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Fokus Naturmedizin

Mikrobiom

Polyphenole schützen die Mucosa

11.6.2025

Unverdaulich für den Wirt, Substrat für die Darmflora: Polyphenole wirken ähnlich wie Präbiotika und unterstützen das Milieu im Darm. Dass ein polyphenolreicher Holunder-Extrakt das Wachstum eines Bakteriums anregt, welches die Schleimhaut schützt, zeigte eine neue Studie.

Kennzeichen eines gesunden und stabilen Mikrobioms ist eine vielfältige Bakterienpopulation mit Spezies, die kurzkettige Fettsäuren vom Typ Acetat, Propionat und Butyrat bilden. Diese werden vom Darmepithel aufgenommen und regulieren die Proliferation und Differenzierung der Zellen, erhalten somit die Integrität der Mucosa. Da auch Polyphenole Ausgangsstoffe für die Synthese von kurzkettigen Fettsäuren sind, könnten die ringförmigen Moleküle die Kriterien für Präbiotika erfüllen, betont die „International Association for Probiotics and Prebiotics“ [1].

Wie sich ein polyphenolreicher Extrakt aus Holunderbeeren (mit 18 % Polyphenolen und 14 % Anthocyanidinen) auf die Bakterienvielfalt im Darm auswirkt, untersuchte eine Longitudinal-Studie bei 30 jungen, gesunden Personen [2]. Diese verlief über 9 Wochen in 3 Phasen. Während der dreiwöchigen Intervention nahmen die Teilnehmenden täglich 2 × 300 mg ­Holunderextrakt auf. Die Ernährung war ansonsten ausgewogen.

Veränderte Bakterien-Zusammensetzung

Der Polyphenol-Extrakt war gut verträglich; Frauen wie Männer schätzten ihre Gesundheit und Lebensqualität im oberen Drittel der 7-Punkt-visuellen Analogskala ein. Unmittelbar zu Beginn und nach Ende der Intervention fiel eine deutliche Verschiebung auf: Innerhalb der Supplementations-Gruppe stieg die Alpha-Diversität, die Artenvielfalt in einer Probe, in der ersten Woche deutlich an. Bis zum Ende der 4. Woche nahm die Anzahl der Species leicht zu, wobei die Werte sehr stark schwankten. Am häufigsten waren Bacteroides und Faecalibacterium. Auch der Diversitätsindex (Shannon-Index) erhöhte sich signifikant. Im Vergleich zu den Ausgangswerten wurden 36 verschiedene Genera und 71 verschiedene Spezies bestimmt, die die mikrobielle Ökologie grundlegend verändern. Das zeigte sich besonders zu Beginn der Supplementation in Woche 4 und dann in Woche 7. Die Arten Butyricicoccus, ­Fusobacterium und Ruminococcus stiegen vorübergehend an, Roseburia und Bifidobacterium verringerten sich. Besonders die Spezies Akkermansia nahm nachhaltig und auch während der Auswaschphase zu. Hier zeite sich eine signifikante Assoziation mit dem täglichen Verzehr von pflanzlichen Ölen. Akkermansia muciniphila ernährt sich vom Mucus der Darmschleimhaut und stimuliert damit die Regeneration des Epithels. Die schleimbildenden Epithelzellen verdichten sich und die Mucosa bleibt vital. Unter einer polyphenolreichen Ernährung blüht Akkermansia auf, obwohl es vermutlich keine eigenen Abbauenzyme besitzt. Denkbar sind Wechselwirkungen mit anderen Darmbakterien. Von den  Akkermansia-Stoffwechselprodukten ernährt sich wiederum Faecalibacterium prausnitzii. Das streng anaerob lebende Stäbchen bildet Butyrat, welches die Epithelzellen mit Energie versorgt und die Schleimbildung zusätzlich fördert [3].

  1. Gibson GR et al., Nat Rev Gastroenterol Hepatol 2017; 14: 491–502
  2. Reider S et al., J Pers Med 2022; 12: 1479
  3. Cani PD et al., Nat Rev Gastroenterol Hepatol 2022; 19: 625–37
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