Die Endometriose zählt zu den häufigsten benignen gynäkologischen Erkrankungen. In Deutschland liegt die Inzidenz bei ca. 3,5 pro 1.000 Frauen – rund 32.000 stationäre Behandlungsfälle wurden 2022 erfasst. Aufgrund subklinischer Verläufe und diagnostischer Untererfassung ist von einer erheblichen Dunkelziffer auszugehen. Nun wurde die S2k-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Endometriose“ aktualisiert. Ihr Ziel: Die Standardisierung evidenzbasierter Diagnostik und Therapie sowie die Unterstützung gemeinsamer Entscheidungsfindung und Versorgungsqualität.
Die transvaginale Sonographie gilt weiterhin als primäres diagnostisches Instrument –aufgrund ihrer hohen Sensitivität, Spezifität und Verfügbarkeit. Damit lassen sich u.a. Adenomyosis uteri, ovariell-zystische Veränderungen sowie tiefe infiltrierende Herde zuverlässig erfassen.
Therapeutisch ist ein langfristiges, individualisiertes Vorgehen erforderlich. „Da weder Prävention noch kausale Therapieoptionen existieren, zielt die Behandlung auf Beschwerdelinderung, Vermeidung von Organschäden und funktionellen Einschränkungen sowie eine Verbesserung der Lebensqualität ab“, so Leitlinienkoordinator Dr. med. Sebastian D. Schäfer (Münster).
Basismaßnahmen umfassen hormonelle und – bei entsprechender Indikation – operative Verfahren. Die aktualisierte Leitlinie erweitert das Therapiespektrum u. a. um multimodale Ansätze, psychosomatische Aspekte sowie komplementäre Verfahren. Empfohlen werden z. B. regelmäßige körperliche Aktivität, physiotherapeutische Interventionen und bei Bedarf sexualmedizinische Beratung. „Operative Eingriffe sollen Beschwerden lindern und funktionelle Strukturen erhalten Standardzugang bleibt die Laparoskopie“, betont Prof. Dr. med. Uwe A. Ulrich (Berlin) in einer Pressemitteilung Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG).
Die Wahl der Therapie richtet sich nach Beschwerdebild, bisherigem Therapieverlauf, Organbeteiligung und Reproduktionswunsch. Laut PD Dr. med. Stefanie Burghaus (Erlangen) stellt die hormonelle Therapie in der Regel das Mittel der ersten Wahl dar; operative Maßnahmen sind primär bei komplexen Befunden oder unerfülltem Kinderwunsch indiziert.
Weitere Schwerpunkte der Leitlinie sind spezielle Konstellationen wie Endometriose in der Adoleszenz, bei Schwangerschaft und Geburt sowie die Abgrenzung gegenüber anderen chronischen Schmerzsyndromen. Auch Reha-Nachsorge, strukturelle Selbsthilfeangebote und patientenorientierte Schulungen werden adressiert – mit dem Ziel, Krankheitsbewältigung, Selbstmanagement und Lebensqualität nachhaltig zu fördern.
Pressemitteilung „Handlungsempfehlungen ermöglichen strukturierte Diagnostik und Therapie der Endometriose“. Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Berlin, 23.6.2025 (https://www.dggg.de/presse/pressemitteilungen-und-nachrichten/handlungsempfehlungen-ermoeglichen-strukturierte-diagnostik-und-therapie-der-endometriose).