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Fokus Naturmedizin

Lebensstilberatung, Phytotherapie und TCM

Naturmedizinische Ansätze in der Kinderwunschtherapie

Prof. Dr. med. Ingrid Gerhard und Dr. rer. nat. Reinhard Merz

17.2.2021

Neben den vielen schulmedizinischen Therapien von Fertilisationsstörungen, die wir Ihnen im Schwerpunkt dieser Ausgabe vorgestellt haben, gibt es auch eine Reihe von naturmedizinischen Ansätzen. Häufig erfüllt die Kombination beider Varianten den Kinderwunsch am besten.

Viele Frauen mit Kinderwunsch werden nervös, wenn nach einem halben Jahr der Schwangerschaftstest noch immer negativ ausfällt. Tatsächlich sind beim Menschen aber oft viele Versuche nötig, bis es nicht nur zur Befruchtung, sondern auch zu einer Geburt kommt.

Patientinnen zur Selbsthilfe anleiten

Viele Patientinnen müssen zunächst ihren Zyklus kennenlernen, um zu wissen, wann ihre fruchtbare Phase ist. Methoden der natürlichen Familienplanung wie Sensiplan sind nicht nur für die Kontrazeption geeignet. Sie eignen sich auch hervorragend zur Bestimmung der geeigneten Tage für die Empfängnis. Durch eine Selbstuntersuchung des Muttermundschleims können die Patientinnen weitere Hinweise auf den Tag des Eisprungs sammeln. Wichtig bei Kinderwunsch ist es abzuklären, dass keine Scheideninfektionen vorliegen. Bei einem optimalen Scheidenmilieu sind die Chancen für eine spontane Konzeption besser als bei einer Fehlbesiedelung der Scheide. Probiotika mit spezifischen H2O2-bildenden Milchsäurebakterien, die oral oder vaginal verabreicht werden, können den Prozess unterstützen. Auch der Lebensstil der Patientinnen spielt eine große Rolle. Stress ist nicht nur ein Libido-Killer, sondern beeinflusst auch die hormonellen Regelkreise und kann so negativen Einfluss auf die Fruchtbarkeit haben. Neben der Stressreduktion sollten Sie Ihren Patientinnen folgende Empfehlungen mit auf den Weg geben:

• Reduzieren Sie Alkohol und Kaffee, und sehr stark Süßigkeiten, Fleisch sowie Milchprodukte.
• Verzehren Sie viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte, besonders Nüsse und Hülsenfrüchte sowie Eier.
• Machen Sie eventuell eine Entgiftungskur und stabilisieren Sie Ihren Darm durch eine mikrobio­logische Therapie.
• Weder Unter- noch Übergewicht ist förderlich für eine Schwangerschaft.
• Gewöhnen Sie sich das Trinken von Kanne Bio Brottrunk an, denn in der Schwangerschaft tut er Ihnen gut und schützt Ihr Baby vor Neurodermitis und Co.
• Gehen Sie oft an die frische Luft, um Tageslicht auf die Haut zu bekommen und treiben Sie drei Stunden pro Woche moderaten Sport.
• Sorgen Sie für ausreichend und vor allem erholsamen Schlaf.

Wurde eine hormonelle Kontrazeption beendet, ist die Nahrungsergänzung mit verschiedenen Vitalstoffen ein Muss, denn Hormone können „Vitaminräuber“ sein. Sämtliche B-Vitamine, Magnesium, Zink, Vitamin C und Jod werden offenbar vermehrt verbraucht oder ausgeschieden. Jede Frau mit Kinderwunsch sollte ihren Vitamin-D-Spiegel im Blut kennen. Optimale Vitamin-D-Werte sollten dauerhaft über 45ng/ml Serum liegen, um gute Chancen auf eine Schwangerschaft zu haben. Eine Vitamin-D-Substitution wird bei allen Patientinnen empfohlen, die einen erheblichen Mangel aufweisen und darüber hinaus stark adipös und insulinresistent sind sowie über einen sehr geringen Gehalt an AMH (Anti-Müller-Hormon) verfügen [1]. Mehr zum Thema Mikronährstoffe finden Sie im Beitrag auf Seite 24.

Naturmedizinische Therapiemöglichkeiten der Frau

Störungen des Eisprungs, die sich in einer Gelbkörperschwäche oder seltener Regelblutung äußern, sind die Domäne der Naturheilkunde. Bei Gelbkörperschwäche und prämenstruellem Syndrom hilft in der Regel eine Kombination von Vitamin-B-Komplex mit Fischöl und Magnesium-Kalzium im Reha-Paket (hypo-A). Anschließend sollte idealerweise eine orthomolekulare Darmsanierung mit ODS 1K und ODS 2 (hypo-A) folgen. Spezifische Mikronährstoffpräparate, die von Kinderwunschexperten entwickelt wurden, gibt es für Patientinnen mit Autoimmunthyreoiditis, Endometriose, polyzystisches Ovarialsyndrom sowie für Kinderwunschpatientinnen im fortgeschrittenen Alter mit abnehmender Eizellqualität. Darüber hinaus eignen sich die kaskadenfermentierten Regulatessenzen Regulatpro Metabolic oder Rechtsregulat Bio zur Verbesserung hormoneller Ungleichgewichte. Extrakte aus den Früchten des Mönchspfeffers (Vitex agnus-castus), über drei bis sechs Monate kontinuierlich eingenommen, stabilisieren den Zyklus und verbessern die Schwangerschaftsrate. In einer systematischen Studienanalyse wurde die Evidenz für die Wirksamkeit und Sicherheit von Vitex-Extrakten aus den Ergebnissen von acht randomisierten kontrollierten Studien zusammengetragen. Bei latenter Hyperprolaktinämie zeigten sich die Vitex-Extrakte gegenüber einem Placebo effektiver in der Senkung der Thyrotropin-Releasing-Hormon-stimulierten Prolak­tinsekretion, der Normalisierung einer verkürzten ­Lutealphase und der Erhöhung des lutealen Progesteron- und 17ß-Estradiolspiegels [2]. Als Alternative, falls Mönchspfeffer nicht ausreicht: Kräutermixtur 106 F Frauenpower Tropfen in Alkohol 30 %. Inhalt: Ginseng, Rhodiola, Taigawurzel, Damiana, ­Cimicifuga, Jamswurzel, Storchenschnabel, indischer Spargel, Butea superba.  Auch Rosentau-Destillat (Kräutermixtur 14) in Alkohol 40 % als Spray unterstützt die innere Balance, um Angst und Nervosität einzudämmen, ohne müde zu machen. Die Mischung aus Passionsblume, Rose, Lavendel und Baldrian wirkt als Multitarget-Prinzip – die Kombination aus verschiedenen Kräutern mit der gleichen Wirkungsrichtung. Dosierung: 1–3x täglich 1–5 Sprühstöße auf die Zunge. Für Frauen, die trotz aller bisherigen therapeutischen Bemühungen nicht schwanger werden, lohnt sich ein Therapieversuch mit einem homöopathischen Organpräparat oder einer homöopathischen Zelltherapie. Auch Phytoestrogene spielen eine Rolle in der Reproduktionsmedizin, da sie unterstützend zur konventionellen fruchtbarkeitsfördernden Therapie mit Clomifencitrat eingesetzt werden können. Phytoestrogene von Cimicifuga racemosa wurden in einer Studie als phytotherapeutische Unterstützungsbehandlung zur Applikation von Clomifencitrat untersucht [3]. Die Autoren der Studie kommen zu dem Schluss, dass die Applikation des Phytoestrogens von C. racemosa zur Clomifencitrat-Induktion die Infertilität senken und die Schwangerschaftsrate bei Paaren messbar steigern kann. Bei Gebärmutterveränderungen, z. B. Myomen, Eileiterverschlüssen oder Endometriose steht immer das operative Vorgehen an erster Stelle (siehe Beitrag Seite 18–20 zur Fertilitätschirurgie). Mit naturheilkundlichen Methoden lässt sich dabei die Wundheilung unterstützen. Die systemische Enzymtherapie hilft, Verwachsungen zu verhindern (innovazym Plus, Innova Vital). Auch an die Unterstützung des Darms und seiner durch Operation und Antibiose gestörten Darmflora sollte gedacht werden.

Konzepte aus der fernöstlichen Medizin

In hohem Maße studienvalidiert sind kräutermedizinische Ansätze auf Basis der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) gegen Unfruchtbarkeit bei Frauen. Eine Metaanalyse über acht randomisierte kontrollierte Studien und 13 Kohortenstudien mit insgesamt 1 851 Frauen mit Unfruchtbarkeit [4] bestätigte eine 3,5-fach höhere Schwangerschaftswahrscheinlichkeit bei jenen Frauen, die über einen Zeitraum von vier Monaten mit traditioneller chinesischer Kräutermedizin (CHM) behandelt wurden (Odds Ratio = 3,5; 95%-KI 2,3–5,2; p < 0,0001). Dabei scheint die Beurteilung der Qualität des Menstruationszyklus, der für die TCM-Diagnose wesentlich ist, für eine erfolgreiche Behandlung der weiblichen Unfruchtbarkeit von grundlegender Bedeutung zu sein. Auch eine Reihe weiterer Metaanalysen bestätigen die schwangerschaftsfördernde Wirkung chinesischer Kräutermischungen und identifizieren darüber hinaus weitere günstige Effekte bezüglich der Fruchtbarkeit [5,6]. In anderen Studien konnten auch Hinweise auf eine fruchtbarkeitsfördernde Wirkung der Akupunktur gesammelt werden. Akupunktur moduliert das ovarielle neuroendokrine und endokrine System. Darüber hinaus existieren Hinweise, dass die Akupunktur zu einer gesteigerten Erfolgsrate im Zuge der In-vitro-Fertilisation mit Embryonentransfer (IVF-ET) führt. Wissenschaftler führen das auf eine Steigerung der Uterusdurchblutung bei gleichzeitiger Hemmung der Uterusmotilität zurück. Weiterhin günstig wirkt sich die angst-, depressions- und stresslösende sowie immunmodulierende Wirkung der Akupunktur aus [7]. Im Bereich der Reproduktionsmedizin gibt es zudem Hinweise darauf, dass die Akupunktur dann den größten Vorteil bringt, wenn sie am selben Tag wie der Embryonentransfer durchgeführt wird.

Die Autorin

Prof. Dr. med. Ingrid Gerhard
Albert-Überle-Straße 11
69120 Heidelberg

www.netzwerk-frauengesundheit.com

1 Dabrowski FA et al., Nutrients 2015; 7: 4139–4153
2 Van Die MD et al., Planta Med 2013; 79: 562–575
3 Shahin AY et al., Reprod Biomed Online 2008; 16: 580–588
4 Ried K et al., Complement Ther Med 2011; 19: 319–331
5 Ried K, Complement Ther Med 2015; 23: 116–128
6 Tan L et al., J Altern Complement Med 2012; 18: 1087–1100
7 Huang DM et al., Chin J Integr Med 2011; 17: 386–395

Bildnachweis: spline_x (iStockphoto)

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