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Dermatologie

Corona und Psoriasis-Therapie

Wie reagiere ich bei Coronaverdacht?

Elke Engels

In Coronazeiten sind Ärzte besonders gefordert. Auch die Dermatologen gehören dazu. Wie verhält man sich beispielsweise, wenn ein Patient mit Coronaverdacht auf eine System­therapie mit Fumaraten eingestellt ist? Prof. Dr. med. Christian Termeer gibt konkrete Tipps.

Ein 55-jähriger Psoriasis-Patient erhält seit zwei Jahren eine Therapie mit einem Fumarsäureester-Monopräparat. Die Therapie schlägt gut an. Nun ruft er in der Praxis an und klagt über Fieber und Gliederschmerzen. Was empfehlen Sie?

Prof. Dr. med. Christian Termeer: Unabhängig von Alter und Zustand des Patienten empfehlen die Vorstände des PsoNet und BVDD bei Verdacht auf eine Coronainfektion, kurzfristig steuerbare Medikamente zu pausieren.* Von einem generellen prophylaktischen Absetzen einer Sys­tem­­­­therapie wird jedoch abgeraten. Bei unserem Fallbeis­piel gehört der Patient jedoch mit 55 Jahren in die erweiterte Risikogruppe, d. h., hier ist es wichtig, sich die Komor­bi­ditäten von Herz und Lunge anzu­schauen und insbesondere die Lym­pho­zytenzahlen. Die Lymphozytenfunktion ist bei einer Coronainfektion von besonderer Bedeutung; eine Lymphopenie ist mit schweren Verläufen bis hin zum Tod assoziiert. Das Blutbild sollte dementsprechend in kürzeren Intervallen kontrolliert werden. Das bieten wir diesen Hochrisikopa­tienten auch an. Je nach therapeutischem Ermessen könnte das beim Fumarsäureester-Monopräparat dann nicht alle drei Monate, wie in der Fachinformation kommuniziert, sondern alle vier Wochen stattfinden. Im Prinzip muss man immer abwägen, ob die Systemtherapie unterbrochen ­werden kann oder nicht. Hier steht der extreme ­Leidensdruck der Patienten durch die ausgesetzte Systemtherapie der möglichen Infektion und den ­Risiken bei Komorbiditäten gegenüber.

Wenn die Therapie kurzzeitig unter­brochen werden muss, wie erfolgt dann der Wiedereinstieg? In welcher Dosierung und wann? Wenn das Fieber weg ist?

Prof. Dr. med Christian Termeer: Die Erkrankungsdauer einer Coronainfektion wird mit zwei bis drei Wochen angegeben. So lange würde ich mindestens pausieren. Auf jeden Fall sollte das Wohlbefinden wiederhergestellt sein! Erfreu­licher­weise verzeiht die Fumarsäuretherapie eine Pause meist recht gut; der z. B. bei Ciclosporin A typische ­Re­bound bleibt aus. Nach meiner Erfahrung muss nicht erneut mit 30-mg-Tabletten auftitriert werden. Ist der Patient einmal an Fumarsäure gewöhnt, reduziert er die zuletzt vor der Corona­erkrankung genommene Dosis um eine Tablette für eine Woche und steigert dann – Verträglichkeit vorausgesetzt – wieder auf seine reguläre Dosis.

Wie schützen Sie sich und Ihr Personal, wenn der Patient nicht anruft, sondern mit Fieber in die Praxis kommt?

Prof. Dr. med Christian Termeer: Das ist ein echter Worst Case und sollte dringend vermieden werden. Wir haben dazu Schilder ausgedruckt und sowohl an der Hauseingangstür wie auch der Praxistür ausgehängt.** Weiter haben wir wie in den Supermärkten Scheiben an der Anmeldung zum Schutz der Mitarbeiter einbauen lassen. Der Patient muss sofort an eine Fieberambulanz weiterverwiesen werden. Die Mitarbeiter im Kontaktbereich sind auf Corona zu testen, was leider aufgrund der hohen Belastung der Labore inzwischen vier bis fünf Tage dauert. In dieser Zeit dürfen sie mit einem normalen Mundschutz weiterarbeiten, es sei denn, es treten Krankheitssymptome auf. Ein bundes­weit einheitliches Vorgehen gibt es allerdings nicht: Zuständig ist im Einzelfall immer das lokale Gesundheitsamt.

Tipps für die Praxis

Viele dermatologische Praxen haben inzwischen nachahmenswerte Vorkehrungen getroffen, um ihren Patienten die gewünschte Behandlung zukommen zu lassen und sie dabei gleichzeitig effektiv vor einer SARS-CoV-2-Infektion zu schützen. So fordern alle von den Patienten, bei denen ein Verdacht auf Covid-19 besteht bzw. die Erkältungssymptome aufweisen, von einem Praxisbesuch abzusehen. Aber auch Risikopatienten für eine SARS-CoV-2-Infektion bzw. für einen schwereren Verlauf der Erkrankung werden gebeten, ihren Arztbesuch zu überdenken und verantwortungsbewusst zu handeln. Derartige Hinweise finden Patienten in der Regel als erstes auf der Praxiswebsite, meist mit Links zu entsprechenden Fachquellen – etwa dem RKI, das z. B. erläutert, wer als Risikopatient einzustufen ist. Für einen reibungslosen Patientenverkehr scheinen sich neben der eigenen Atemschutzmaske z. B. folgende Maßnahmen zu bewähren:

• Patienten bitten, ebenfalls eine Schutzmaske (Community-Maske) zu tragen.
• Die Sprechzeiten über telefonische Voranmeldungen zu entzerren und die Patienten auf ein pünktliches Erscheinen hinzuweisen, sodass das Wartezimmer nur spärlich besetzt ist.
• Sie können die Patienten aber auch während der Anmeldung nach ihrer Mobilnummer fragen und sie bitten, außerhalb der Praxis in Rufweite zu bleiben.

Eine sichere und ressourcenschonende Maßnahme ist die Videosprechstunde, deren Buchung Sie Ihren Patienten am besten online ermöglichen. schlo

* Ausführliche Infos dazu können hier nachgelesen werden

** Infos dazu gibt es z. B. auf www.coliquio.de

Der Experte

Prof. Dr. med. Christian Termeer
Dermatologe
Stellv. Landesvorsitzender BVDD – Baden Württemberg

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