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Depressionen

Metabolomik findet Lauryl-Carnitin als wichtigen Akteur

27.7.2021

Die biologischen Pathomechanismen hinter der Depression sind nur wenig verstanden. Neue Ansätze zum Verständnis soll auch die Metabolomik liefern, bei der Metabolite von Stoffwechselreaktionen untersucht werden.

„Das Metabolom, also die Gesamtheit aller Metabolite, reagiert sehr empfindlich auf Krankheiten. Es ist quasi der ‚metabolische Fingerabdruck‘ des körperlichen Zustands und bietet neue Einblicke in Krankheitsmechanismen oder den weiteren Krankheitsverlauf“, erklärte Prof. Dr. Helena Zacharias, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, in einer Pressemitteilung. Die multiuniversitäre Arbeitsgruppe um Zacharias identifizierte Lauryl-Carnitin (aus der Klasse der Acylcarnitine) als bislang unbekannten, aber offenbar wichtigen chemischen Akteur bei Depressionen.


Um einen möglichen Zusammenhang zwischen metabolischen Faktoren und Depression zu analysieren, wurden die Blutproben von 1.411 Probandinnen und Probanden der KORA-Studie (Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg, www.helmholtz-muenchen.de/kora) untersucht. Dabei wurden 353 einzelne Metabolite im Serum gemessen und über statistische Verfahren diejenigen identifiziert, die mit Depression assoziiert waren. Depressionen in der KORA-Kohorte wurden mit einem Fragebogen erfasst. „Bei den Metabolom-Messungen sind wir hypothesenfrei vorgegangen. Das heißt, wir haben uns nicht gezielt einzelne Moleküle angeschaut, sondern zunächst alles gemessen, was man messen kann. Wichtige Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht, Gewicht und Medikamenteneinnahmen wurden bei der statistischen Auswertung berücksichtigt“, berichtete Zacharias weiter. „Bei diesem Screeningansatz haben wir einen Metaboliten gefunden, der signifikant mit Depression assoziiert ist, das Lauryl-Carnitin.“ Dieses Molekül war bisher nicht als wichtiger Akteur bei Depressionen bekannt. Es gehört zur chemischen Klasse der Acylcarnitine, die am Transport von Fettsäuren und der Fettsäureoxidation in Mitochondrien beteiligt sind. Geringere Konzentrationen dieser Verbindungen bei depressiven Personen könnten auf eine veränderte Fettsäureoxidation und/oder mitochondriale Funktion hinweisen.


Der beobachtete Zusammenhang ist kein Zufallsbefund, wie eine Validierungsstudie mit 968 Personen im Zuge der SHIP-Studie (Study of Health in Pommerania) zeigte, einer Gesundheitsstudie in Vorpommern. Zacharias: „In dieser Studie haben wir gezielt Lauryl-Carnitin untersucht und festgestellt, dass auch in diesem Kollektiv die Konzentrationen bei Personen mit Depression niedriger sind als bei Gesunden.“
Welche Rolle Lauryl-Carnitin bei Depressionen hat, und ob die niedrigen Blutkonzentrationen des Metaboliten Folge oder Ursache einer Depression sind, ist derzeit noch nicht klar. Zacharias: „Zukünftige Studien sollten hier ansetzen und die kausalen Zusammenhänge zwischen Depression und Lauryl-Carnitin untersuchen, auch um zu prüfen, ob Lauryl-Carnitin ein Ziel für neue Therapien sein könnte.“

Originalliteratur; Zacharias HU et al., Mol Psychiatry 2021 Jun 4; doi 10.1038/s41380-021-01176-0, PMID 34088979

Pressemitteilung: Technische Universität München, Helmholtz Zentrum München, Universitätsmedizin Greifswald, Juni.2021

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