Die Rübe, Beta vulgaris, enthält neben Vitaminen, Mineralien und Ballaststoffen auch Nitrat und Betalain. Die beiden Substanzen beeinflussen den Blutdruck, das Cholesterin sowie das Homocystein und wirken antioxidativ sowie antiinflammatorisch.
Dass die Bete rot gefärbt ist, liegt an Betalain und Betanin, sekundären Pflanzenstoffen, die zu den ungiftigen Alkaloiden und den Cyanen gehören. Daneben enthält die Rübe Folsäure sowie Eisen und liefert außerdem Eiweiß, Ballaststoffe, Kalium, Magnesium, Zink, Vitamin B und C. Die gesundheitlichen Vorteile einer pflanzenbetonten Ernährung sind zudem seit dem Wissen um die Vorteile der mediterranen Diät und der Dietary approches to stop Hypertension(DASH)-Diät in aller Munde.
Die rote Bete ist eine Kulturform der gemeinen Rübe, die mit dem Mangold verwandt ist. Ihre Inhaltsstoffe Betalain und Nitrat (NO3−) haben nicht nur einen leistungssteigernden Effekt im Sport, sondern sind auch kardiovaskulär wirksam. Daten weisen sogar darauf hin, dass der Verzehr von nitratreichen Lebensmitteln den Blutfluss in bestimmten Gehirnarealen fördert, die die Exekutivfunktion kontrollieren [1].
Der kardiovaskuläre Effekt funktioniert folgendermaßen: Das Nahrungsnitrat wird anteilig aus dem Blut in die Speicheldrüse aufgenommen und von den Bakterien im Mundraum zu Nitrit (NO2−) reduziert. Nitrit wird geschluckt, resorbiert und in den Kreislauf abgegeben. In den Geweben wird Nitrit zu Stickstoffoxid (NO) reduziert, welches die Weite der Blutgefäße reguliert. Auch in der Muskulatur ist Nitrat gespeichert. Wenn sich die Muskeln kontrahieren, öffnet sich der Nitrat-Nitrit-NO-Synthaseweg, an dessen Ende ebenfalls Stickstoffoxid gebildet wird [1].
Blutdruck- und cholesterinsenkend
Bei jüngeren Personen reduzierte die Supplementation von Betesaft effektiv den systolischen und/oder diastolischen Blutdruck [2]. Mehr noch, eine hohe Dosis des Saftes (500 ml rote Betesaft; entsprechend 1 400 mg Nitrat) hatte auf die arterielle Spannung einen ähnlichen Effekt wie sie von Antihypertonika bekannt ist. Die Wirkung hielt bis zu 24 Stunden nach dem Verzehr an. Ein solcher antihypertensiver Effekt wurde auch bei älteren Personen zwischen 60 und 70 Jahren beobachtet: Nach einer 3-tägigen Supplementation mit täglich 140 ml Betesaft (ungefähr 595 mg Nitrat) kam es zu einer signifikanten Abnahme des systolischen und diastolischen Blutdrucks [3]. Eine eigene Wirkung entfaltet das Pigment Betalain: Eine 2-wöchige Supplementation mit einem betalainreichen Extrakt (50 mg/Tag) senkte das Gesamtcholesterin, die Trigylceride und das Nicht-HDL-Cholesterin im Plasma von Nichtrauchern, die an der koronaren Herzerkrankung litten. Ebenso reduziert wurde das Verhältnis von TC/HDL-C und LDL-C. Außerdem beobachtete man, dass sich der systolische und diastolische Blutdruck bei der Gruppe, die das betalainreiche Supplement erhielt, signifikant verringerten [4]. Laut des Autorenteams könnte der antihypertensive Effekt des betalainreichen Supplements also durch reduzierte Homocysteinspiegel im Plasma vermittelt werden. Erhöhte Homocysteinwerte führen dagegen zu Schäden an den Zellen, verringern die Flexibilität der Gefäße und beeinflussen die Bildung vasodilatatorischer Faktoren – und fördern damit eine Hypertonie [4].
Antioxidativ und antientzündlich
Dass speziell der Rote-Bete-Farbstoff Betanin antioxidativ wirksam ist, hat ihre Ursache darin, dass Betanin nicht nur die Bildung von Sauerstoffradikalen verhindert, sondern auch das endogene antioxidative System moduliert (Abb.). Je nach Zubereitung (Saft oder Extrakt) können auch zusätzliche phenolische Komponenten an der Wirkung beteiligt sein [1].
Darüber hinaus schwächte Rote-Bete-Extrakt eine Entzündung ab, wobei sich die Spiegel von inflammatorischen Zytokinen (TNF-α und IL-6) verringern. Auch hemmte der Extrakt die Aktivität des wachstumsregulierten Onkogen-Alpha (GRO-alpha) und des Botenstoffs RANTES (Regulated upon Activation, Normal T cell Expressed and presumably Secreted). Beide werden als proinflammatorische Chemokine angesehen [5]. Nach den verfügbaren Daten gibt es keine Evidenz für die Hypothese, dass der Verzehr von Nitrat aus Lebensmitteln oder Trinkwasser das Risiko für eine Krebsentwicklung durch Nitrosaminbildung im Magen erhöht [6]. Allerdings zeigte sich, dass bei Athleten, die regelmäßig einen Saft mit 40 mg Nitrat supplementierten, erhöhte Spiegel von nitrosierenden Agenzien auftraten, die möglicherweise ein karzinogenes Potenzial haben [7]. Denkt man an den leistungssteigernden Effekt im Sport, ist es kein Wunder, dass der Weltmarkt für Rote-Bete-Saft jedes Jahr um 5 % wächst [1].
Möchte man stattdessen die ganze Bete verzehren, nimmt man pralle Knollen mit glatter Schale und grünen Blättern. Die Rübe sollte nicht kochen, denn so blutet sie aus und verliert ihre Inhaltsstoffe. Besser ist es, sie mit Schale im Ofen zu garen, wodurch der süße Geschmack gut zur Geltung kommt.
Betanine fördern den Zerfall des signalgebenden Nrf2-Keap1-Komplexes (A) und verstärken die Verlagerung von Nrf2, dem Transkriptionsfaktor gegen oxidativen Stress (B). Zusätzlich aktivieren sie die Mitogen-aktivierte Kinase MAPK (C), die im Gegenzug Nrf2 phosphoryliert und stabilisiert (D), was dessen Verlagerung in den Nukleus unterstützt. Nrf2 bindet an den Zellkern und die Transkription von Genen, die antioxidative Enzyme und solche der Phase II kodieren, nimmt zu. (ARE: antioxidant response element – eine regulatorische Sequenz in der Promotorregion von Genen)
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