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Deutscher Schmerz- und Palliativtag 2022

Ukraine: Was auf deutsche Mediziner zukommt

24.3.2022

Die Eindrücke nach 28 Tagen Krieg in der Ukraine sind auch am Deutschen Schmerz- und Palliativtag 2022 der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) präsent. Der Bundesarzt des Malteser Hilfsdienstes (MHD), Dr. med. Rainer Löb, Anästhesist an der St. Barbara-Klinik in Hamm, beschreibt die Lage aus Sicht seiner Organisation.

Am 22. März 2022 stellt sich die Lage für Löb wie folgt dar: 10 der insgesamt 45 Mio. Ukrainer sind auf der Flucht. Der überwiegende Teil ist aus der umkämpften Ost- in die Westukraine geflüchtet. Etwa 3,5 Mio. haben es in eines der Nachbarländer geschafft. In Deutschland sind 232.000 Schutzsuchende angekommen. Täglich kommen etwa 12.000 Menschen hinzu.

Die Hilfsbereitschaft sei zwar überwältigend, dennoch erschweren viele Probleme die Arbeit der Helfer. Das Hauptproblem, berichtet Löb, sei im Moment die Unterbringung. An der Grenze warten leider nicht nur Helfer, sondern auch Menschenhändler. Sie haben es besonders auf junge Frauen und Kinder abgesehen. Die Flüchtlinge vorher abzufangen, bevor sie an solche Kriminelle geraten, gehört zu den Zielen der Hilfsorganisationen. In dem Zusammenhang gehören auch Fake News, Desinformation und Cyber-Sicherheit zu den Faktoren, die die Lage an der ukrainischen Grenze erschweren. Der MHD schult seine Mitarbeiter gezielt für den Umgang mit „Fake News und anderen Wahrheiten“. An bezahlbare Versorgung mit Energie zu kommen, ist auch schwierig. Dennoch ist es an der polnischen Grenze ruhiger geworden.

Lediglich 34,5% gegen COVID-19 geimpft

Die Lager für Hilfsgüter in der Ukraine und in Logistik-Hubs in Polen, Berlin und Fürstenfeldbruck sind relativ voll, berichtet Löb. Die Deutsche Bahn startet eine Schienenbrücke in die Ukraine. Hilfsgüter können an Verteilzentren von DB Schenker abgegeben werden, statt mit LKW und Kleintransportern gefahren zu werden. Manche Hilfsgüter werden auch direkt an der Grenze von bewaffneten Gruppen beschlagnahmt. Allerdings werden nicht alle Hilfsgüter benötigt. Um sinnvoll helfen zu können, benötigt man viele Informationen. „Geld ist auch ein wichtiges Hilfsmittel“, sagt Löb.

Etliche Hilfsorganisationen und unzählige Freiwillige helfen rund um den Konflikt, betont der Malteser Bundesarzt. Die medizinische Hauptlast tragen die ansässigen Helfer in der Ukraine. Der Orden ist mit einer mobilen Klinik in Polen vor Ort. Dort leisten sie eine Erstversorgung und leiten ihre Patienten in andere Kliniken in westliche Länder weiter. Lediglich 34,5% der Ukrainer sind vollständig gegen COVID-19 geimpft und werden im Westen immunisiert werden müssen. Auch müsse man mit mehr Fällen von Tuberkulose rechnen.

Schwerpunkt psychosoziale Nachsorge

Neben der medizinischen Versorgung kümmern sich die Malteser auch um klassische Betreuungsaufgaben. Außerhalb des Kriegsgebietes gehört es zu den Hauptzielen, die Geflüchteten schnell unterzubringen und gut zu integrieren. Das umfasst Arbeit für Erwachsene und Schulunterricht für Kinder. Sobald die Geflüchteten untergebracht sind, können sie zur Ruhe kommen und mit der Verarbeitung ihrer Erlebnisse beginnen. Deswegen liegt ein besonderer Fokus auf der psychosozialen Versorgung. Teams für psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) sind bereits in der Ukraine im Einsatz. Sie versuchen, posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) zu verhindern und die Resilienz zu stärken. Rund 25% der Verletzten entwickeln eine solche PTBS. Den Menschen, die früher Krieg erlebt haben, droht ein Rückfall.

Deutsche Ärzte müssen es deswegen schaffen, niedrigschwellige Hilfsangebote anzubieten. Die Verantwortung dafür liegt zunächst bei der Kassenärztlichen Vereinigung. Ärzte könnten aber Geflüchteten mit entsprechender Qualifizierung ein Arbeitsangebot verschaffen. Die Sprachbarriere ist zwar ein Problem. Allerdings sprechen viele junge Ukrainer Englisch.

Online-Symposium Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS), März 2022

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