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Mammakarzinom

Metastasierung bei Mammakarzinom tageszeitabhängig

5.7.2022

Mammakarzinome metastasieren offenbar besonders dann, wenn die Betroffenen schlafen, wie eine neue Studie unter Leitung der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich zeigt, die soeben in „Nature“ publiziert wurde.

Der Frage, wann Tumore metastasenbildende Zellen ausscheiden, so teilt die Hochschule mit, hat die Krebsforschung bisher nicht besonders beachtet. Forscher gingen bislang davon aus, dass Tumore laufend solche Zellen ausstoßen. Die neue Studie von Wissenschaftlern der ETH Zürich, des Universitätsspitals Basel und der Universität Basel kommt nun aber zu einem überraschenden Ergebnis: zirkulierende Krebszellen, die dann später Metastasen bilden, entstehen hauptsächlich in den Schlafphasen der erkrankten Personen.

„Schläft die betroffene Person, erwacht der Tumor“, fasst Studienleiter Prof. Dr. Nicola Aceto (Zürich) zusammen. So stellten die Forschenden im Rahmen ihrer Untersuchungen an 30 Krebspatientinnen und in Mausmodellen fest, dass der ursprüngliche Tumor während der Schlafphasen des erkrankten Organismus aktiver ist und mehr zirkulierende Zellen absondert. Zellen, die in der Nacht vom Tumor abgehen, sind außerdem teilungsfreudiger und haben daher auch ein größeres Potential, Metastasen zu bilden, als diejenigen zirkulierenden Zellen, die sich tagsüber vom Tumor lösen. „Unsere Forschung zeigt, dass das Entweichen von zirkulierenden Krebszellen aus dem ursprünglichen Tumor durch Hormone wie Melatonin gesteuert wird, die unseren Tag- und Nachtrhythmus bestimmen», sagt Prof. Dr. Zoi Diamantopoulou (Zürich), Erstautorin der Studie. Darüber hinaus zeigt die Studie, dass der Zeitpunkt, an dem Tumor- oder Blutproben für die Diagnose entnommen werden, beeinflussen kann, was Onkologen finden. Solche Zufallsfunde haben die Forschenden erst auf die richtige Fährte gebracht: „Manche meiner Kollegen arbeiten frühmorgens oder spät am Abend; sie analysieren auch mal zu unüblichen Tageszeiten Blut“, sagt Aceto. Überrascht stellten sie dann fest, dass in Proben, die zu unterschiedlichen Tageszeiten entnommen wurden, sehr unterschiedliche Mengen an zirkulierenden Krebszellen vorhanden waren.

Eine weitere Besonderheit war die überraschend hohe Anzahl gefundener Krebszellen pro Bluteinheit bei Mäusen im Vergleich zu derjenigen bei Menschen. Der Grund: Mäuse sind nachtaktiv und schlafen tagsüber, wenn Wissenschaftler die meisten Proben entnehmen. „Aus unserer Sicht könnte es sinnvoll sein, dass HealthProfessionals systematisch erfassen, wann Biopsien durchgeführt werden“, so Aceto. „Das würde dazu beitragen, dass die Daten wirklich vergleichbar sind“.

In einem nächsten Schritt soll jetzt untersucht werden, wie diese Erkenntnisse in bestehende Krebsbehandlungen integriert werden können, um die Therapien zu optimieren. Zudem will die Gruppe um Aceto der Frage nachgehen, ob sich verschiedene Krebsarten ähnlich verhalten wie Brustkrebs und ob existierende Therapien erfolgreicher sind, wenn man Patienten zu anderen Uhrzeiten behandelt.

Pressemitteilung: Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH Zürich), Juni 2022
Diamantopoulou Z et al.; Nature. 2022 Jun 22 (DOI 10.1038/s41586-022-04875-y).

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