Mit „MIGRA-MD – Strukturierte fachärztliche Migräneversorgung – multimodal und digital“ soll eruiert werden, ob sich mit digitalen Tools, multimodaler Schulung und Verbesserung leitliniengerechter Therapieentscheidungen die wichtigsten Lücken in der Migräneversorgung schließen lassen.
Migräne ist mit 8 bis 10 Millionen Betroffenen in Deutschland eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Trotz guter Therapieoptionen gibt es ein hohes Maß an Unter- und Fehlversorgung. Dem will die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft mit einem neuen großangelegten Projekt entgegenwirken.
„MIGRA-MD soll eine leitliniengerechte, patientenzentrierte und deutschlandweite Behandlung etablieren, die Ärztinnen und Ärzte sowie Betroffene durch technologische Innovationen unterstützt“, sagte PD Dr. med. Ruth Ruscheweyh (München). Wie die Leiterin des kürzlich gestarteten Projekts erläuterte, soll damit herausgefunden werden, ob und wie stark Betroffene von einer multimodal und digital gestützten Therapieergänzung profitieren.
Eingeschlossen werden 1 000 Personen mit Migräne mit mindestens 4 Kopfschmerztagen pro Monat. Diese erhalten entweder eine Behandlung wie bisher oder bekommen zusätzlich noch eine zusätzliche digitale Unterstützung. Die Ergebnisse werden im Jahr 2029 erwartet. MIGRA-MD setzt sich aus 3 Bausteinen zusammen: Schulung, Vernetzung und Nutzung der digitalen Möglichkeiten. Außer der Schulung der Ärzte und Ärztinnen ist das Kernelement von MIGRA-MD der weitere Ausbau der digitalen Plattformen DMKG-App und DMKG-Kopfschmerzregister. Mit der DMKG-App dokumentieren Betroffene bereits vor dem ersten Arzttermin ihre Symptome im elektronischen Kopfschmerzkalender und ergänzen diese Angaben durch einen webgestützten Fragebogen zu Vorbehandlungen und Begleiterkrankungen. Diese Daten fließen dann ins DMKG-Kopfschmerzregister, zu dem die Behandelnden schon vor dem Patientengespräch Zugriff erhalten – als Vorbereitung auf das Patientengespräch, für eine effiziente Anamnese und eine optimal abgestimmte Behandlung.
Nicht medikamentöse Prophylaxe
Nicht medikamentöse Verfahren – vor allem zur Attacken-Prophylaxe – sind zwar ein wichtiger Baustein bei der Behandlung von Migräne, aber die Umsetzung solcher Maßnahmen lassen sich kaum in einem einzelnen Arztgespräch vermitteln. MIGRA-MD will diese Lücke durch ein standortunabhängiges, digitales Portal mit videobasierten Anleitungen für Entspannungstechniken, physiotherapeutischen Übungen und edukativen Inhalten zum Stressmanagement oder Themen wie dem richtigen Medikamenteneinsatz schließen.
Vernetzung, Verlaufskontrolle und Evaluation
MIGRA-MD stärkt die sektorenübergreifende Vernetzung mit Arztbriefen für Hausarztpraxen und die Option zur ärztlich angeforderten Mitbetreuung durch DMKG-Kopfschmerzexpertinnen und -experten für schwierige Fälle. Verlaufskontrollen nach jeweils 3 und 6 Monaten gewährleisten eine dynamische Therapieanpassung.
Online-Pressekonferenz „MIGRA-MD – Strukturierte fachärztliche Migräneversorgung – multimodal und digital“ (Veranstalter: Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V.), Mai 2025