- Anzeige -
Kongress-Ticker

Virtuell – April 2021

Deutsche Dermatologische Gesellschaft e.V.

Angelika Ramm-Fischer

21.4.2021

Die 51. Jahrestagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft hatte auch dieses Jahr wieder ein wissenschaftlich breit aufgestellten Programm...

Inhalt:

  1. Kongress-Ticker
    - Skabies auf dem Vormarsch – Wiederholungstherapie sinnvoll
    - Hygiene verstärkt Handekzem
    - Epidermales Keratoakanthom vs. Spinaliom – teils unnötige Exzision
    - Kuhpocken – Gefahr für Immunsupprimierte
  2. DDG-Kongressberichterstattung

1. Kongress-Ticker

Skabies auf dem Vormarsch – Wiederholungstherapie sinnvoll

Zwar scheinen die Pandemie-bedingten Kontaktbeschränkungen die Inzidenz der Krätze-Infektionen gesenkt zu haben, dennoch gehen Experten wie Prof. Dr. med. Cord Sunderkötter (Halle) davon aus, dass insgesamt die Zahl der Skabies-Fälle in Deutschland steigt. Eine Meldepflicht für Skabies gibt es nur für Skabies-Ausbrüche in Gemeinschaftseinrichtungen wie Heimen. Allerdings gibt es indirekte Hinweise: So verzeichnen z. B. die Diagnosedaten der KV Nordrhein einen 200%igen Anstieg der Skabies-Inzidenz zwischen 2014 und 2016. Des Weiteren stieg auch die Zahl der Patienten mit Krätze, die vollstationär in ein Krankenhaus aufgenommen wurden. Auch bei den Verordnungen von Anti­skabiosa ist bei den Krankenkassen ein Anstieg registriert worden. Schätzungen gehen derzeit von mehreren Tausend Neuerkrankten pro Jahr aus. Als Ursache für den Anstieg sehen die Experten Anwendungsfehler bei der doch komplexen Lokalbehandlung und den ­Hygienemaßnahmen – vor allem bei Kindern. Kinder seien eine unterschätzte Infektionsquelle, so ­Sunderkötter. Bei ihnen wird Skabies eher spät erkannt und sie übertragen durch engen ­Körperkontakt, z. B. beim Kuscheln, die Krätze­milben. Weil auch eine Resistenzbildung gegen das Mittel der ersten Wahl, Permethrin, nicht mehr ausgeschlossen werden kann, empfiehlt Sunderkötter – anders als in der Fachinformation oder Leitlinie angegeben – eine Wiederholungsbehandlung.

Digitale Auftakt-Pressekonferenz

Hygiene verstärkt Handekzem

Händewaschen, vor allem mit Seife, tötet zwar ­Keime ab, schädigt aber auch die Haut. Das steigert die Gefahr eines irritativen Kontaktekzems. Unter Corona-Hygieneregeln verstärkt sich das Problem: Schon wenige Monate nach Beginn der Pandemie gab es Berichte über eine Zunahme von Handekzemen in Hausarztpraxen. Eine aktuelle Studie des Universitätsklinikums München mit 114 Beschäftigten aus OP und Intensivstation bestätigt nun, dass unter den verschärften Handhygienemaßnahmen die Ekzeme signifikant zunahmen. 90 % der Studienteilnehmer zeigten klinische Symptome eines Handekzems: So wiesen  83,2 % Hauttrockenheit auf, gefolgt von Erythem bei 38,6 %, Juckreiz (28,9 %), Brennen (21,1 %), Schuppung (18,4 %), Fissuren (9,6%) und Schmerzen (4,4 %). Aus arbeitsmedizinischen Untersuchungen ist bekannt, dass Detergenzien-Effekte sich durch das anschließende Tragen von Handschuhen verstärken. „Bei alkoholischen Lösungen ist dies nicht der Fall“, erklärte Prof. Dr. med. Peter Elsner (Jena). Mit einer intensiven Hautpflege lässt sich den Ekzemen entgegensteuern, zumal dadurch nicht die antiseptische Wirkung der alkoholischen Desinfektionsmittel vermindert wird, so Elsner.

Digitale Auftakt-Pressekonferenz

Epidermales Keratoakanthom vs. Spinaliom – teils unnötige Exzision

Konservativ oder operativ behandeln? Diese Frage stellt sich besonders bei Lippen- und Gesichtstumoren. Denn mit der operativen Maßnahme geht oft auch ein großer, häufig entstellender Gewebedefekt einher. So z. B. beim Keratoakanthom − ein epidermaler Tumor, der sich bevorzugt an sonnenexponierten Hautarealen wie der Lippe bildet, schnell wächst und sich spontan zurückbilden kann. Der kraterartige Tumor ähnelt makroskopisch und histologisch einem bösartigen Plattenepithelkarzinom (Spinaliom), so Prof. Dr. med. Roland Kaufmann (Frankfurt am Main). Weil das Keratoakanthom so schnell wachse, werde es nicht selten unter der (Verdachts-)Diagnose eines Plattenepithelkarzinoms leitlinienkonform mit ­großem Sicherheitsabstand operativ entfernt. Für Kaufmann ist das nicht der richtige Weg: „Diese Fehleinschätzungen von Tumoren führen zu unnötig großen Exzisionen, die oft aufwendige plastische Rekonstruktionen nach sich ziehen. Dabei hätten es einfache Verfahren oder konservative Therapien ebenfalls getan.“ Mithilfe einer Querschnittsbiopsie könne man das Keratoakanthom auch histologisch gut von einem bösartigen Lippenkarzinom abgrenzen und die richtigen Weichen stellen. Dann lassen sich  z. B. durch Injektionen oder weniger ausgedehnte Operationen die Funktionalität und Integrität der Lippe erhalten, so Kaufmann.

Digitale Auftakt-Pressekonferenz

Kuhpocken – Gefahr für Immunsupprimierte

Für Immunsupprimierte kann eine Infektion mit dem Kuhpocken-Virus lebensgefährlich werden. Das Erregerreservoir für Orthopoxviren stellen heut­zutage nicht mehr Kühe dar, sondern wildlebende Nager − hauptsächlich Mäuse − wie PD Dr. med. Sibylle ­Schliemann (Jena) berichtete. Auf den Menschen werden die Kuhpocken meist durch Katzen, die ins Freie dürfen, übertragen. Schliemann stellte einen Fall vor, bei dem ein Nierentransplantierter von seiner Katze gebissen worden war und daraufhin eine Schwellung sowie disseminiert wenige kleine genabelte Bläschen und Papeln entwickelt hatte. Trotz eingehender Diagnostik und Behandlung verstarb der Patient an Herzversagen. Schliemann wies darauf hin, dass ­Patienten mit Immunsuppression keine Haustiere halten sollten, weil diese immer ein ­Reservoir für Keime sind. Insgesamt werde ein ­Anstieg der Kuh­pocken-Infektionen seit den 1980er-Jahren ­registriert. Ursache sei vermutlich eine sinkende (Herden-)Immunität gegen die Viren, nachdem in den 1970er-Jahren die Impfung gegen humane Pocken eingestellt wurde.

Session Globale Dermatologie in Zeiten des Klimawandels, Vortrag „Nicht immer ist die Globalisierung verantwortlich – 2 Fallbeispiele“

2. Kongressberichterstattung

Psoriasis

Entstigmatisierung und Patientenzufriedenheit

Patienten leiden nicht nur unter den Symptomen der Psoriasis, sondern auch unter der Stigmatisierung im Alltag. Dr. rer. biol. hum. Rachel Sommer berichtete über ein neues Psoriasis-Entstigmatisierungskonzept und klärte über die Patientenzufriedenheit unter einer Secukinumabtherapie im europäischen Vergleich auf.

„In der ECHT-Studie haben wir eine Intervention zur Entstigmatisierung entwickelt. ECHT bedeutet Entstigmatisierung bei sichtbaren chronischen Haut­erkrankungen“, erklärte Dr. rer. biol. hum. Rachel Sommer (Hamburg) das Studienvorhaben. Die ECHT-Studie ist vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert und die Laufzeit betrug drei Jahre (2018– 2020). Ziel ist es, mehr über Stigmatisierung in Deutschland herauszufinden und effektive Maßnahmen abzuleiten. Das Forschungsprojekt gliedert sich in drei Projektphasen. In der ersten Phase wurde die wissenschaftliche Evidenz aufgearbeitet. Auf Basis der Evidenz wurden zwei gezielte Interventionsformate, eines für angehende Mediziner und eines für angehende Pädagogen, entwickelt. In der Phase 3 wurde ein Langzeitkonzept zur Verstetigung der Projektergebnisse entwickelt. Sommer stellte die Phase 2 Studienergebnisse der Medizinstudenten vor. 127 Medizinstudenten wurden zu Beginn zufällig in zwei randomisierte Gruppen eingeteilt: die ­Interventions- (IG, n = 72) und die Kontrollgruppe (KG, n = 55). Die Probanden füllten unmittelbar vor, unmittelbar nach und 12 Wochen nach der Inter­vention einen Evaluationsbogen aus. Anschließend wurden die Ergebnisse miteinander verglichen. Die Intervention bestand aus drei Teilen: den Übungs-, den Theorie- und den Begegnungsteil. Primäre Endpunkte waren der Wunsch nach sozialer Distanz, die Zustimmung zu negativen Stereotypen, die Zustimmung zu krankheitsbedingten Falschannahmen und intendiertes Verhalten. Bei den ersten drei primären Endpunkten konnte eine signifikante Reduktion in der IG über die Zeit festgestellt werden. Ebenfalls wurde eine signifikante Veränderung des intendierten Verhaltens in der IG über die Zeit beobachtet. „Wir konnten in ­allen primären Endpunkten signifikante Veränderungen durch dieses Seminar in der Interventions­gruppe erreichen. Zudem hat die Interventionsgruppe das Seminar signifikant besser bewertet als die Kontrollgruppe“, berichtete Sommer abschließend. Red.

Das Expertenstatement

Dr. rer. biol. hum. Rachel Sommer
Leitung Personenzentrierte
Versorgungsforschung
Universitätsklinikum
Hamburg-Eppendorf
20251 Hamburg
r.sommer@uke.de

Welche Ergebnisse zeigt die PROSE-Studie im europäischen Vergleich?
„Die PROSE-Studie hat gezeigt, dass die Patientenbedürfnisse sich innerhalb der europäischen Regionen signifikant unterscheiden, Secukinumab jedoch einen hohen Therapienutzen zeigt. So berichten Patienten aus Westeuropa (WE) einen höheren Bedarf an der Reduktion physischer Belastungen als Patienten in Südeuropa (SE). Diese wiederum berichten einen ­höheren Bedarf an der Reduktion der Belastungen durch die Therapie als Patienten in Nordeuropa (NE) und WE. Patienten in Osteuropa berichten im Patient Benefit Index (PBI) einen höheren Therapienutzen als Patienten in WE und SE. Im TSQM (Treatment Satisfaction Questionnaire for Medication) berichten jedoch Patienten aus NE eine höhere Effektivität und Gesamtzufriedenheit mit der Behandlung als Patienten in SE.“

Industriesymposium „Therapietreue bei Psoriasis. Wie zufrieden ist der Patient?“ (Veranstalter: Novartis Pharma GmbH)

Atopische Dermatitis

Welche Zytokine triggern den Verlauf?

Die Ursachen für die Entstehung der atopischen Dermatitis (AD) sind vielfältig. Neben genetisch bedingten Hautbarrieredefekten spielt auch eine Typ-2-Inflammation eine Rolle. Dabei werden Typ-2-Zellen inklusive Helferzellen (Th2-Zellen) aktiviert und es kommt zu einer vermehrten Expression von Interleukinen.

Die proinflammatorischen Zytokine Interleukin(IL)-4 und IL-13 gelten als Schlüsselmediatoren der Typ- 2-Inflammation bei AD-Patienten. Während bei gesunden Menschen Zytokine wie IL-4 und IL-13 ­wesentliche und schützende Bestandteile der Typ- 2-Immunantwort sind, liegt bei AD-Patienten infolge einer Überaktivierung von inflammatorischen Typ-2-Zellen ein „Zuviel davon“ vor. Es kommt zu einer chronischen Hautentzündung und einer geschwächten Hautbarriere. Allergene, Reizstoffe und sonstige Erreger können leichter eindringen, wodurch es zu einer allergischen Reaktion kommen kann. Hautinfektionen und quälender Juckreiz sind die Folge.
Kratzen führt zu weiteren Infektionen, ein Teufelskreis entsteht [1,2]. Die verstärkte Aktivierung von IL-4 und IL-13 kann durch das Immunthera­peutikum Dupilumab unterbunden werden. Der ­Antikörper hemmt gezielt die Signalwege dieser ­Interleukine, indem es an die gemeinsame Rezeptoruntereinheit IL-4R bindet [3,4]. Studien konnten ein anhaltendes Ansprechen mit signifikanter Verbesserung von Hautläsionen, Juckreiz und Lebensqualität belegen [4,5,6]. Das Biologikum ist bereits seit September 2017 zur Therapie von Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis, die für eine systemische Therapie in Betracht kommen, zugelassen. Im August 2019 wurde die Zulassung in dieser Indikation auf Jugendliche ab 12 Jahren erweitert [4,7]. Der nächste Schritt folgte im November 2020: Hier wurde der Antikörper als systemische Therapieoption für Kinder im Alter von 6 bis 11 Jahren mit einer schweren atopischen Dermatitis, die für eine systemische Therapie in Betracht kommen, zugelassen [2,3]. ee

Yosipovitch G et al., Curr Allergy Asthma Rep 2008; 8: 306–311
Gittler JK et al., J Allergy Clin Immunol 2012; 130(6): 1344–1354
Gandhi NA et al., Nat Rev Drug Discov 2016; 15: 35–50
DUPIXENT® Fachinformation, Stand: Januar 2021
Blauvelt A et al., Lancet 2017; 389(10086): 2287–2303
Silverberg JI et al., J Am Acad Dermatol 2020; 82(6): 1328–1336
Aktualisierung „Systemtherapie bei Neurodermitis“ zur Leitlinie Neurodermitis; https://www.awmf.org/fileadmin/user_upload/Leitlinien/013_D_Dermatologische_Ges/013-027l_S2k_Neurodermitis_Aktualisierung-Systemtherapie_2020-06.pdf, Stand: 22.04.2021

Digitales Meet-the-Expert „Dupilumab bei AD: Erfahrungen in der Langzeitbehandlung“ (Veranstalter: Sanofi Genzyme)

Allergologie und Klimawandel

Wandelt sich die Allergie durch den Klimawandel?

Der Pollenflug und die Wetterlage verändern sich durch den Klimawandel und können gesundheitliche Folgen, insbesondere bei Allergikern, verursachen. Ebenso spannend wie der Zusammenhang zwischen Klima und Gesundheit ist das erwartete Update der SIT-Leitlinie, die voraussichtlich noch dieses Jahr veröffentlicht wird.

Der Klimawandel im Verbund mit der Umweltverschmutzung beeinflusse die Gesundheit, so Prof. Dr. med. Claudia Traidl-Hoffmann (Augsburg) anlässlich der 51. virtuellen DDG-Tagung. Damit steigt das Risiko für Erkrankungen und für Infektionen. Angetrieben wird der Klimawandel durch anthropogenetische Effekte, besonders durch Emissionen und Umweltschadstoffe. Dass dadurch auch der Pollenflug beeinflusst wird, zeigte sich in den vergangenen 40 Jahren: Neue Pollen wie die der Ambrosia breiten sich aus und die Konzentration von Pollen und Sporen in der Luft steigt. Der Grund: Ein hoher CO2-Gehalt in der Atmosphäre, der die Konzentration an Pollen erhöht und die Allergenität steigert. Das zeigte sich am Beispiel von „high CO2-Pollen“, die im In-vitro-Modell die Interleukin(IL)-10 vermittelte Toleranz verringerten und die IgE-Konzentration erhöhten. Im Mausmodell wurde nach „high CO2-Pollen“ eine erhöhte Entzündungsaktivität in der Lunge festgestellt. Auch eine veränderte Wetterlage wirkt sich auf die Gesundheit aus. So wurde in der Region Augsburg ein Zusammenhang zwischen schweren Gewittern, dem Pollenaufkommen und einer Verschlimmerung von Asthmaanfällen festgestellt. Pollen als Allergenträger steigern zudem konzentrationsabhängig die Empfindlichkeit für rhinovirale Infektionen. Das gilt sowohl für Allergiker als auch für Nichtallergiker. Denn bei einer hohen Pollenkonzentration werden die antiviral wirkenden Typ-1-Interferone in der Nase herunterreguliert. Ist die Pollenkonzentration dagegen gering, regulieren sich die Interferone herauf. Die Empfehlung: Bei starkem Pollenflug, also bei ­circa 500–1 000 Pollen pro Kubikmeter, sollten Allergiker auch draußen FFP2-Masken tragen.

Pollen und Pandemie

Auch die SARS-CoV-2-Pandemie steht mit dem ­Klimawandel in Beziehung. So ist ein Zusammenhang zwischen der Pollenkonzentration und der Infektionsrate bekannt. Hier wirken Pollen als Triggerfaktoren, neben der Temperatur, der Luftfeuchtigkeit und ultrafeinen Partikeln in der Luft. Dass Pollen die SARS-CoV-2-Infektion antreiben, wurde aus Daten europäischer Pollenmessstationen von Februar bis April 2020 deutlich. Gibt es überhaupt eine sichere Umgebung für Allergiker? Schonende Umweltbedingungen herrschen beispielsweise in Davos, wo sich im Vergleich zu ­München weniger Schadstoffe, Bakterien, Pilzsporen und Birkenpollen in der Atemluft befinden.

SIT-Leitlinie – was ist zu erwarten?

Bei einer allergischen Rhinitis besteht ein 3,5-fach erhöhtes Risiko, innerhalb von zehn Jahren an ­Asthma bronchiale zu erkranken, so Prof. Dr. med. Bettina Wedi (Hannover). Dennoch gebe es eine Unterversorgung bei der allergenen Immuntherapie (AIT), weil die Beschwerden in über 50 % als nicht gewichtig genug eingeordnet würden. Die AIT ist jedoch die einzige kausal-systemische Therapie, die präventive und langfristige Effekte bietet. Entsprechend wurde die aktuelle deutsche AIT-Leitlinie von 2014 international am besten bewertet. Ein Update (S2k) wird in 2021 erwartet. Obwohl Metaanalysen eine gute Wirksamkeit der AIT bei aller­gischer Rhinokonjunktivitis, allergischem Asthma und Insektengiftallergie dokumentieren, wird eine Aktualisierung bzw. Aufwertung auf S3k aufgrund der Heterogenität der Studien und der Diversität der Therapieallergene nicht möglich sein. Generell ist die individuelle AIT effektiv, wenn der geeignete Patient und das klinisch relevante Allergen ausgewählt wird, mit dem wirksamen Allergenextrakt behandelt wird, die geeignete Applikationsform gefunden ist und eine Adhärenz an die mehrjährige Therapie gegeben ist. Erfolgsfaktoren für die klinische Wirksamkeit sind:

  • kurze Erkrankungsdauer,
  • geringe Beteiligung der unteren Atemwege,
  • junges Lebensalter,
  • gute Compliance und Adhärenz sowie
  • eine hohe kumulative Dosis der SIT.


Eine individuelle Entscheidung ist die Auswahl des Extraktes. Zugelassene oder verkehrsfähige Therapie­allergene sind in den Online-Tabellen von dgki.de oder pei.de aufgeführt, die regelmäßig aktualisiert werden. Bei seltenen Allergenen kommen Individualrezepturen zum Einsatz, für die keine Zulassungspflicht besteht. Bei jeder therapeutischen Einzelfallentscheidung sollte jedoch die klinische Relevanz nachgewiesen werden.

Eine Woche Impfabstand

Bei der allergischen Rhinitis gilt der Therapiealgorithmus: Indikation, Kontraindikation, produktspezifische Bewertung des Therapieallergens bzw. Identifikation der ein bis zwei klinisch relevantesten Allergene, damit die AIT starten, Patientenschulung und Teamschulung, AIT einleiten, regelmäßige Kontrollen, AIT-Stop bei schweren Systemreaktionen oder nach 3–5 Jahren Therapie. Die spezifische Immuntherapie (SIT) ist jedoch ­immer eine ärztliche Tätigkeit allergologisch weitergebildeter Mediziner. So ist bei der subkutanen spezifischen Immuntherapie (SCIT) eine Überwachung über 30 Minuten erforderlich, bei der sublingualen Immuntherapie (SLIT) sollte die erste Anwendung immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Schließlich ein aktueller Hinweis: Bei einem positiven Coronatest sollte eine SCIT/SLIT unterbrochen werden. Bei der SIT mindestens eine Woche Abstand zu einer Impfung einhalten.

Fazit:

Der Klimawandel beeinflusst das Wetter, den Pollenflug und in der Folge auch die Gesundheit. Denn die Allergenität und die Empfindlichkeit für rhinovirale Infektionen können durch hohe Pollenkonzentration gesteigert werden. Ebenso steht die Pollenkonzentration und die Infektionsrate von SARS-CoV-2 im Zusammenhang, denn die Pollen wirken als Triggerfaktoren und können die SARS-CoV-2-Infektion antreiben. Noch in diesem Jahr wird ein Update zur ­S2k-Leitlinie SIT erwartet. dcr

Session „Wie wandelt sich die Allergie durch den Klimawandel?“ der Sektion der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie (DGAKI) und Arbeitsgemeinschaft Allergologie

Akne, Rosazea und Non Melanoma Skin Cancer

Neue Highlights in der Therapie

Bei Akne mit Stammbeteiligung bewirkt Trifaroten eine deutliche Abnahme der Läsionen, dazukommt eine gute Adhärenz. Die Behandlung der aktinischen Keratose kann durch künstliches Tageslicht ergänzt werden. Einer Verschlimmerung der Rosazea-Symptome wirkt Ivermectin entgegen.

Trifaroten, das Retinoid der vierten Generation, ist zur Behandlung der Akne mit Stammbeteiligung geeignet, so Univ.-Prof. Dr. med. Ulrike Blume-Petytavi (Berlin) anlässlich der 51. virtuellen DDG-Tagung. ­Reine Stammakne sei eher selten, sondern korreliere meist mit der Gesichtsakne. Entsprechend weist etwa die Hälfte der Aknepatienten Läsionen im Brust- und Rückenbereich auf. Die Herausforderung besteht darin, dass eine Stammbeteiligung vom Patienten meist nicht angesprochen wird und aufgrund der Hautdicke schwer zu behandeln ist. Zudem ist die klinische Datenlage limitiert und die Leitlinien beziehen sich explizit auf Gesichtsakne. Tatsächlich spricht das ­Gesicht besser auf eine systemische Therapie plus Benzylperoxid sowie auf systemisches Isotretinoin an. Anders beim Körperstamm, hier ist die Rezidivrate bei der Anwendung von systemischem Isotretinoin höher. Trifaroten bindet gezielt an den Retinsäure-Rezeptor-Gamma in den Keratinozyten, die 90 % dieses Rezeptortyps in der Haut enthalten, und beeinflusst die Zelldifferenzierung und die Entzündung. Trifaroten ist sicher, es akkumuliert nicht und zeigt eine sehr geringe systemische Exposition. Bei Patienten von 9–17 sowie über 18 Jahren wurden keine zirkulierenden Metaboliten beobachtet. Wie die Ergebnisse der PERFECT-1- und -2-Studie zeigten, nahmen die entzündlichen Läsionen nach 12 Wochen Therapie (50  μg/g) im Gesicht um 66 % ab und im Stamm um 65 %. Die Adhärenz war hoch, fast zwei Drittel der Teilnehmer waren jünger als 18 Jahre [1]. Die Nebenwirkungen lagen unter der Stufe der milden Reaktion, v. a. bei der Initialtherapie. Langzeitdaten über 52 Wochen sind vorhanden. Cave: Wie bei jedem Retinoid ist auch hier eine Kontrazeption essenziell.

MAL-PDT in jedem Licht

Durch zunehmende Outdoor-Aktivitäten, Fernreisen und nicht zuletzt den demografischen Wandel steige die Prävalenz für Hauttumoren, berichtete Dr. med. Wolfgang Philipp-Dormston (Köln). Etwa 11,5 % der 60- bis 70-Jährigen sind von einer aktinischen Keratose (AK) betroffen. Daraus kann sich bei chronischer UV-Exposition ein Plattenepithelkarzinom entwickeln. So bestehe unabhängig vom Grad der Keratose eine „need to treat“. Die S3-Leitlinien zu AK und Plattenepithelkarzinom (PEK) empfehlen hier eine Tageslicht-PDT für nicht pigmentierte, einzelne oder multiple AK (Grad I–II nach Olsen) sowie bei Feldkanzerisierung im Gesicht und am Kapillitium. Wie eine klinische Prüfung zeigte, war die Tageslicht-PDT der klassischen PDT mit kaltem Rotlicht nicht unterlegen, sie wurde besser vertragen, war fast schmerzfrei und bequemer für die Patienten [2]. Eine wichtige Ergänzung dieser Therapie ist die Behandlung mit künstlichem Tageslicht (ADL-PDT). Die Vorteile: die Therapie ist wetterunabhängig und belastet nicht mit UV-Strahlung, sie zeigt eine höhere Reproduzierbarkeit und kann abgerechnet werden.

Rosazea: Dialog in der COVID-19-Pandemie

Die Krankheitsbelastung bei Rosazea sei ähnlich hoch wie bei Psoriasis mit Gesichtsbeteiligung, das zeige eine internationale Online-Befragung von Ärzten und Patienten im Zuge der BURDEN-Studie, berichtete Prof. Dr. med. Peter Arne Gerber (Düsseldorf). So unterschied sich der DLQI bei beiden Erkrankungen nicht signifikant. Auch mittelschwere bis schwere ­Depressionen waren prävalent, wie 73 % der Rosazea­patienten und 55 % der Psoriasispatienten berichteten. Während in der Arzteinschätzung die sichtbaren Symptome dominierten, war für die Patienten eher ein Stechen, Brennen oder Schmerzen belastend [3]. Das Behandlungsziel sollte daher eine objektive klinische Besserung bzw. eine Symptomverbesserung sein, die auch den Patienten zufriedenstellt. Ein aktuelles Problem sei das Maskentragen, so Gerber, denn dieses „köbnert“ eine Rosazea. Laut einer ­Online-Umfrage erleben 60 % eine Symptomverschlimmerung, vor allem Pickel, Pusteln und Rötung. 51 % haben die Maske benutzt, um ihre Rosazcea zu verstecken und 44 % gehen nicht mehr aus, um ­keine Maske tragen zu müssen. Ein ebenso hoher Prozentsatz hat die Behandlung zum Teil eigenmächtig geändert. Die Empfehlung lautet deshalb, die Belastung beim Dermatologen abzuklären und eine effektive und schnelle Therapie einzuleiten. Diese sollte konsequent bis zur Erscheinungsfreiheit eingehalten werden. Dabei garantiert IGA 0 eine längere Rezidivfreiheit, die fünf Monate im Vergleich zu IGA 1 ausmacht. Laut des Global Rosazea Consensus, eines Phänotyp-gesteuerten Behandlungsalgorithmus, wird bei leichten, mittelschweren und schweren entzündlichen Papeln und Pusteln eine topische Behandlung mit Ivermectin Creme 1 % empfohlen. Damit erreichten die Patienten schneller und effektiver eine IGA 0 als mit Metronidazol 0,75 % Creme. Die Therapieadhärenz ist hoch, da die Creme nur 1 x täglich aufgetragen wird. Wie die ANSWER-Studie bei schwerer Rosazea zeigte, war die Kombination von Ivermectin 1 % Creme und 40 mg Doxycyclin mit modifizierter Wirkstofffreisetzung der topischen Ivermectin-Monotherapie deutlich überlegen. Eine vollständige Erscheinungsfreiheit erreichten 11,9 % bzw. 5,1 %. Die Kombitherapie war auch deutlich vorteilhafter bei der Abheilung entzündlicher Läsionen (48,2 % vs. 39,3 %, ab Woche 4 bis zum Studienende nach 12 Wochen) [4].

Fazit:
Trifaroten eignet sich sowohl für die Therapie von Stamm- als auch von Gesichtsakne, wie Studiendaten zeigen. Im Vergleich zur klassischen PDT mit kaltem Rotlicht ist die Tageslicht-PDT besser verträglich, ist fast schmerzfrei und bequemer für die Patienten. Ergänzend kann die Therapie mit ADL-PDT eingesetzt werden, die u. a. wetter­unabhängig durchgeführt wird und eine höhere Reproduzierbarkeit aufweist. Die eingeschränkte Lebensqualität von Rosazeapatienten ist mit der der Psoriasispatienten vergleichbar. Wichtig ist bei der Therapiewahl, den Patienten miteinzu­beziehen, um beidseits ein zufriedenstellenes ­Behandlungsziel zu erreichen. dcr

1 Tan J et al., J Am Acad Dermatol 2019; 80: 1691–1699
2 Rubel DM et al., Br J Dermatol 2014; 171: 1164–1171
3 Beyond the visible online report, BMJ Hosted Website (http://hosted.bmj.com/rosaceabeyondthevisible), last accessed: March 2021
4 Schaller M et al., J Am Acad Dermatol 2020; 82(2): 336–343
Industriesymposium „Neue Highlights in der Therapie von Akne, Rosacea und NMSC“ (Veranstalter: Galderma Laboratorium GmbH)

Dimethylfumarat

Praxisdaten von Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis

Daten mehrerer nicht interventioneller Studien wurden auf der DDG präsentiert. Sie zeigen eine hohe Effektivität der konventionellen Systemtherapie mit DMF bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis, die ein Jahr lang behandelt werden, sowie eine starke Wirksamkeit auch bei Sonderlokalisationen der Psoriasis.
Während Patienten mit leichter Psoriasis in der Regel vor allem topische Therapien benötigen, ist bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis zusätzlich eine Systemtherapie angezeigt. Diese soll Patienten mit ausgedehnten, dicken, geröteten, stark schuppenden oder juckenden Läsionen helfen, eine rasche und nachhaltige Besserung zu erreichen. Bei einem von Almirall unterstützten Symposium stellte Prof. Dr. med. Sascha Gerdes (Kiel) zwei nicht interventionelle Studien (NIS) vor, an denen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis unter Systemtherapie mit Dimethylfumarat (DMF) teilnehmen. So umfasst die aktuelle Interimsanalyse der SKILL-Studie die Daten von bisher 676 Patienten. Von diesen wiesen 37 % einen vollständigen Datensatz bis Woche 52 auf. 19 % hatten noch unvollständige Daten und 44 % hatten die Behandlung vor Ablauf des ersten Jahres beendet. Gerdes berichtete: „Die Patienten, die in Woche 52 noch immer unter DMF-Therapie standen, profitierten deutlich von der Behandlung.“ So hatten 69,3 % dieses Kollektivs einen absoluten PASI < 5 erreicht und 55,6 % einen PASI < 3 (Analyse nach LOCF-­Methode). Bei Betrachtung nur der beobachteten Fälle waren es sogar 85,3 % bzw. 69,8 % (Analyse „as observed“). Auch der Befund am Kapillitium, an Handflächen und Fußsohlen sowie an den Nägeln besserte sich bei den Patienten, die bei Studieneinschluss solche Manifestationen hatten. So waren bei fast jedem zweiten Patienten mit Nagelbefall schon in Woche 24 die Nägel abgeheilt; weitere 25 % hatten nur noch leichte Nagelsymptome [1]. In die UP-SKIL-Studie wurden nur mit DMF behandelte Patienten eingeschlossen, die Upgrade-Kriterien aufwiesen – meist sichtbare oder therapieresistente Läsionen und/oder einen Kopfhautbefall. Gerdes stellte den Verlauf nach 24 Wochen vor: ­Sowohl der durchschnittliche PASI der Patienten als auch der Anteil der betroffenen Körperoberfläche (laut BSA) und die ärztliche Bewertung der Erkrankung (laut PGA) hatten sich deutlich verbessert. Dies galt auch und gerade für die sichtbaren Läsionen und für die Kopfhaut. Bei mehr als der Hälfte der Patienten war die Lebensqualität durch die Psoriasis nur noch wenig beeinträchtigt (DLQI ≤ 5), bei jedem fünften war sie praktisch gar nicht mehr beeinflusst (DLQI 0/1). Die Verträglichkeit von DMF entsprach den Beobachtungen in den Studien, so Gerdes. sr

1 Gerdes S et al., DDG-Jahrestagung, 14.–17. April 2021, Poster # 033
Industriesymposium „Auf und unter der Haut – Relevantes für die Praxis jenseits der Antikörper“ (Veranstalter: Almirall Hermal GmbH)

Plaque-Psoriasis

Tildrakizumab auch in Praxisstudien effektiv und sicher

Tildrakizumab hat sich in aktuellen Praxisstudien bewährt: Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis – mit oder ohne Upgrade-Kriterien – erreichen mit einer Injektion alle 12 Wochen in der Erhaltungstherapie mehrheitlich einen absoluten PASI-Wert < 3 und in etwa der Hälfte der Fälle einen PASI < 1 bis Woche 28.

Tildrakizumab, ein Interleukin(IL)-23-Antikörper, war in den Phase-III-Studien reSURFACE 1 und 2 signifikant wirksamer als Placebo oder Etanercept und dabei allgemein gut verträglich. Responder, die in Woche 28 eine PASI-75-Reduktion erzielt hatten, profitierten in den offenen Verlängerungsstudien fast durchweg auch noch nach fünf Jahren, berichtete Prof. Dr. med. Ulrich Mrowietz (Kiel) bei einem Online-Symposium auf der DDG-Jahrestagung [1].

Therapieeffekt unter Alltagsbedingungen

In die von PD Dr. med. Athanasios Tsianakas ­­(Bad Bentheim) vorgestellte nicht interventionelle Studie (NIS) TILOT sollen etwa 900 erwachsene Patienten eingeschlossen werden, die von ihrem Arzt aufgrund mittelschwerer bis schwerer Psoriasis Tildrakizumab erhalten. Die Beobachtungszeit umfasst drei Jahre. Die Daten der ersten 128 Teilnehmer über 28 Wochen zeigen: Auch unter Praxisbedingun­gen profitieren die Patienten deutlich von der Anwendung des ­IL-23-Inhibitors. Hier besserte sich der mittlere PASI von 18,0 auf 3,1, also um 83 % (nach LOCF-Methode), die Body Surface Area (BSA) von 29,5 auf 7,9 und der Dermatology Life Quality Index (DLQI) von 14,8 auf 4,1, erklärte Tsianakas. 81,2 %, 63,0 % bzw. 44,4 % der Patienten hatten in Woche 28 einen absoluten PASI < 5, < 3 bzw. < 1. Bei Patienten mit Kopfhaut- oder Nagelbefall oder Juckreiz besserten sich auch diese Symptome mehrheitlich sehr deutlich. Fast immer wurde für diese Therapieerfolge nur die Standarddosis von 100 mg Tildrakizumab (in Woche 0, Woche 4 und danach alle 12 Wochen) ­benötigt. Mrowietz stellte darüber hinaus die „Kieler Tildrakizumab-Kohorte“ (KTC) vor, eine akademisch initiierte prospektive Kohortenstudie. Die hier eingeschlossenen Patienten hatten einen mittleren PASI von „nur“ 8,6, jedoch erschwerende Kriterien wie eine ausgeprägte Therapieresistenz oder aber Läsionen, die wegen ihrer Lokalisation deutlich sichtbar und/oder besonders belastend sind.

Zulassungsstudien bestätigt

Die Therapieerfolge der KTC in Woche 28 (n = 82) waren ähnlich wie in den Zulassungsstudien: Einen PASI < 5, < 3 bzw. < 1 erreichten 96,3 %, 89,0 % bzw. 50,0 % der Teilnehmer. Neben dem PASI besserten sich auch BSA, Juckreiz und Lebensqualität. Es wurden keine neuen behandlungsbedingten Nebenwirkungen gesehen, und die Therapiepersistenz sei – wohl aufgrund des langen Injektionsintervalls – sehr hoch, so Mrowietz. sr

1 Thaçi D et al., Br J Dermatol 2021 (preprint)
Industriesymposium „Irre relevant oder irrelevant? Bedeutung von ‚Real-World-Evidenz‘ für die Versorgung der Psoriasis im Praxisalltag“ (Veranstalter: Almirall Hermal GmbH)

Atopische Dermatitis

Neuer Oraler JAK1-Inhibitor in der Pipeline

Abrocitinib ist ein neuer oraler JAK1-Hemmer, der in aktuellen Studien bei Jugendlichen mit schwerer atopischer Dermatitis das Hautbild und den Juckreiz signifikant verbesserte. Diese Studiendaten wurden u. a. auf der virtuellen DDG-Tagung vorgestellt.
Außer Kortikosteroiden mit bekannt enger therapeutischer Breite gab es bis vor wenigen Jahren keine systemischen Therapien für Patienten mit atopischer Dermatitis. Doch die immunologische Forschung macht nun Riesenschritte: 2017 kam mit Dupilumab das erste Biologikum, ein Interleukin(IL)-4/IL-13-Hemmer, für die besonders schwer von der chronischen Entzündung Betroffenen auf den Markt. Andere Interleukin-Hemmer sind gefolgt. Jetzt steht eine neue Substanzgruppe im Fokus der Entwicklung: Die Januskinase(JAK)-Inhibitoren, die bereits bei der rheumatoiden Arthritis erfolgreich eingesetzt werden. Prof. Dr. med. Kamran Ghoreschi (Berlin) erläuterte die Funktionsweise der JAK (JAK1, JAK2, JAK3 und Tyrosinkinase 2): Erreicht ein Zytokin seine Zielzelle, bindet es an den Rezeptor auf der Zelloberfläche. Infolge dieser Bindung lagen sich je zwei JAK zu einem Dimer zusammen und es beginnt eine gegenseitige Phosphorylierung. Diese Phosphorylierung erzeugt in der Zelle Bindungsstellen für die STAT (Signal Transducers and Activators of Transcription), welche sich in der Nähe der JAK aufhalten. Nun wird der STAT durch die JAK ebenfalls phosphoryliert und es kommt zu einer Konformationsänderung innerhalb des STAT. Es bildet sich ein Dimer aus den beiden STAT, welches dann abdissoziiert und seinen Weg zum Zellkern antritt. Dort beeinflusst es die Gentranskription der proinflammatorischen Zytokine. Werden nun die JAK gehemmt, setzt man noch weiter an der Wurzel der Entzündungsreaktion an. Und das funktioniert klinisch bereits bei rheumatoider Arthritis, aber auch bei atopischem Ekzem. Baricitinib wurde Ende vergangenen Jahres auch für die Behandlung von Erwachsenen mit mittelschwerer und schwerer atopischer Dermatitis zugelassen. Ein weiterer JAK1-Inhibitor ist nun in der Pipeline: Die vor Kurzem veröffentlichten Daten der Phase-III-Studie mit Abrocitinib zeigten sehr vielversprechende Ergebnisse bei Jugendlichen ab einem Alter von 12 Jahren und Erwachsenen, wie Prof. Dr. med. Diamant Thaçi (Lübeck) berichtete. Die Patienten erhielten oral entweder Abrocitinib 100 mg, 200 mg oder Placebo 1 x täglich über einen Zeitraum von 12 Wochen. Der primäre Endpunkt mit einer Verbesserung des EASI um 75 % wurde von 40 % der Patienten in der 100-mg-Gruppe und 63 % der Patienten in der 200-mg-Gruppe erreicht – in der ­Placebogruppe waren es nur 12 %. Nach 12 Wochen kam es auch zu einer signifikanten Verbesserung des Juckreizes um mindestens vier Punkte auf der Juckreizskala bei 38 % der Patienten in der 100-mg- und 57 % der Patienten in der 200-mg-Gruppe, verglichen mit 15 % in der Placebogruppe. Das Nebenwirkungsspektrum umfasst ähnlich den anderen JAK-Inhibitoren Infektanfälligkeiten, Übelkeit, rezidivierende Herpes(simplex)-Infektionen und gastrointestinale Beschwerden [1]. arf

1 Simpson EL et al., Lancet 2020; 396(10246): 255–266
Industriesymposium  „Aktuelles zur atopischen Dermatitis“ (Veranstalter: Pfizer Pharma GmbH)

Atopische Dermatitis und Prurigo nodularis

Nemolizumab hilft gegen Juckreiz und Entzündung

Nemolizumab hemmt das Interleukin 31 und damit einen der wichtigsten immunologischen Treiber des Juckreizes. Nach ersten klinischen Erfolgen bei Prurigo nodularis zeigen aktuelle Studien auch den klinischen Nutzen bei atopischer Dermatitis.
Die Ursache für chronischen Pruritus ist noch immer nicht vollständig geklärt. Bei der immunologischen Erforschung dieses Teufelskreises, des Juck-Kratz-Zyklus, hat sich herauskristallisiert, dass Interleukin 31 (IL-31) dabei eine Schlüsselrolle zukommt. Unter anderem befördert IL-31 durch seinen direkten Einfluss auf die kleinen Nervenenden in der Haut den Juckreiz. Nachweisen lässt sich dies beispielsweise durch den um das 50-Fache erhöhten Gehalt an IL-31 in den Läsionen bei Prurigo nodularis. Wie gut sich die Funktionen des IL-31 hemmen lassen und damit den von Juckreiz gequälten Patienten hilft, erläuterte Prof. Dr. med. Sonja Ständer (Münster). In einer Phase-II-Studie erhielten 70 Patienten mit schwerer Prurigo nodularis alle vier Wochen eine subkutane Injektion mit Nemolizumab (Dosis 0,5 mg/kg) oder Placebo [1]. Nach zwölf Wochen war in der Verumgruppe der Juckreiz im Vergleich zum schwersten Juckreiz-Wert vor der Therapie (gemessen an der von 0–10 reichenden numerischen Juckreizskala PP-NRS) um 5,2 Punkte (63 %) zurückgegangen, in der Placebogruppe nur um 1,7 Punkte (20 %). Der Effekt hielt auch noch mindestens weitere zehn ­Wochen nach der letzten Injektion an. Auch die ­Läsionen heilten laut Befund der Untersucher fast vollständig oder vollständig ab (IGA 0/1): bei 38 % in der Verum- und nur 5,6 % in der Kontrollgruppe. Derzeit läuft eine Phase-III-Studie, um diese positiven Ergebnisse zu verifizieren. Doch nicht nur die Läsionen der Prurigo nodularis heilen unter Nemolizumab, auch das Hautbild bei atopischer Dermatitis (AD) bessert sich, wie Prof. Dr. med. Thomas Werfel (Hannover) berichtete [2]. In einer Phase-IIb-Studie mit 226 AD-Patienten, die unter schwerem nicht mit topischen Mitteln beherrschbarem Juckreiz litten, wurden verschiedene Dosierungen (10, 30, 90 mg) Nemolizumab oder Placebo alle vier Wochen subkutan injiziert. Dabei wurden der Eczema Area and Severity Index (EASI), die numerische Pruritus-Ratingskala (PP-NRS) sowie das Investigator‘s Global Assessment (IGA) bewertet. Das Ergebnis: Nemolizumab verbesserte die EASI-, IGA- und NRS-Juckreiz-Scores, wobei sich die 30-mg-Dosis als effektivste herausstellte. Zudem reduzierte sich in der Verumgruppe der EASI-Score in Woche 24 um 68,8 %, unter Placebo um 52,1 % (p = 0,016). Bereits in Woche 4 konnten die Dermatologen bei einem Drittel der Patienten in der Verumgruppe mit 30 mg Nemolizumab keine oder nur mehr geringe AD-Läsionen (IGA 0/1) feststellen; bei Placebo belief sich dieser Wert auf 12,3 % (p = 0,008). Die PP-NRS-Scores ­verbesserten sich für 30 mg Nemolizumab im Vergleich zu Placebo in Woche 16 (-68,6 % vs. -34,3 %, p < 0,0001). Dabei war Nemolizumab sicher und gut verträglich. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse waren Infektionen der oberen Atemwege. arf

1 Ständer S et al., N Engl J Med 2020; 382: 706–716, doi: 10.1056/NEJMoa1908316
2 Silverberg J et al., Journal of Allergy and clinical Immunology 2020, 145(1): 173–182, doi: 10.1016/j.jaci.2019.08.013
Industriesymposium „Atopische Dermatitis & Prurigo nodularis: Krankheitssymptome und therapeutische Optionen“ (Veranstalter: Galderma Laboratorium GmbH)

Hautkrebs

Sonnenschutz nützt in jedem Alter

Die Hautschäden durch UV-Strahlung werden schon in der Jugend gesetzt, das gesamte Erwachsenenalter besteht ein Melanomrisiko abhängig von der Zahl der Sonnenbrände. Im Alter steigt durch die kumulativen UV-Schäden plus Niedergang des Immunsystems das Risiko für hellen Hautkrebs.
Dass mit Sonnenbädern das Hautkrebsrisiko steigt, ist bekannt. Dies beginnt bereits im Kindesalter. Laut Dr. med. Claas Ulrich (Berlin) werden bereits vor dem 18. Lebensjahr 80 % der Sonnenschäden gesetzt.

Weniger Hautkrebs durch Sonnenschutz

Ulrich zitierte u. a. zwei Langzeitstudien aus dem sonnenreichsten Ort Nambour in Queensland ­(Australien). Hier wurden jeweils zwei Gruppen gebildet: eine mit täglicher Sonnencreme-Anwendung an Händen, Nacken, Armen und Gesicht, die andere konnte ihren Sonnenschutz nach eigenem Gut­dünken betreiben. Nach zehn Jahren konnte eine signifikant geringere Inzidenz von Melanomen in der Gruppe mit regelmäßiger Sonnencreme-Anwendung registriert werden. Bei der Studie zu den hellen Hautkrebsentitäten (Basaliom, Plattenepithelkarzinom) fand man bereits nach fünf Jahren in der Lichtschutzgruppe signifikant weniger Basalzell- und Plattenepithelkarzinome als in der Kontrollgruppe.

Heller Hautkrebs im Fokus

Die Formen des hellen Hautkrebses sind in den vergangenen Jahren in den Fokus gerückt. In Deutschland erkranken jedes Jahr schätzungsweise etwa 260.000 Menschen neu an nicht melanozytärem Hautkrebs (NMSC). Etwa 1,7 Millionen Menschen befinden sich hierzulande wegen der Präkanzerose aktinischer Keratose (AK) in Behandlung. Hauptursache der AK ist die langjährige kumulierte UV-Exposition. Entsprechend finden sich AK überwiegend bei Älteren, vor allem Männern. Für die AK-Entstehung spielt die Sonne gleich eine doppelte Rolle: UV-Licht setzt DNA-Schäden und wirkt zugleich immunsuppressiv. Im Alter kommt noch die physiologische Abschwächung des Immunsystems hinzu. Eine besondere Bedeutung in Sachen Abwehrsystem der Haut haben die Langerhans-Zellen – eine Untergruppe der dendritischen Zellen, die die Killerzellen des angeborenen Immunsystems dazu anregen, DNA-geschädigte Keratinozyten zu eliminieren. Wie Ulrich erläuterte, sinke unter dem Einfluss von UV-Strahlung das Vorkommen der Langer­hans-Zellen in der Epidermis, und ihre Aktivität wird gedrosselt. Damit wird auch die Erkennung und Beseitigung geschädigter Keratinozyten vermindert, was zur AK und in der Folge zum Plattenepithelkarzinom führen kann.

Immunsystem stabilisieren

Zum Schutz vor sonnenbedingten Hautschäden sowie zur Prävention von aktinischer Keratose und weißem Hautkrebs ist ein hochwirksamer Sonnenschutz essenziell. Ein sehr hoher UV-A- und UV-B-Schutz (z. B. Lichtschutzfaktor [LSF] 100) mit einer Kombination aus UV-A-, UV-B- und Breitbandfiltern kann die UV-bedingte Zellschädigung der Keratinozyten reduzieren und dazu beitragen, das hauteigene Immunsystem aufrechtzuerhalten. arf

Industriesymposium „Eucerin: p53 & BK 5103 – Ist der Zusammenhang Immunsystem, Hautkrebs & Job SONNENklar?“ (Veranstalter: Eucerin)

Dermatoonkologische Versorgung und COVID-19

„Elektive“ Maßnahmen nicht zu lange aufschieben!

Die COVID-19-Pandemie beeinträchtigt die Gesundheitsversorgung unmittelbar durch die notwendige Betreuung schwer erkrankter COVID-19-Patienten, aber auch indirekt durch veränderte Bedingungen für das Management anderer Erkrankungen. Dies birgt das Risiko folgenschwerer Verzögerungen in Diagnose und Therapie.

Prof. Dr. med. Julia Welzel (Augsburg) beschrieb einen deutlichen Rückgang der Konsultationen in Klinik und Ambulanz schon während der ersten ­COVID-19-Pandemiewelle: Viele Patienten hatten im Frühjahr 2020 aus Sorge vor Ansteckung ihre Hautarzttermine abgesagt. Eine Ad-hoc-Umfrage unter den am Symposium teilnehmenden Dermatologen bestätigte diesen Trend: Sie zeigte bei den meisten Teilnehmern (57 %) einen Rückgang der Patientenzahl seit Beginn der Pandemie.
Umgekehrt hatten viele Kliniken im Frühjahr 2020 entschieden, wegen der COVID-19-bedingt begrenzten Kapazitäten und wegen des Infektionsrisikos elektive – auch dermatologische – Interventionen für einige Wochen bis Monate auszusetzen. „Die dringliche Chirurgie bei Melanomen, Merkelzellkarzinomen und Hochrisiko-Plattenepithelkarzinomen lässt sich jedoch nicht lange aufschieben“, gab Welzel zu bedenken. Auch eine Basalzellkarzinom-OP sowie Nachexzisionen und Sentinel sollten nicht zu lange verzögert werden, jedenfalls nicht monatelang. Eine Verschiebung oder Unterbrechung medikamentöser Systemtherapien sei für die meisten Hautkrebspatienten ebenfalls nicht ratsam, wobei immer individuell entschieden werden müsse, so Welzel. Dennoch hatten sogar Hautkrebspatienten im Frühjahr 2020 wegen der Furcht vor einer COVID-19-­Infektion ihre Termine in der Hautklinik abgesagt oder versäumt.

Hautkrebs-Checkup nicht vernachlässigen

Ein weiteres wichtiges Thema im Umfeld der Pandemie ist das Hautkrebsscreening: Gerade dieser wichtige Vorsorgetermin wurde von den Patienten im Frühjahr 2020 deutlich seltener in Anspruch genommen, wie KV-Zahlen zeigen. Das führte erwartungsgemäß zu einer geringeren Zahl gemeldeter Hautkrebsfälle [1]. Da die Erkrankungszahlen per se sicherlich nicht sinken, sind nun mehr Patienten in fortgeschrittenen Hautkrebsstadien zu erwarten, befürchtet Welzel. Die Hälfte der Symposiumsteilnehmer beobachtet dies tatsächlich bereits in der täglichen Praxis, wie die Ad-hoc-Umfrage zeigte. Auch eine kürzlich publizierte Studie geht in diese Richtung: Sie zeigt bei Männern sowie bei Patientinnen und Patienten ab 50 Jahre in Italien eine signifikant höhere Dicke der gemeldeten Hautkrebsläsionen nach dem ersten Lockdown, verglichen mit der Zeit vor dem Lockdown [2]. Die Bereitschaft der Dermatologen zur Krebsvorsorge scheint jedenfalls ungebrochen hoch: Die Mehrheit der ad hoc befragten Hautärzte (56 %) führt weiterhin vollständige Ganzkörper-Screenings durch, wenn diese angezeigt sind; die übrigen 44 % lassen lediglich die Inspektion der Mundhöhle aus. Kein einziger Umfrageteilnehmer würde wegen der Pandemie Hautkrebs-Screenings ablehnen oder erst abwarten, bis die Patienten aus Sorge wegen vorhandener Hautläsionen selbst nachfragen. sr

1 Jacob L et al., Cancers (Basel) 2021; 13
2 Ricci F et al., JEADV 2020; 34: e778–e779
Industriesymposium „Update dematologische Onkologie“ (Veranstalter: Almirall Hermal GmbH)

Schuppenflechte

Neues Biologikum am Horizont

Mit dem neuen noch in der Zulassung befindlichen Antikörper gegen IL-17A/F könnte sich die Palette der Therapieoptionen bei Schuppenflechte bald erweitern. Die Phase-III-Studiendaten sind vielversprechend und auch im Head-to-Head-Vergleich überzeugt Bimekizumab.
Derzeit ist die Pathophysiologie der Psoriasis noch nicht vollständig aufgeklärt, aber man kommt ihr immer näher, sagte Prof. Dr. med. Kristian Reich (Hamburg). Ein immunologischer Schritt in der Entzündungskaskade ist die Produktion von Interleukin(IL)-23 durch die dentritischen Zellen. IL-23 regt seinerseits in den Th17-Zellen die Ausschüttung der IL-17-Familie (reicht von IL-17 A–F) an. Den verschiedenen Subtypen kommen im immunologischen Netzwerk unterschiedliche Aufgaben zu, wie der Dermatoimmunologe berichtete. IL-17A ist in gesunder Haut gar nicht vorhanden, wird aber bei Entzündung wie bei Schuppenflechte massiv hochreguliert, so Reich. IL-17F hat seine Aufgabe hauptsächlich bei der Abwehr von Hefepilzinfektionen, wirkt aber auch proinflammatorisch. Wünschenswert wäre für ein neues Antipsoriatikum also eine starke Hemmung von IL-17A und eine geringere des IL-17F, sodass die Entzündungsreaktion zwar gesenkt, die Pilzabwehr aber erhalten bleibt.

Kombination aus IL-17A und IL-17F wirkt

Das funktioniert auch bereits mit Bimekizumab, einem monoklonalen IgG1-Antikörper, wie Dr. med. Michael Sebastian (Mahlow) erläuterte. Die selektive Hemmung von IL-17F zusätzlich zu IL-17A unterdrückt Entzündungsprozesse zu einem größeren Ausmaß als die alleinige Inhibition von IL-17A.
In BE READY, der zulassungsrelevanten, randomisierten Phase-III-Studie wurden 435 Psoriasispatienten entweder Bimekizumab 320 mg alle vier Wochen oder Placebo subkutan injiziert. Das Ergebnis: über 90 % der Bimekizumab-Patienten erreichten einen PASI 90 und 68,2 % eine vollständige Haut-Clearance (alle p < 0,001). Und der Erfolg hielt an: in Woche 56 hatten 86,8 % immer noch einen PASI 90.

Erfolg auch im Head-to-Head-Vergleich

Sebastian berichtete auch über BE VIVID, einen direkten Vergleich mit dem bereits seit 2009 für Psoriasis zugelassenen Antikörper Ustekinumab, der gegen IL-12 und IL-23 gerichtet ist. Darin wurden 567 Patienten mit moderater bis schwerer Psoriasis 52 Wochen lang entweder mit Bimekizumab, ­Ustekinumab oder Placebo behandelt.
Bei der Untersuchung nach 16 Wochen hatten 85 % der Patienten unter Bimekizumab eine 90%ige Verbesserung ihrer Erkrankung (PASI 90) erreicht – in der Ustekinumab-Gruppe waren es nur 50 %, und 5 % unter Placebo. Der Unterschied von 35 Prozentpunkten zwischen den ersten beiden Gruppen war hochsignifikant.
Und auch hier hielt die Wirkung an: In Woche 52 blieb unter Bimekizumab die Haut-Clearance erhalten. PASI 100 wurde von 64,2 % der Bimekizumab-­Patienten erreicht, und von 38 % der Ustekinumab-Patienten (nominaler p-Wert < 0,001). arf

Industriesymposium „Innovationen 2021 – Biologika­therapien der Zukunft“ (Veranstalter: UCB Pharma GmbH)

Schwere Psoriasis

Biologikatherapie in der Schwangerschaft? Das geht!

Aus Angst, dem Kind zu schaden, verzichten viele Psoriatikerinnen in der Schwangerschaft auf eine systemische Therapie und nehmen dafür eine Verstärkung ihrer Schuppenflechte in Kauf. Das müssen sie aber nicht, denn es geht beides: Psoriasis therapieren während der Schwangerschaft und in der Stillzeit. Frauen mit Psoriasis überlegen es sich gut, ob sie ein Kind bekommen wollen. Die Schwangerschaftsrate der Psoriatikerinnen ist im Vergleich zu Hautgesunden etwa um 15 % niedriger und auch die Zahl der Lebendgeburten liegt um etwa 30 % unter der der Hautgesunden, berichtete Dr. med. Sandra Philipp (Oranienburg).
Die Befürchtungen der Frauen mit Schuppenflechte sind vielfältig:
- Sie könnten ihre Erkrankung an das Kind weitergeben.
- Eine Behandlung, vor allem eine systemische, während der Schwangerschaft könnte dem Baby schaden.
- Ihre Erkrankung wird wegen der Schwangerschaft erst gar nicht behandelt.
- Sie gehen eine Risikoschwangerschaft ein.
Werden Psoriatikerinnen doch schwanger, so stellt sich bei gut der Hälfte eine Besserung der Erkrankung ein (vor allem im ersten und zweiten Trimester), bei 45 % bleiben die Symptome gleich oder verschlechtern sich.

Ungünstiger Schwangerschaftsverlauf

Frauen mit Schuppenflechte haben ein höheres ­Risiko für einen ungünstigen Schwangerschaftsverlauf. So entwickeln sie häufiger eine Präeklampsie oder einen Schwangerschaftshochdruck. Auch das Geburts­gewicht der Babys liegt unter dem der Kinder von Frauen ohne chronisch-entzündliche Erkrankung. ­Zudem kommt es bei den Psoriatikerinnen häufiger zu moderaten Frühgeburten (32.–36. Woche). Im Prinzip gilt: Je schwerer die Erkrankung, desto höher das Risiko für einen ungünstigen Schwangerschafts-Outcome. Nach Philipp unterstreichen diese Daten die Notwendigkeit einer guten Therapieeinstellung, auch mit Biologika wie den TNF-alpha-Hemmern, vor und während der Schwangerschaft.

Schübe nach der Geburt

Auch nach der Niederkunft reißen die Probleme für die Schuppenflechte-Patientinnen nicht ab: es kommt bei 65 % zu postpartalen Schüben an der Haut, (40 % bei Psoriasis-Arthritis). Das bedeutet für die frischgebackenen Mütter meist, sich zwischen Stillen oder systemischer Psoriasisbehandlung ­entscheiden zu müssen.

Certolizumab kaum plazentagängig

Doch es geht beides, wie Dr. med. Nina Magnolo (Münster) berichtete. Mit dem TNF-alpha-Blocker Certolizumab pegol kann laut Leitlinie bei schwerer Psoriasis die Behandlung sowohl in der Schwangerschaft als auch während der Stillzeit fortgesetzt ­werden. Certolizumab pegol ist ein pegyliertes ­Fab-Fragment eines rekombinanten humanisierten monoklonalen Anti-TNF-alpha Antikörpers. Da ­Certolizumab pegol keinen Fc-Anteil hat, ist es kaum plazentagängig. Auch in die Muttermilch geht der Wirkstoff kaum über, so Magnolo. Die Therapie mit Certolizumab pegol lohnt sich: Langzeitstudien belegen eine stabile Besserung des Hautbildes (PASI 75) und der Beschwerden bei ­Psoriasis-Arthritis. arf

Industriesymposium „Patientenorientierte Versorgung in der Psoriasistherapie“ (Veranstalter: UCB Pharma GmbH)

No items found.
Lesen Sie mehr und loggen Sie sich jetzt mit Ihrem DocCheck-Daten ein.
Der weitere Inhalt ist Fachkreisen vorbehalten. Bitte authentifizieren Sie sich mittels DocCheck.
- Anzeige -

Das könnte Sie auch interessieren

123-nicht-eingeloggt