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Nebenbei-Nutzung reduziert Digital-Kompetenzen

6.7.2023

Die Nutzung sozialer Medien hilft Jugendlichen nicht, ihre Fähigkeiten zu verbessern – im Gegenteil, wie eine Auswertung von Daten des Nationalen Bildungspanels zu den Kompetenzen im Bereich digitaler Kommunikations- und Informationstechnologien (ICT-Kompetenzen) von 15- bis 18-Jährigen zeigt. Aktivitäten wie Chatten, das Teilen von Bildern und Videos oder das Nutzen anderer sozial-interaktiver Dienste können bei zu intensiver Nutzung sogar zu insgesamt geringeren digitalen Kompetenzen führen.

Für Jugendliche ist Social Media das Kommunikationsmittel der Wahl. So werden beim Hausaufgabenmachen oder Vokabeltraining schnell nebenbei eine Chatnachricht beantwortet, ein Video geteilt oder ein Selfie hochgeladen – Jugendliche nutzen soziale Medien häufig zur Unterhaltung, Zerstreuung und Ablenkung. Und genau dieses Verhaltensmuster kann sich negativ auf ihre Fähigkeiten auswirken, digitale Kommunikationsmedien zielgerichtet und fachkundig zu nutzen – zum Beispiel zur Recherche und bei der Bewertung von Suchergebnissen. Die Autoren der kürzlich veröffentlichten Auswertung, Prof. Dr. Timo Gnambs vom Leibniz-Institut für Bildungsverläufe und Dr. phil. Martin Senkbeil vom IPN Kiel, sprechen dabei vom Gegensatz zwischen sozial-interaktiven und instrumentellen Nutzungsmotiven. Während die Nutzung digitaler Medien zur Unterhaltung und zum sozialen Austausch wenig anspruchsvoll ist, kann dagegen etwa die gezielte Informationssuche bei einer Online-Recherche direkte Auswirkungen auf die Fähigkeiten junger Erwachsener haben, souverän mit digitalen Informationstechnologien umzugehen (die sog. ICT-Kompetenzen).

Multitasking beeinflusst Verstehens- und Lernprozesse

Doch es sind nicht nur die wenig anspruchsvollen Aktivitäten, die schlecht für die Verbesserung der ICT-Kompetenzen sind. Als problematisch beurteilt Senkbeil die Gewohnheit der Nebenbei-Nutzung: „Soziale Online-Medien werden von den Jugendlichen häufig parallel zu schulischen Aufgaben genutzt. Dieses Multitasking beeinträchtigt jedoch Verstehens- und Lernprozesse und im Ergebnis sehen wir insgesamt geringere ICT-Kompetenzen“. Die Wissenschaftler fordern deshalb, dass die Vermittlung anspruchsvoller informationsbezogener Fertigkeiten standardmäßig in den fachbezogenen Unterricht integriert werden sollte. Schüler sollen beispielsweise lernen, wie sie gezielt Informationen mit einer Online-Recherche suchen, diese beurteilen, weiterverarbeiten und präsentieren und so ihre Fähigkeiten im komplexen Denken und Problemlösen trainieren.

Gnambs und Senkbeil haben bei ihrer Untersuchung der repräsentativen Stichprobe von 15- bis 18-jährigen Jugendlichen in Deutschland (mehr als 14.000 Personen, die am Nationalen Bildungspanel teilnehmen, www.neps-data.de) auch einen Blick auf die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen geworfen. Ihr Ergebnis: Entgegen der verbreiteten Annahme unterscheiden sich die Geschlechter kaum in ihren ICT-Kompetenzen. Allerdings schätzen männliche Jugendliche ihre eigenen Fähigkeiten systematisch höher ein.

Zusatzinfo: Der Nationale Aktionsplan Gesundheitskompetenz (www.nap-gesundheitskompetenz.de) fordert entsprechend und nicht nur für Jugendliche, dass die Medienkompetenz und die kritische Urteilsfähigkeit der Bevölkerung im Umgang mit digitalen Gesundheitsinformationen gefördert werden soll, zum Beispiel durch systematische Aufklärungskampagnen zur Nutzung von sozialen Netzwerken und Gesundheits-Apps. (Thema >eHealth)

Pressemitteilung „Daddeln ist kontraproduktiv“. Leibniz-Institut für Bildungsverläufe, Bamberg, 12.4.2023 (https://www.leibniz-gemeinschaft.de/ueber-uns/neues/forschungsnachrichten/forschungsnachrichten-single/newsdetails/daddeln-ist-kontraproduktiv).
* Gnambs T et al.: Wie entwickeln sich ICT Kompetenzen im Jugendalter? NEPS Forschung kompakt. 2023 Mar 21;1 (DOI: 10.5157/NEPS:FK01:1.0).

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