- Anzeige -
Allgemeinmedizin

Schuppenflechte

Adhärenz optimieren bei topischer Psoriasis-Therapie

Dr. med. Christine Adderson-Kisser

4.10.2023

Daten einer dänischen Registerstudie von 2008 zeigten, dass etwa 45 % der Psoriasis-Patienten ihr Rezept für ein Topikum nicht einlösen [1]. Zeitaufwand und Unzufriedenheit mit der Galenik vieler Zubereitungen sind dabei wiederkehrende Patientenangaben zu den Gründen, die den Therapieerfolg vereiteln.

Gemäß den Leitlinienempfehlungen erfolgt die Therapie der Psoriasis vulgaris in Abhängigkeit von der Krankheitsschwere. Goldstandard bei der Behandlung milder Erkrankungsformen ist eine topische Therapie, die in der Regel aus einer Fixkombination von Kortikosteroid und Vitamin-D-Analogon, meist Calcipotriol, besteht. Bei unzureichendem Behandlungserfolg kann eine Phototherapie ergänzt werden, die systemische Therapie wird bei mittelschweren bis schweren Verläufen zusätzlich zur topischen eingesetzt.

Schon beim Einlösen des Rezepts scheitert es häufig

„Eines der großen Probleme bei der topischen ­Therapie der Psoriasis ist die oft unzureichende Patienten­adhärenz“, erläuterte Dr. med. Peter Weisenseel (Hamburg). „Wir wissen oft gar nicht, wie viele Patienten ihr Rezept überhaupt einlösen oder das Medikament dann auch wirklich anwenden.“ Die geringe ­Adhärenz mag verschiedene Gründe haben, so der Experte weiter, seien es die Chronizität der Erkrankung mit einer gewissen Frustration, mangelnder Therapieerfolg bei großem zeitlichen Aufwand oder aber die Galenik des Produkts, die einigen Patienten zu schmierig, klebrig und fettig sei, unangenehm rieche oder die Kleidung verfärbe. In einer Metaanalyse mit 12 kontrollierten Studien zur Adhärenz bei topischer Psoriasis-Therapie zeigte sich, dass nur 55–100 % die empfohlene Anwendungsfrequenz einhielten und nur 35–72 % die empfohlene Menge auftrugen [2]. Die Gründe: niedrige Wirksamkeit, Zeitaufwand, schlechte kosmetische Eigenschaften. Die niedrigste Adhärenz zeigten dabei jüngere Menschen, v. a. Männer, sowie Patienten mit schweren Psoriasis-Formen.

Für die topische Therapie der milden Psoriasis mit einer Fixkombination aus Kortikosteroid und Calcipotriol sind verschiedene Zubereitungen erhältlich. Häufiger Kritikpunkt von Salbe, Schaum und Gel ist die meist fettige Konsistenz. Inzwischen steht auch ein Produkt mit ganz neuer Galenik zur Verfügung, das einige Begrenzungen der bekannten Formulierungen überwindet: eine Öl-in-Wasser-Creme auf Grundlage der Poly-Aphron-Dispersion(PAD)-Technologie (Abb.). Das besondere an dieser Calcipo­triol(CAL)/Beta­methasondipropionat(BDP)-PAD-Creme ist, dass hier die Wirkstoffe in Öltröpfchen eingeschlossen liegen, die wiederum in einer multimolekularen, geordneten Schalenstruktur eingekapselt sind. Diese Struktur schützt die potenziell instabilen, aktiven, in Öl gelösten Moleküle vor ­hydrolytischem Abbau. So können BDP und CAL gleichzeitig topisch angewendet werden – und das ohne die Nachteile fettiger Salben, da sie wesentlich besser in die Haut einzieht, erläuterte Weisenseel. Daten aus gepoolten Phase-III-Studien mit der CAL/BDP-PAD-Creme im Vergleich zum PAD-Vehikel alleine resp. einem CAL/BDP-Gel mit gleicher Konzentration der Wirkstoffe zeigen über 8 Wochen Anwendung zudem, dass die Cal/BDP-PAD-Creme nicht nur besser einzieht, sondern auch besser wirkt (Responderrate 43,2 % vs. 31,9 % [Gel] bzw. 5,2 % [Vehikel]) [3]. Auch in puncto Juckreiz ist die neue Galenik der fettigen Applikation keinesfalls unterlegen: Verbesserung im NRS ≥ 4 Punkte erreichten 66,1 % vs. 62,7 % (Gel) bzw. 26,6 % (Vehikel). „Gleiche Wirkstoffe, gleiche Konzentrationen, aber unterschiedliche Wirkstärke. Die Grundlage der Zubereitung macht hier also einen riesigen Unterschied“, betonte Weisenseel.

Zeit nehmen am Anfang ist gut investiert

Der Experte legte daher nahe, in einem ausreichend ausführlichen Gespräch mit den Patienten über die jeweils vorgeschlagene Therapie, ihre Anwendung sowie Vor- und Nachteile zu reden, da die Adhärenz mit dem Grad der Patienteninformation und -einbindung steige. In einer Untersuchung am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf gaben 99,1 % der 215 teilnehmenden Patienten an, dass es ihnen wichtig/sehr wichtig sei, in die Therapiewahl mit einbezogen zu werden [4]. Dass verbesserte Information und  Patienteneinbindung die Adhärenz und das klinische Ansprechen optimieren, ergab auch die 2-armige, randomisierte PsoTOP-Studie mit 1 800 Patienten (PASI 3–10) aus 8 europäischen Ländern [5]: Bei gleichem Schweregrad und gleicher Therapie sprachen diejenigen, die zuvor mehr Informationen und Erklärungen zur Therapie erhalten hatten, besser an und waren zufriedener mit der Therapie.

„Investiert man zu Therapiebeginn die Extrazeit in ein ausführliches Aufklärungsgespräch, spart man im Behandlungsverlauf sogar meist mehr Zeit ein, da die Patienten kaum noch Rückfragen haben“, resümierte Weisenseel.

1 Storm A et al., JAAD 2008; 59: 27–33
2 Devaux S et al., JEADV 2012; 26: 61–7
3 Pinter A et al., JEADV 2022; 36: 228–36
4 Holland B, Promotionsarbeit UKE Hamburg 2012
5 Reich K et al., Br J Dermatol 2017; 177: 197–205
6 Armstrong A et al., J Drugs Dermatol 2022; 21: 242–8

Virtueller Vortrag „Adhärenz und Innovationen topischer Psoriasis-­Therapie“ von Dr. med. Peter Weisenseel (Hamburg)(Veranstalter: derCampus), Juni 2023

Lesen Sie mehr und loggen Sie sich jetzt mit Ihrem DocCheck-Daten ein.
Der weitere Inhalt ist Fachkreisen vorbehalten. Bitte authentifizieren Sie sich mittels DocCheck.
- Anzeige -

Das könnte Sie auch interessieren

123-nicht-eingeloggt