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Mikrobiom

Hinweis auf spätere kardiovaskuläre Erkrankungen in der Darmflora

21.2.2022

Veränderungen im Darmmikrobiom sind langfristig, aber partiell reversibel mit verschiedenen Stadien von kardiovaskulären Erkrankungen assoziiert, hat jetzt ein Berliner Forschungsteam des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) und der Charité ‒ Universitätsmedizin Berlin gezeigt. Die Untersuchungsergebnisse könnten neue Wege zur Prävention von Herzerkrankungen eröffnen.

Die schwedische Bioinformatikerin Dr. Sofia Forslund und ihr internationales Team aus 62 weiteren Forschern hat mehrere wichtige Abweichungen im Mikrobiom des Darms beschrieben, die an der Entstehung der koronaren Herzkrankheit (KHK) beteiligt sein könnten. Für die Studie bewerteten die Forscher die Daten von 1.241 Europäern mittleren Alters, darunter gesunde Menschen und Patienten mit KHK in drei Krankheitsstadien (akutes Koronarsyndrom, chronische KHK, KHK mit begleitender Herzinsuffizienz). Zudem waren Patienten ohne KHK, aber mit metabolischen Erkrankungen wie Adipositas oder Typ-2-Diabetes in die Studie eingeschlossen. Bei allen Probanden wurde das Metagenom des Darms sowie das Metabolom des Bluts und des Urins analysiert (das Metagenom enthält die genomischen Informationen aller Mikroorganismen, die den Darm besiedeln; das Metabolom umfasst alle am Stoffwechsel beteiligten Moleküle). „Wir haben festgestellt, dass ‒ wenn wir den Lebensstil und die Auswirkungen von Medikamenten berücksichtigen ‒ etwa drei Viertel der Mikrobiom- und Metabolom-Merkmale, die Menschen mit KHK von gesunden Personen unterscheiden, auch bei Menschen mit Stoffwechselerkrankungen vorhanden sind“, sagt Forslund. „Das deutet darauf hin, dass sich Mikrobiom und Metabolom schon lange vor dem offensichtlichen Beginn eines Herz-Kreislauf-Leidens verändern, nämlich bereits in den Vorstufen einer Stoffwechselerkrankung.“ Das wiederum spreche stark dafür, dass das Mikrobiom schon zu einem frühen Zeitpunkt an der Entstehung von Herzkrankheiten beteiligt sei.

In einem weiteren Schritt analysierten die Forscher Mikrobiom- und Metabolom-Merkmale, die spezifisch für die KHK und die drei untersuchten Krankheitsstadien sind ‒ um in Zukunft exakte Diagnosen über diesen Weg zu erleichtern. „Zudem wollten wir herausfinden, inwieweit diese Signaturen mit einer Änderung der Medikation in Zusammenhang stehen“, so Forslund. „Was uns bei all unseren Analysen besonders überrascht hat, war die Beobachtung, dass sich einige Auffälligkeiten, die wir im akuten Krankheitsfall finden, anscheinend bei chronischen Zuständen wieder normalisieren“, berichtet die Forscherin. Diese Abweichungen sollen jetzt genauer untersucht werden: „Sie zu beseitigen, könnte helfen, eine akut erkrankte Person zu stabilisieren.“

Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse nach Ansicht von Forslund, dass bei künftigen klinischen Studien Vorsicht geboten sei. „Viele der Signaturen, die wir gefunden haben, sind nicht spezifisch für Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, sagt sie. Das müsse man bei weiteren Untersuchungen mit Patienten berücksichtigen. Forslund sieht auch die Grenzen ihrer aktuellen Arbeit: „Da es sich um eine Querschnittstudie handelt, können wir keine Kausalität nachweisen, sondern nur Assoziationen aufzeigen.“

Pressemitteilung Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC), Februar 2022
Fromentin S et al., Nat Med 2022 Feb 17; DOI 10.1038/s41591-022-01688-4, PMID 35177860

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