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Allgemeinmedizin

Lockdown-Verlängerung

Das Chaos wird nicht weniger

Dr. med. Heinz Oehl-Voss

Im Zuge des vergangenen Corona-Gipfels am 3. März 2021 wurde der Lockdown bis zum 28. März 2021 verlängert. Weitere Lockerungen betreffen private Kontakte sowie die Öffnungen von Buchhandlungen, Gartencentern sowie Handel, Zoos oder Museen, die teilweise an bestimmte „Wenn-dann-Bedingungen“ geknüpft sind.

Es ist wieder weißer Rauch aufgestiegen in Berlin; die Ministerkonferenz hat verschiedene Botschaften ausgesandt, die den einzelnen Bundesländern immerhin etwas Spielraum bei der Umsetzung der neuesten Vorgaben lassen. Der Einzelhandel wird unmittelbar diese Woche „profitieren“(Schleswig-Holstein öffnet komplett), die Gastronomie darf ab Ende März wohl hinzukommen, allerdings nur im Außenbereich – sie muss also auf entsprechende Temperaturen hoffen. Und: Tennis darf ab April wieder in der Halle gespielt werden! Da kommt Freude auf, drängen doch in der Jahreszeit fast alle ins Freie! Es ist bei den vielen unstimmigen Entscheidungen daher kein Wunder, dass von überall Proteste kommen, weil Logik sowie Logistik bei der Pandemiebewältigung nicht greifen.

Stufenöffnungsplan an den Wahlen orientiert

Zudem fand auch der harte Kurs, den Bundeskanzlerin Angela Merkel vorgeben wollte, keine breite Zustimmung in der Ministerkonferenz. Daraus ließe sich ein einziger Schluss ziehen: Bei den anstehenden Wahlen kann man sich ein fortgesetztes „Wegsperren“ der Bürger nicht mehr leisten. Die „Inzidenzzahlen“ stellen weiterhin eine wichtige Richtschnur dar, werden nun allerdings anders interpretiert als noch bei der vergangenen Lockdown-Verlängerung: Ob die 35 erreicht werden muss oder nicht, kann jedes Bundesland selbst entscheiden – mit entsprechenden Reaktionen aus den jeweiligen Nachbarländern, die nun „Reisewellen“ in die geöffneten Regionen befürchten. Außerdem ist es wissenschaftlich nicht nachvollziehbar, dass den Inzidenzzahlen nun von den Politikern die höchste Präferenz eingeräumt wird, die Todeszahlen (deutlich rückläufig) aber kaum noch erwähnt werden. Bei der deutlichen Zunahme von Testungen steigen in der Konsequenz auch die Inzidenzwerte, weil bisher Unerkannte jetzt verstärkt mit einfließen. Die Intensivstationen sind mittlerweile aber nicht mehr deutlich überlastet! Im Ausland gehen selbst da die Inzidenzen zurück, wo die Mutationen bereits dominieren. Der „Tübinger Weg“, der sich über Monate als erfolgreich erwiesen hat, geht nun noch weiter – bei weitaus besseren/preisgünstigeren Testsets – ,nun wird in vielen Bereichen, v. a. Kitas, Praxen etc., zweimal pro Woche getestet. Tübingens Bürgermeister Boris Erasmus Palmer schreckt auch nicht vor dem steigenden Anteil der B-1.1.7-Mutanten zurück, der sich in den vergangenen zwei Wochen (Ende Februar, Anfang März) von 6 % auf 22 % erhöhte.

Impf- und Testchaos dominieren

In den privatärztlich geführten Praxen versuchen wir, das bestehende logistische Chaos zu bewältigen. So wird der quasi über Nacht gestartete Verkauf von Selbsttests in den Supermärkten zu völlig neuen Fragestellungen führen: Wie verhalten sich die Menschen, wenn das Testergebnis positiv ausfällt? Welche Impfzentren werden ermächtigt sein, Veranstaltungen „frei zu testen“? Welche Geschäfte bekommen welche Testauflagen? Welche Tests werden überhaupt nach CE-Vorgaben freigegeben, der „Wildwuchs“ ist hierzulande noch viel zu groß. Österreich ist uns auch da wieder weit voraus (und geht wohl auch deshalb zusammen mit Dänemark Wege außerhalb der EU-Verordnungen). Bei den Impfungen sieht es nicht anders aus: Wie werden wir in den Praxen eine Priorisierung vornehmen, wenn wir denn Impfstoff zugeteilt bekommen? Und wie werden wir die Gruppe zwischen 65 und 80 Jahren bedenken, für die seit 4. März 2021 nun ebenfalls der AstraZeneca Impfstoff zugelassen ist?  Wie zerstreuen wir die Bedenken bei unserem Klientel, das diesen „billigeren“ Impfstoff, auch wegen doch deutlicheren Nebenwirkungen, noch in den vergangenen Tagen überhaupt nicht haben wollte. Anfang März 2021 sind in Deutschland ca. 5,7 Millionen Menschen geimpft, 40 % davon sind über 80 Jahre alt und erst 2 % haben die zweite Impfung erhalten. Dass Anfang März eine Lieferung von 11 Millionen Dosen eintreffen wird, macht es wohl notwendig, die Arztpraxen miteinzubeziehen. Auch die Abstände der beiden Impfungen, das ist nun bekannt, können vergrößert werden: beim BionTech-Impstoff auf sechs Wochen, beim Impfstoff von AstraZeneca sogar auf zwölf Wochen! Dies zu nutzen, könnte zu einer gewissen Beschleunigung des allgemeinen Impfschutzes führen.

Mehr Informationen rund um COVID-19

All diese Themen werden bis hin zur Jahreshauptversammlung des Privatärztlichen Bundesverbandes am 8. Mai 2021 im Le Meridien Hotel Frankfurt, die sowohl als Hybridveranstaltung als auch vor Ort stattfinden wird, spannend bleiben. Bis dahin wird auch die bepreiste neue GOÄ vorliegen, die noch im April der Politik übergeben wird! Das Programm wird den Mitgliedern demnächst zugehen, aktuelle Änderungen Corona betreffend stehen ja meistens schon früher auf unserer Website. Achten Sie besonders auf die Modalitäten der Impfstrategien; wir bemühen uns täglich, Ungereimtheiten diesbzgl. aus dem Weg zu räumen.

Weitere Auswirkungen der Corona-Pandemie

Die Unternehmen im Verband der privaten Krankenversicherung (PKV) beklagen steigende Ausgaben während der Pandemie, bei der Debeka seien z. B. die Ausgaben 2020 um 4,4 % gestiegen, auf 9,1 Milliarden Euro (FAZ 03.03.2021). Allgemein seien in der PKV jedoch die Einnahmen um 5 % gestiegen. International werde das duale System der Deutschen gelobt, das Einheitssystem wie in Großbritannien käme auf viel schlechtere Referenzen. Im Übrigen soll der Corona-Zuschlag GOÄ A-245 über März hinaus verlängert werden. Erwähnenswert ist noch eine weitere Besonderheit im Zuge der Corona-Pandemie: Viele kleine Selbstständige, die wirtschaftliche Probleme bekommen haben, versuchen nun, ihren Krankenversicherungstarif zu „optimieren“ und geraten dabei an Berater, die ihnen billigere Tarife zu vermitteln versuchen, bei denen sich die Provision aber oft nach den eingesparten Monatsbeiträgen richtet. Javier Garcia, ein Vertreter dieser Branche, warnt in der FAZ vom 03.03.2021 vor vielen schwarzen Schafen! Viele lebten „auf Kosten eines kranken Systems“, und Versicherer würden zu wenig gegen diese unternehmen. Wir müssen also einige unserer Patienten klar vor solchen Praktiken warnen.

www.pbv-aerzte.de

www.arztsuche-privataerzte.de
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