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Dermatologie

Sportdermatosen

Acne conglobata, Mykosen und Urtikaria polypragmatisch therapieren

Simone Reisdorf

4.2.2022

Exzessiver Sport kann die Haut in Mitleidenschaft ziehen – insbesondere, wenn er im Freien stattfindet. Die Trigger dafür sind vielfältig. Für viele sportbedingte Hautläsionen bietet sich ein polypragmatischer Therapieansatz mit Miconazol/Flupredniden an.

Zahlreiche Outdoor-Sportarten sind mit längerer UV-Exposition verbunden, betonte Dr. med. Viktor A. Czaika (Berlin) bei einem Online-Seminar. Hier sei ein guter UV-A- und UV-B-Schutz, idealerweise mit Radikalfänger, wichtig. Ist ein Sonnenbrand mit Verbrennungen zweiten oder dritten Grades eingetreten, empfiehlt Czaika eine Lokaltherapie mit Zinkschüttelmixtur oder Brandsalbe und ggf. eine Systemtherapie mit Indometacin und Kortikosteroiden.


Kontaktekzeme und Urtikaria

Körperliche Anstrengung, heißes Duschen, heiße Getränke – das sind häufige Triggerfaktoren bei Patienten mit chronisch-induzierbarer Urtikaria (CindU) vom cholinergen Typ. Um Quaddeln und Angioödeme zu vermeiden, sollte etwa eine Stunde vor Trainingsbeginn eine Tablette des nicht sedierenden Antihistaminikums Ebastin (10 mg) eingenommen werden, riet Dr. med. Rudolf Schulte Beerbühl (Dortmund). Ist ein Quincke-Ödem aufgetreten, muss der Patient oftmals die Notaufnahme aufsuchen; in leichteren Fällen kann ein Steroidstoß helfen.

Allergische Kontaktekzeme (Typ-IV-Allergie) können etwa durch Nickel oder Latex in der Sportbekleidung, durch Chromsalze in Leder oder durch Kobaltchlorid in Farben ausgelöst werden. Oftmals ist das Allergen auf den ersten Blick nicht erkennbar. Die Experten nannten als Beispiele

  • das Ausleihen benutzter (vom Anbieter intensiv desinfizierter) Taucherausrüstung,
  • das „Tapen“ kleinerer Sportverletzungen mit kolophoniumhaltigen Pflasterverbänden oder
  • die Selbstbehandlung von Nackenschmerzen mit ätherischen Ölen.
Toxisches Kontaktexzem nach Schnorcheln mit Lösungsmitteln

Polypragmatisches Therapieprinzip

In einem von Czaika präsentierten Fallbeispiel führte das wiederholte Auftragen ätherischer Öle zur Kontaktdermatitis mit bakterieller Superinfektion. Czaika konnte den Patienten erfolgreich mit Miconazol/Flupredniden behandeln und empfahl diese „gezielte Polypragmasie“ auch für andere Fälle, in denen Infektion und Entzündung gemeinsam auftreten. Denn die Creme wirkt dreifach: gegen Pilze aller Art, gegen grampositive Bakterien und dank der Steroidkomponente auch gegen Inflammation. Dabei ist ein Therapiestart schon vor Vorliegen des Laborbefundes möglich. Die Therapie mit Miconazol/Flupredniden-Creme ist erstattungsfähig, sofern sich die Läsion als „ekzematoide Dermatitis“ (L30.3) verschlüsseln lässt.


Substanzen mit Nebenwirkungen

Nehmen Sportler nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Naproxen oder Ketoproxen gegen den Belastungsschmerz, riskieren sie phototoxische ­Reaktionen. Und konsumieren sie Anabolika zum exzessiven Muskelaufbau, riskieren sie einen ganzen Strauß von Hautschäden, etwa Striae, Akne, Rosazea, Haarausfall und Hirsutismus. Hier gilt: Weniger ist mehr – Weglassen ist besser.

Anabolika-bedingte Akne - Acne conglobata


Mykosen im Sport

Pilzinfektionen sind im Freizeit- und Wettkampfsport häufig, so Czaika – ob nun die Tinea pedis, meist durch Trichophyton (T.) rubrum, oder die Tinea ­corporis und capitis, oftmals durch T. tonsurans. Letzterer breitet sich von den USA ausgehend insbesondere durch den internationalen Ringkampfsport aus. Für die Diagnostik der Tinea genügt kein einfacher „Abstrich“; es werden Haut- bzw. Nagelspäne benötigt. Die Anzucht erfolgt auf Sabouraud-Agar bei Zimmertemperatur über zwei bis drei Wochen. Die Therapie einer Tinea durch anthropophile Pilze erfolgt topisch mit Miconazol/Flupredniden, Terbinafin, Ciclopiroxamin oder Amorolfin. Dazu kommt bei gesichertem Pilznachweis eine gewichtsadaptierte Systemtherapie mit Terbinafin, Fluconazol oder Itraconazol.


Virusinfektionen: Warzen und Lippenherpes

Viruswarzen vom Hauttyp werden durch humane Papillomviren (HPV) verursacht und oft durch Barfußlaufen übertragen. Sie können exophytisch (Verruca vulgaris) oder endophytisch (Verruca plantaris) wachsen und beim Auftreten starke Schmerzen verursachen. Schulte Beerbühl empfiehlt hier eine Lokaltherapie mit „Salicylat, 5-Fluorouracil und ­Geduld“.

Bei der Übertragung von Herpes-simplex-Viren, den Erregern des Lippenherpes, spielen wiederum Kontaktsportarten wie das Ringen eine wichtige Rolle („Herpes gladiatorum“). Czaika rät zu einer Lokaltherapie mit Aciclovir-Creme. Bei multilokaler oder rezidivierender Herpes-simplex-Infektion sollte eine Systemtherapie mit Aciclovir erfolgen.


Bakteriell verursachte Dermatosen

Längerer Aufenthalt im warmen Wasser, etwa beim Schwimmen, kann eine Follikulitis Bockhardt durch Staphylococcus (S.) aureus mit follikulär gebundenen eitrigen Pusteln verursachen. Schulte Beerbühl rät, Erreger und Resistenz zu bestimmen. Für die ­Lokaltherapie kommen Antiseptika sowie Miconazol/Flupredniden-Creme infrage; ggf. ergänzt durch systemisches Flucloxacillin oder Amoxiclav.

Online-Fortbildung „Sportdermatosen und andere Kuriositäten“ (Veranstalter: Almirall Hermal GmbH), September 2021

Dr. med. Rudolf Schulte Beerbühl (Dortmund), Dr. med. Viktor A. Czaika (Berlin) privat

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