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Allgemeinmedizin

Psoriasis vulgaris

Das Therapieschema muss einfach sein

Nicole Hein

10.10.2025

Fast alle an Psoriasis erkrankten Personen profitieren von der topischen Therapie. Doch so gut die Akzeptanz auch am Anfang ist, viele Betroffene brechen die Therapie langfristig ab. Wir sprachen mit Dr. med. Daniela Neumayer darüber, welchen Einfluss die Galenik auf die Adhärenz hat.

Dr. med. Daniela Neumayer
Oberärztin, Klinik für Dermatologie Uniklinik Köln
Prüfärztin Psoriasis-Studien

daniela.neumayer@uk-koeln.de

Wie gut nehmen Patientinnen bzw. Patienten eine topische Therapie an?

Topische Therapien sind bei Psoriasis manchmal etwas schwierig. Bei einigen Patientinnen und Patienten herrscht noch die Wahrnehmung vor, eine topische Therapie sei schlechter als eine Systemtherapie und kompliziert in der Anwendung. Das kommt daher, dass früher tatsächlich ein zwei- bis dreimal tägliches Eincremen notwendig gewesen ist, mit Nebenwirkungen wie Hautbrennen oder -rötungen.

Wichtig ist auch, wie gut sich eine topische Therapie in den Alltag der Betroffenen integrieren lässt. Oft ist die Adhärenz am Anfang gut, besonders wenn die Patienten und Patientinnen merken, dass die Therapie anschlägt. Doch im weiteren Verlauf brechen viele Betroffene die Therapie dann ab. Und das vor allem bei zu komplizierten Therapieschemata.

Für welche Patientengruppe eignet sich eine topische Therapie?

Sie eignet sich für fast alle Patientinnen und Patienten. Die Leitlinie empfiehlt sie bei einer leichten Psoriasis als Erstlinienbehandlung. Aber auch bei der mittelschweren bis schweren Psoriasis profitiert ein großer Teil der Betroffenen davon. Denn eine Systemtherapie weist fast nie ein hundertprozentiges Ansprechen auf, sodass die topische Therapie ergänzend angewendet wird.

Wie sollte man Ihrer Erfahrung nach Patienten und Patientinnen in die Therapie einbeziehen, um eine bestmögliche Adhärenz zu erreichen?

Ich kenne aus meinem Berufseinstieg noch komplizierte Therapiepläne nach dem Schema: morgens den Oberkörper mit Creme A einreiben, über den Tag verteilt zwei Mal wiederholen, abends den Unterkörper mit Creme B und so weiter. So etwas ist zum Scheitern verurteilt. Denn je komplizierter die topische Therapie, desto schlechter ist die Adhärenz. Im Idealfall enthält eine topische Therapie so wenig unterschiedliche Cremes wie möglich und ein einmaliges Eincremen pro Tag. Außerdem sollte man die persönlichen Vorlieben mit den Patientinnen und Patienten besprechen. Die meisten kommen besser mit Cremes zurecht, die weniger fettig sind, die schnell einziehen und bei denen die Kleidung nicht festklebt. Ich habe aber auch Patienten beziehungsweise Patientinnen, bei denen es umgekehrt ist, die mit fettigen Cremes besser zurechtkommen. Darauf nehme ich bei der Behandlung Rücksicht. Und glücklicherweise gibt es sehr unterschiedliche Topika, sodass man auf individuelle Vorlieben und Bedürfnisse eingehen kann.

Was beeinflusst die Adhärenz noch negativ?

Da fällt mir noch die Art des Topikums ein. So sind beispielsweise ölige oder fettige Cremes für die Kopfhaut meistens ungeeignet. Rückstände lassen sich entweder fast gar nicht oder nur in mehreren Waschgängen auswaschen. Anders sieht es bei der Fixkombination in einer cremigen Grundlage aus. Dank der Öl-in-Wasser-Dispersion zieht die Creme schnell in die Kopfhaut ein und Rückstände lassen sich nach der Einwirkzeit gut aus den Haaren spülen.

Stichwort Galenik. Welche Rolle spielt diese bei der Akzeptanz?

Da muss ich ein bisschen ausholen. Es gibt ja wasserbasierte Cremes, die als Öl-in-Wasser-Cremes bezeichnet werden, und fettbasierte, also Wasser-in-Öl-Cremes. Salben hingegen enthalten kein Wasser. Die meisten Psoriasis-Patienten mögen Cremes lieber als Salben, insbesondere welche, die rasch einziehen und nicht an der Kleidung kleben. Deshalb ist es spannend, dass es auch die Fixkombination seit einiger Zeit als cremige Grundlage gibt. Früher hatte man entweder nur die Möglichkeit, zwei verschiedene Cremes anzuwenden oder auf die Fixkombination in fettiger/öliger Grundlage zurückzugreifen. In dieser Kombination jedoch verstärken sie gegenseitig ihre positiven Effekte und es treten weniger Nebenwirkungen auf als bei der alleinigen Anwendung der einzelnen Cremes.

Da Calcipotriol ein basisches und Betamethason-Dipropionat ein saures Milieu benötigt, bleibt die Kombination der Wirkstoffe aber in wässriger Umgebung nicht lange stabil. Aus dem Grund arbeiten bisher erhältliche Produkte wie Salbe oder Sprühschaum vor allem mit einer als Öl-basierten Formulierung, die jedoch von vielen Patientinnen und Patienten als zu klebrig empfunden wird.

Die Fixkombination ist eine wasserhaltige Creme, bei der Calcipotriol und Betamethason getrennt voneinander innerhalb kleinster Öltröpfchen vorliegen, die von einer multimolekularen Schicht aus Emulgatoren umgeben werden, den sogenannten Aphronen. Das verhindert eine chemische Interaktion zwischen den beiden Wirkstoffen und ermöglicht ihre Stabilität im äußeren wässrigen Milieu.

Können Sie Patientengruppen nennen, bei denen sich die Fixkombination aus Calcipotriol und Betamethason besonders gut bewährt hat?

Nein, eigentlich nicht. Die Mehrheit der Patientinnen und Patienten, die ich betreue, mögen die Fixkombination gerne und kommen gut mit der Creme zurecht. Sie ist besonders hautverträglich und zieht schnell ein. Zudem muss sie nur einmal täglich aufgetragen werden. Darum lässt sie sich insbesondere bei jungen Patientinnen und Patienten, die berufstätig sind und bei denen die Zeit eher knapp ist, gut in den Alltag integrieren.

Aber tatsächlich schätzen das die älteren Erkrankten, die nicht mehr im Beruf stehen, auch an der Fixkombination. Denn wie heißt es scherzhaft: Rentner haben nie Zeit (lacht). Spaß beiseite, dass es unterschiedliche Topika mit unterschiedlichen Galeniken gibt, ist wichtig für die Adhärenz. Die Fixkombination erweitert das Angebot und wird meiner Erfahrung nach von den meisten Psoriasis-Patienten gut angenommen.

Vielen Dank für dieses Gespräch.

Bildnachweis: privat

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