionsbehandlung mit Vitamin C eine onkologische Wirkung hat [3].
Fatigue-Syndrom
Ältere Studien zeigen Verbesserung der Symptomatik bei Fatigue [4,5].
Bei Müdigkeit können viele Faktoren Einfluss haben und therapeutische Ansätze bieten, unter anderem auch Vitamin C. Dies wurde in einer Übersichtsarbeit gezeigt, die 2023 veröffentlicht wurde [6].
Von 60 eingeschlossenen Studien zeigten 50 signifikante positive Auswirkungen (p < 0,05) von Vitamin- und Mineralstoffergänzungen auf Müdigkeit. Untersucht wurden orale oder parenterale Verabreichungen von Nährstoffen, einschließlich Coenzym Q10, L-Carnitin, Zink, Methionin, Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid (NAD) und den Vitaminen C, D und B. Potenziell signifikante Vorteile bei der Verringerung von Müdigkeit zeigten sich nicht nur bei chronisch Erkrankten, sondern auch bei Gesunden – unabhängig davon, ob sie oral oder parenteral verwendet werden. Somit kann eine Infusionstherapie mit Vitamin C bei Fatigue nach Therapieende eine individuelle Option sein.
Praktische Aspekte
Hochdosis-Ascorbinsäure-Infusionstherapie 7,5–30 g, 1–2 × pro Woche. Einmalig sollte vor Beginn die Bestimmung der Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase erfolgen und die Nierenfunktion beachtet werden [7,8].
Vitamin-C-Infusionen
Vitamin-C-Infusionen sind reine IGeL-Leistungen. Eine Erstattung über die GKV oder durch die Privatversicherung ist bei den Vitamin-C-Infusionen eher selten, kam jedoch auch bereits vor.
Beim Antrag auf Kostenerstattung könnte man argumentativ über oxidativen Stress oder „silent inflammation“/chronische Entzündungen und ein ganzheitliches Therapiekonzept gehen.
Basierend auf den Erfahrungen in der Praxis gibt es folgende Hinweise:
Bei dieser Zusammenstellung von Abrechnungspositionen handelt es sich um die Bündelung von Erfahrungen, die Ärzte bzw. Ärztinnen in ihrer praktischen Tätigkeit gemacht haben. Es handelt sich nicht um eine offizielle Handlungsempfehlung. Diese Zusammenstellung dient der Orientierung und ist als Unterstützung für die praktische Tätigkeit gedacht.
Der Autor
Dr. med. Dr. rer. nat. Peter Schlüter
Arzt für Allgemeinmedizin
Arzt für Naturheilverfahren
76684 Tiefenbach
schlueter@vital-arzt-praxis.de
www.vital-arzt-praxis.de
Dr. Dr. Peter Schlüter ist promovierter Naturwissenschaftler und Mediziner. Seit 1982 ist er als Arzt für Allgemeinmedizin mit betriebswirtschaftlich optimierter Praxis niedergelassen. Als Berater zu allen Fragen der Praxisorganisation, Praxismanagement und Abrechnung ist er seit 1987 tätig.
Der Autor
Prof. Dr. med. Harald Meden
Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe
Swiss Institute for New Concepts and Treatments (SINCT)