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Allgemeinmedizin

Morbus Alzheimer

Monoklonale Antikörper gegen kognitiven Abfall?

Dr. Christine Reinecke

In der Ätiologie der Alzheimer-Demenz spielen das Beta-Amyloid und das Tau-Protein eine wichtige Rolle. So könnte die Therapie mit speziellen Antikörpern sinnvoll erscheinen. Doch diese können den kognitiven Abfall bei vererbtem Alzheimer (DIAD) nicht verlangsamen, wie eine aktuelle Studie zeigte.

Anfang Juni 2021 erhielt der monoklonale Antikörper Aducanumab, der an das Beta-Amyloid bindet, eine vorläufige Zulassung in den USA. In der relevanten Studie bauten die Patienten in neuropsychologischen Tests weniger stark ab als unter Placebo. Dagegen konnten die Monoclonals Gantenerumab und Solanezumab den kognitiven Abbau bei Patienten mit DIAD nicht verlangsamen. Gantenerumab zielt auf die Amyloid-Fibrillen, während sich Solanezumab gegen das lösliche Amyloid-Protein richtet. DIAD, eine seltene Form von Alzheimer, tritt bei weniger als 1% der Fälle auf. Autosomal dominante Genmutationen erhöhen das Risiko einer frühen Krankheitsentwicklung mit Symptomen, die zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auftreten. Charakteristisch für DIAD ist, dass die Amyloid- und Tau-Spiegel im Gehirn schon Jahrzehnte früher ansteigen, bevor Veränderungen der Kognition sichtbar werden. Das ist der Grund, weswegen sich die Forscher auf DIAD-Patienten konzentrierten. Hier könnten sie frühzeitig intervenieren, um die Symptome zu mildern, so der Ansatz.

Eine Frage der Dosierung?

In der Studie, die seit 2012 lief, ging es zu Beginn um die quantitative Bestimmung der Biomarker. Seit 2015 wurde dann zusätzlich überprüft, ob auch der kognitive Abfall verlangsamt oder verhindert werden kann. 144 Patienten mit DIAD-Mutationen erhielten über 4‒7 Jahre entweder Gantenerumab, Solanezumab oder Placebo. Im Ergebnis war keiner der beiden Wirkstoffe dem Placebo überlegen. Die Patienten, die Solanezumab erhielten, erlebten sogar einen schnelleren Abfall als diejenigen, die Placebo erhielten. Das wurde mit einer neurokognitiven Test-Batterie bestätigt – ein Resultat, das die Forscher nicht vollständig erklären konnten. Im Laufe der Studie wurden die Dosierungen erhöht: von 225mg auf 1.200mg Gantenerumab alle vier Wochen und von 400mg auf 1.600mg Solanezumab, ebenfalls alle vier Wochen. Die Autoren bemerkten dazu, dass der kognitive Abfall bei symptomatischen Patienten bereits eingesetzt hätte, als die Dosis erhöht wurde. Ob man mit einer höheren Dosierung zu einem früheren Zeitpunkt bessere Ergebnisse erzielt hätte, bliebe offen.  
Analysiert wurden die Biomarker durch PET-Bildgebung des Gehirns sowie anhand der Zerebrospinalflüssigkeit vor und während der Behandlung. Dabei zeigte sich, dass Gantenerumab die Spiegel der Amyloid-Ablagerungen signifikant reduzierte und auch Solanezumab sein molekulares Ziel erreichte. Interessanterweise wirkte Gantenerumab auch vorteilhaft auf die Spiegel von Tau-Protein, was die Autoren für ein gutes Zeichen halten. So könnte sich letztendlich dieser Therapieansatz als klinisch bedeutsam erweisen, meinen sie. Doch keiner der molekularen Effekte führte zu einem erkennbaren kognitiven Nutzen bei den Teilnehmern. Vor allem die Tatsache, dass sich bei den mit Placebo behandelten Patienten keine Verschlechterung zeigte, könnte es unmöglich gemacht haben, irgendwelche Vorteile der Wirkstoffe zu entdecken.

Salloway S et al., Nat Med 2021; 0(0): 1‒10, doi 10.1038/s41591-021-01369-8

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