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Allgemeinmedizin

DiGA

Behandlung des chronischen Tinnitus: Counseling und Verhaltenstherapie im Fokus

13.8.2025

Chronischer Tinnitus kann den Alltag erheblich belasten. Um den Teufelskreis aus Tinnitus und Stress zu durchbrechen, sind Counseling und kognitive Verhaltenstherapie zentrale Therapiebausteine. Neuen Studienergebnissen zufolge bietet auch eine Tinnitus-App eine evidenzbasierte Therapieoption.

Tinnitus wird als multidimensionale Erkrankung verstanden, erklärte Prof. Dr. med. Birgit Mazurek (Berlin). Auch könnten mit chronischem Tinnitus psychische, psychosomatische und psychiatrische Komorbiditäten wie Angststörungen und Depressionen assoziiert sein, die eine adäquate Behandlung erfordern. Es können Beeinträchtigungen auftreten, welche die kognitiv-emotionale Reaktionssysteme betreffen und sich z. B. in Konzentrationsstörungen äußern. Auf der verhaltensbezogenen Ebene kann es zu Schlafstörungen oder sozialem Rückzug kommen. Auch Kommunikationsstörungen können auftreten, vor allem bei begleitender Schwerhörigkeit.

Neben einer HNO-ärztlichen Basisdiagnostik sollten Ursachen wie cochleäre Störungen oder neurale Störungen, zervikale und Kiefergelenksstörungen, internistische und neurologische Erkrankungen sowie tinnitusverursachende Medikamente berücksichtigt werden, empfahl Mazurek. Therapiekonzepte des chronischen Tinnitus sollten ein Counseling umfassen, bei dem psychoedukative Erläuterungen Tinnitus als gutartige, nicht hoffnungslose Erkrankung darstellen. Erklärungen von dysfunktionalen Verstärkungen helfen, den Teufelskreis aus Ohrgeräuschen, Stress und Aufmerksamkeitsfokussierung zu durchbrechen. Ein weiterer Baustein ist die Verhaltenstherapie, die auf das Bewusstmachen und Verändern von maladaptiven Mustern auf kognitiver, emotionaler und verhaltensbezogener Ebene abzielt.

Neue Evidenz für Tinnitus-App

Eine kognitive Verhaltenstherapie des chronischen Tinnitus könne auch als digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) auf Rezept verordnet werden, berichtete Dr. med. Uso Walter (Duisburg). Das Konzept der Tinnitus-App (Kalmeda) umfasst ein initiales Counseling und ein Übungsprogramm. Für das Erreichen individueller Ziele in den Bereichen Entspannung, Achtsamkeit und Akzeptanz werden gezielte Hilfestellungen gegeben. Aktuelle Studiendaten ergaben, dass die Anwendung der Tinnitus-App nach 3 Monaten zu einer signifikanten Verbesserung der Tinnitus-Belastung sowie der Depressionsneigung und des Stresserlebens führt [1]. Nach 9 Monaten zeigten sich weitere signifikante Verbesserungen der Tinnitus-Belastung sowie eine signifikante Verbesserung der Selbstwirksamkeit. Die Anwendung der Tinnitus-App war auch bei längerer Erkrankungszeit noch Erfolg versprechend, so Walter. Allerdings könne die App eine Behandlung von Komorbiditäten wie Depressionen nicht ersetzen.

  1. Walter U et al., J Med Internet Res 2025; 27: e59575

Symposium „Akute virale Rhinosinusitis / Chronischer Tinnitus: Druck im Kopf oder Klingeln im Ohr – Evidenz­basierte Therapien der akuten Rhinosinusitis und des chronischen Tinnitus“ anlässlich der 96. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (Veranstalter: G. Pohl-Boskamp GmbH & Co. KG), Mai 2025

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