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Enzephalopathie

Chronisch-traumatische Verletzungen im Profisport

Die pathogenen Folgen wiederholter Kopfstöße (RHI), z.B. bei Boxern oder American-Football-Spielern, auf Gehirnstrukturen und -funktionen werden als chronisch-traumatische Enzephalopathie (CTE) bezeichnet. Während zahlreiche typische Strukturveränderungen, auch noch Jahre nach Ende der sportlichen Tätigkeit auftretend, beschrieben sind, einschließlich neurodegenerativer Erkrankungen oder neurologischer Verhaltensstörungen, sind die zugrunde liegenden Pathomechanismen von CTE weitgehend unbekannt. Eine fachlich breit aufgestellte interdisziplinäre deutsch-amerikanische Arbeitsgruppe hat nun ihre Untersuchungsergebnisse zur Frage publiziert, ob RHI-Expositionen mit Schäden der Mikrostruktur des Corpus callosum (CC, „Balken“, das Hemisphären-verbindende zentrale Bahnsystem) im späteren Leben assoziiert sind und ob dies wiederum mit dem Plasma-Gesamt-Tau (Biomarker des Demenzrisikos) und letztlich auch neuropsychologischen/neuropsychiatrischen Funktionseinschränkungen korreliert. Ihre kurze Antwort: Ja, aber dennoch ohne Beleg einer Kausalität.
In die retrospektive Kohortenstudie wurden 75 ehemalige professionelle American-Football-Spieler (Alter 55,2 ± 8,0 Jahre) mit kognitiven, Verhaltens- und Stimmungssymptomen eingeschlossen. Zur Bildgebung wurde bei allen Probanden eine diffusionsgewichtete echoplanare Magnetresonanztomografie (MRT) bei 3 Tesla durchgeführt. Ergänzt mit Blutentnahmen, sechs unterschiedlichen neuropsychologischen Tests und der Erfassung von Selbstberichten über neurologische Verhaltensstörungen. Die RHI-Exposition wurde anhand des Cumulative Head Impact Index (CHII) bewertet, einem vielfach validierten und anerkannten Test zur RHI-Erfassung (bei Profisportlern).
Es zeigte sich, dass die RHI-Exposition mit einer erhöhten Hauptdiffusionsrichtung im MRT (axial diffusivity, einem Maß für neuronale Schädigung) der weißen Substanz des Balkens und mit einem erhöhten Plasma-Gesamt-Tau einherging. Die Ausprägung dieser Traumatisierungsparameter korrelierte mit der Ausprägung der mit den neuropsychiatrischen Funktionstests erfassten exekutiven Funktionen und neurobehavioralen Dysregulation bei den ehemaligen American-Football-Profis.
Aus Sicht der Autorengruppe spiegeln die im MRT gezeigten Veränderungen der weißen Substanz potenziell eine Kombination von Pathomechanismen, zu denen axonale Scherverletzungen, chronische Neuroinflammation, neurodegenerative Prozesse sowie eine zerebrale Hypoperfusion infolge von RHI zählen wider. Die Autoren gestehen zu, dass die Natur ihrer Studie, eine Querschnittstudie, es letztlich nicht ermöglicht, solche kausalen Zusammenhänge zu belegen.

Kochsiek J et al., J Magn Reson Imaging 2021 Jun 16; doi 10.1002/jmri.27774, PMID 34137112

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