- Anzeige -
Kongress-Ticker

Zeitgeist vs. Evidenz

Die Verhütung im Generationenwandel

Dr. rer. nat. Reinhard Merz

22.11.2022

Mit Prof. Dr. med. Patricia Oppelt (Erlangen), Prof. Dr. med. Thomas Römer (Köln) und Dr. med. Ludwig Baumgartner (Freising) diskutierte auch am DGGG ein bewährtes Team zum Generationenwechsel in der Verhütung. Per TED-Umfrage waren die Symposiumsteilnehmer dabei mit von der Partie.

Prof. Oppelt hatte die Moderation inne und stellte u. a. die Ergebnisse einer Instagram-Umfrage aus dem Jahr 2021 mit mehr als 6 000 Teilnehmerinnen vor, fast 95 % davon unter 25 Jahren. Die Zahl der Anwenderinnen einer hormonelle Methode (KOK, LNG-IUS) lag bei rund 65 %, das deckt sich mit anderen Erhebungen. Unter denen, die hormonfreie Kontrazeption bevorzugen, lagen weder die Angst vor dem Krebsrisiko oder Thrombosen oder Libidoverlust vorne, sondern die Sorge vor Stimmungsschwankungen. Insgesamt 58 % nannten diesen Grund, je jünger, desto mehr. Und auf die Frage, was sie primär mit hormonellen Verhütungsmethoden verbinden, nannten nur 34 % „hohe Verhütungssicherheit“, aber 51 % „verändertes Körpergefühl“. Die Frage nach der primären Informationsquelle beantworteten 34,4 % mit „Informationen von meiner Gynägolog*in“, aber 44,8 % mit „Berichte im Internet, Social Media und TV“. Das ist erschreckend? Im Saal lagen „Internet und Social Media“ sowie „Bekannte“ noch weiter vor der Frauenarztpraxis.

Was dagegen hilft sind Fakten. Dr. Baumgartner stellte aktuelle Ergebnisse zum KOK Estradiolvalerat/ Dienogest (E2V/DNG) vor. In einer großen Real-World-Studie waren 80 % der 18- bis 35-Jährigen 3–5 Monate nach dem Wechsel zufrieden. Er verwies darauf, dass die längere Estrogenphase und das kürzere hormonfreie Intervall bei E2V/DNG eine bessere kontrazeptive Effektivität bieten könnte als bei anderen KOK. Prof. Römer stellte Ergebnisse zur KYSS-Studie mit LNG-IUS vor. Die Zufriedenheit war insgesamt hoch, ohne Unterschiede in der Parität oder des Alters, die Abbruchrate war gering und es gab nur wenige unerwünschte Ereignisse.

Interessant waren die Diskussionen über Beratung und Beratungsqualität. Fast alle Teilnehmer an der Befragung im Auditorium beraten zu Kombinationspillen, estrogenfreien Pillen und zur Hormon­spirale (> Endokrinologie). Beim Kupfer-IUD und beim Verhütungsring sind es nur noch etwas mehr als die Hälfte davon, bei ­anderen Kontrazeptionsmethoden noch weniger. Die Ergebnisse der CoCo-Studie (Contraceptive Counselling) stellen den Frauenarztpraxen ein eher gutes Zeugnis aus, in der Instagram-Umfrage war nur etwa die Hälfte der Frauen mit der Beratung zufrieden. Auf die Frage „Äußerst du deine Bedürfnisse an die Verhütungsmethode proaktiv gegenüber deiner Gynäkolog:in?“ wählten 17,4 % die Antwort „Nein, die Gynäkolog:in soll doch mich beraten“, 20,7 % „Dafür ist meist zu wenig Zeit“ und 61,9 % „Ja, ich gehe immer vorbereitet in den Termin“. Wer es in der Beratung schafft, dieses ­Informationsverhalten zu beachten und aktiv zu adressieren, schafft es womöglich eher, seine ­Patientinnen vom Zeitgeist wieder in Richtung ­Evidenz zu bringen.

Lunchsymposium „Generationenwandel in der Vehütung: Zeitgeist vs. Evidenz“ (Veranstalter: Jenapharm GmbH & Co. KG)

Lesen Sie mehr und loggen Sie sich jetzt mit Ihrem DocCheck-Daten ein.
Der weitere Inhalt ist Fachkreisen vorbehalten. Bitte authentifizieren Sie sich mittels DocCheck.
- Anzeige -

Das könnte Sie auch interessieren

123-nicht-eingeloggt