- Anzeige -
News

Corona-Pandemie

Post-COVID: Praktisch keine neurologischen Schäden

5.9.2022

Das Nervensystem der vom Post-COVID-Syndrom betroffenen ist in den meisten Fällen nicht dauerhaft beschädigt. Das ergab eine Untersuchung von Wissenschaftlern der Universitätsmedizin Essen. Die Hinweise gehen eher in Richtung Psychosomatik.

Bis zu 10% und mehr aller COVID-19-Patienten entwickeln nach überstandener Akutinfektion ein Post-COVID-Syndrom (Robert-Koch-Institut, 19.7.2022). Wissenschaftler der Universitätsmedizin Essen haben nun bei der Untersuchung von 171 Patienten mit Post-COVID festgestellt, dass das Nervensystem der Betroffenen in den meisten Fällen nicht dauerhaft geschädigt ist. Bei 86% der Personen war die neurologische Untersuchung komplett unauffällig. Ein Zusammenhang zwischen der akuten COVID-Infektion und dem Auftreten von Langzeitfolgen ließ sich sogar nur bei etwa 2% der Patienten herstellen, berichtet die Forschergruppe jetzt in „Neurology and Therapy“.

Von den über 200 Post-COVID-Symptomen liegen viele im Bereich des Nervensystems, darunter sind Konzentrations- und Gedächtnisstörungen („brain fog“), Schlafstörungen, Kopfschmerzen und viele weitere. „Unsere Daten zeigen, dass obwohl viele Betroffene über neurologische Beschwerden klagen, sich diese in der neurologischen Untersuchung so gut wie nie objektivieren lassen. Selbst im MRT des Gehirns oder in der Nervenwasseruntersuchung finden sich zumeist keine bleibenden Folgen der COVID-Infektion“, erklärt Prof. Dr. Dr. Mark Stettner (Essen), Leiter der Post-COVID Ambulanz an der Klinik für Neurologie.

Eher eine psychosomatische Genese?

Um zu klären, wie die Pathogenese der Post-COVID-Symptome sonst zu begründen ist, hat das Forschungsteam die Betroffenen auch intensiv psychologisch untersucht. Dabei zeigte sich, dass psychiatrische Vorerkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen das Risiko für Post-COVID signifikant erhöhen. Außerdem waren Tests, die auf eine psychosomatische Genese der Symptome hinweisen, bei vielen auffällig, insbesondere bei Frauen.

„Wir glauben daher, dass psychologische Mechanismen für die Entstehung des Post-COVID Syndroms wichtig sind. Man weiß seit Jahrhunderten, dass Körper und Geist eine Einheit bilden und sich übermäßiger Stress, ein seelischer Konflikt oder eine Depression in körperlichen Beschwerden ausdrücken kann. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass sich die Patienten die Symptome nur einbilden“, betont Prof. Dr. Christoph Kleinschnitz (Essen), Direktor der Klinik für Neurologie. Ganz im Gegenteil: Eine gründliche neurologische Untersuchung lohnt sich in jedem Fall. „Wir haben einige Überraschungen erlebt. So fanden wir bei Menschen, die dachten an Post-COVID zu leiden, am Ende eine Multiple Sklerose, eine Gehirnhautentzündung oder eine Migräne“.

Gemeinsam mit Psychosomatik-Experten wollen die Neurologen nun weiter zum Thema psychologische Ursachen von Post-COVID forschen und zielgerichtete Therapien entwickeln. Dies erscheint notwendig, denn auch andere Gruppe haben Hinweise auf eine mögliche psychosomatische Post-COVID-Pathogenese bei zahlreichen Patienten gefunden (Der Privatarzt berichtete).

Pressemitteilung Universität Duisburg-Essen, September 2022
Fleischer M et al.; Neurol Ther. 2022 Aug 26:1-21 (DOI 10.1007/s40120-022-00395-z)

No items found.
Lesen Sie mehr und loggen Sie sich jetzt mit Ihrem DocCheck-Daten ein.
Der weitere Inhalt ist Fachkreisen vorbehalten. Bitte authentifizieren Sie sich mittels DocCheck.
- Anzeige -

Das könnte Sie auch interessieren

123-nicht-eingeloggt