Ist eine Behandlung mit H1-Antihistaminika bei chronischer spontaner Urtikaria (csU) ausgeschöpft, empfehlen Leitlinien zusätzlich IgE-Antikörper. Zwei Studien belegen nun, dass auch eine Add-on-Therapie mit dem hochselektiven Brutonkinase-Inhibitor (BTKi) Remibrutinib die Symptome signifikant lindern kann.
Die csU zeichnet sich durch wiederkehrende Episoden mit Juckreiz, Nesselsucht, Angioödem oder einer Kombination davon aus, die länger als 6 Wochen anhalten. Selbst wenn die Erstlinientherapie mit Zweitgenerations-H1-Antihistaminika bis zum 4-Fachen der Standarddosis ausgereizt wird, haben bis zu 75 % der Betroffenen weiterhin Beschwerden.
Remibrutinib plus Antihistaminika
Nach positiven Phase-II-Ergebnissen hat ein Forschungsteam nun in 2 identisch angelegten Phase-III-Studien, REMIX-1 und -2, die Wirksamkeit und Sicherheit des BTKi Remibrutinib bei Personen mit csU und Versagen der Antihistaminika-Therapie geprüft. Während Letztere in Standarddosierung weiterlief und auch eine Bedarfstherapie mit einem anderen Zweitgenerations-H1-Antihistamikum in bis zu 4-facher Standarddosierung erlaubt war, erhielten die 470 bzw. 455 Teilnehmenden in REMIX-1 und REMIX-2 2:1-randomisiert täglich 2 × 25 mg Remibrutinib oder Placebo. Als Small Molecule kann der hochselektive BTKi, der nachgeschaltet im IgE-Signalweg die Degranulation von Mastzellen und basophilen Granulozyten hemmt, oral eingenommen werden.
Besserung bereits nach einer Woche
Primärer Endpunkt der 24-wöchigen Studie war zu Woche 12 die Verbesserung im 7-Tage-Urticaria-Activity(UAS7)-Score, der die Schwere von Pruritus und Urtikaria in der zurückliegenden Woche erfragt. Möglich sind 0–42 Punkte – je mehr, desto aktiver ist die Erkrankung. Der Rückgang war in beiden Studien unter dem BTKi deutlich größer als unter Placebo: im Mittel -20 gegenüber -13,8 Punkten in REMIX-1 und -19,4 versus -11,7 in REMIX-2. Bei ähnlichen Ausgangswerten (30,6 und 29,6 bzw. 30,2 und 29,5 Punkte) erreichten zu Woche 12 mit 49,8 % gegenüber 24,8 % bzw. 46,8 % gegenüber 19,6 % deutlich mehr Teilnehmende unter Remibrutinib einen UAS7-Score ≤ 6. Dabei kamen sogar 31,1 % versus 10,5 % bzw. 27,9 % versus 6,5 % auf einen Wert von 0. Die Wirkung setzte schon nach einer Woche ein.
Zusätzliche Eskalationsoptionmit wenig Nebenwirkungen
Der Anteil von Patienten und Patientinnen mit Unerwünschten Ereignissen (UEs) war in der Remibrutinib- und der Placebo-Gruppe vergleichbar, ebenso bei schwerwiegenden UEs, die mit 3,3 % bzw. 2,3 % selten waren und nicht mit der Studienmedikation in Zusammenhang gebracht wurden. Lediglich Petechien kamen unter dem BTKi mit 3,8 % versus 0,3 % signifikant häufiger vor und führten bei einer Person zum Therapieabbruch.
Metz M et al., N Engl J Med 2025; 392: 984–94