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Gynäkologie

Menopause

Hormonersatztherapie bei Migräne?

Dr. rer. nat. Christine Reinecke

27.8.2021

Migräne in den Wechseljahren ist mit einem erhöhten Hypertonierisiko assoziiert, welches auch durch eine Hormonersatztherapie beeinflusst wird. Generell sollten Hormone gegen Migräne in der Menopause nur mit Vorsicht eingesetzt werden; wenn, dann niedrig dosiert und transdermal appliziert.

Dass Migräne mit einem erhöhten Hypertonierisiko bei Frauen in den Wechseljahren assoziiert ist, zeigte eine aktuelle Studie. Teilgenommen hatten 56.202 Frauen, die zu Beginn der Menopause keine Hypertonie oder kardiovaskuläre Erkrankung aufwiesen. Im Laufe von 826.419 Personenjahren traten 12.501 Fälle von Hypertonie auf; darunter 3.100 bei Frauen mit Migräne und 9.401 bei Frauen ohne Migräne. Die Migräne war assoziiert mit einem zunehmenden Hypertonierisiko (Risikoquotient [HR] 1,29; 95%-Konfidenzintervall 1,24‒1,35), welches auch in Bezug auf gängige Migränemedikamente konsistent war. Die Assoziationen waren mit und ohne Aura ähnlich. Leicht stärker erwies sich der Zusammenhang bei Frauen, die schon einmal eine Hormonersatztherapie (hormone replacement therapy, HRT) erhalten hatten [1].
Welchen Einfluss hat die HRT generell? Nach den Wechseljahren nimmt die Prävalenz der Migräne ab, perimenopausal ist sie jedoch erhöht. Beeinflusst wird eine Migräne durch schwankende Estrogenspiegel. So löst ein Estrogenentzug Migräneattacken ohne Aura aus, während hohe Estrogenspiegel eine Migräne mit Aura triggern. Durch eine Ersatztherapie stabilisierte Estrogenspiegel beeinflussen die Estrogenentzugs-Migräne, wobei auch die vasomotorischen Symptome gelindert werden. Physiologische Dosen von natürlichem Estrogen können dagegen bei Migräne mit Aura angewandt werden, nicht jedoch Ethinylestradiol in kontrazeptiver Dosierung. Allgemein wird das Risiko für unerwünschte Effekte bei einer Migräne minimiert, wenn die niedrigste Hormondosis transdermal angewandt wird [2].

Eine HRT erhöht das Migränerisiko

Wie ein aktuelles systematisches Review zeigte, verschlechterten unterschiedliche HRT-Schemata die Frequenz und Dauer der Migräne sowie den Verbrauch von Analgetika, verbesserten jedoch die klimakterische Symptomatik. Die Parameter wurden am wenigsten durch eine kontinuierlich-kombinierte HRT verstärkt, am meisten durch das sequenziell-zyklische Schema. Querschnittstudien wiesen außerdem darauf hin, dass jede Art der HRT mit Migräne assoziiert war. Laufende systemische Hormonbehandlungen waren mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für Migräne assoziiert als vorhergehende und lokale Therapien. Eine randomisierte, kontrollierte Studie zeigte zudem, dass Tibolon, ein synthetisches Steroid, die Kopfschmerztage im Vergleich zur Basislinie nicht erhöhte und die Intensität wie auch den Analgetikaverbrauch reduzierte. Dagegen erhöhte konventionelles Estrogen/Progesteron die Anzahl der Migränetage und den Arzneimittelverbrauch, wobei die Intensität nicht abnahm [3]. Was empfehlen die Leitlinien? Wie in den Gebrauchsinformationen der Präparate ersichtlich, darf eine HRT bei Vorerkrankungen wie Migräne nur mit Vorsicht eingesetzt werden, so das Statement [4].

1 Association of Migraine With Incident Hypertension After Menopause: A Longitudinal Cohort Study - PubMed (nih.gov)

2 MacGregor E A, Post Reprod Health 2018 Mar; 24(1): 11‒18, doi 10.1177/2053369117731172

3 Ornello R, Neuropsychiatric Disease and Treatment, 19 Mar 2021; 17: 859‒871, doi 10.2147/ndt.s285863

4 S3-Leitlinie Peri- und Postmenopause ‒ Diagnostik und Interventionen. Register-Nr. 015-062 Microsoft Word - FINAL_015-061_HT_Langversion_inkl. Addendum_29.09.2020.docx (awmf.org)

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