In einer aktuellen Netzwerk-Metaanalyse wurden international gängige, zum Teil in Deutschland bislang noch nicht für die atopische Dermatitis zugelassene Topika einem Vergleich unterzogen.
Gemäß Stufenplan der S3-Leitlinie „Atopische Dermatitis” (AWMF-Reg.-Nr. 013-27) wird bei leichten bis moderaten Ekzemen zusätzlich zur Basistherapie mit Emollienzien und dem Vermeiden von Triggerfaktoren zunächst eine topische Therapie empfohlen. In der Erstlinientherapie werden in der Regel topische Glukokortikosteroide eingesetzt, bei Unverträglichkeit oder Nichtwirksamkeit sowie an besonderen Lokalisationen kommen topische Calcineurin-Inhibitoren zur Anwendung. Zusätzliche antipruriginöse und antiseptische Wirkstoffe können gemäß Leitlinie erwogen werden. Als zukünftige topische Therapieoptionen nennt die Leitlinie Wirkstoffe wie Januskinase(JAK)-Inhibitoren und Aryl-Hydrocarbon-Rezeptoragonisten. In der Praxis erhalten die meisten AD-Patientinnen und -Patienten eine topische Therapie, berichtete Prof. Dr. med. Thomas Werfel (Hannover). Über die Effektivität der einzelnen Substanzen in Relation zu den anderen war jedoch bislang wenig bekannt.
Verschiedene Topika wurden jetzt in einer Netzwerk-Metaanalyse einem Vergleich unterzogen [1]. Eingeschlossen wurden 291 randomisierte kontrollierte Studien, in denen antientzündliche Therapien miteinander verglichen oder gegen Placebo bzw. Vehikel geprüft wurden. Insgesamt wurden die Daten von 45 846 Teilnehmenden ausgewertet, die das gesamte Spektrum der AD-Schweregrade aufwiesen. Die Endpunkte der Metaanalyse umfassten Parameter zu klinischem Befund, Lebensqualität und lokalen Nebenwirkungen.
Am interessantesten war Werfel zufolge die ärztlich beurteilte Ekzemschwere: Die höchste Wirksamkeit zeigten potente topische Kortikosteroide (Odds Ratio [OR] 8,15), der Calcineurin-Inhibitor Tacrolimus 0,1 % (OR 8,06) sowie die JAK-Inhibitoren Ruxolitinib 1,5 % (OR 7,72) und Delgocitinib 0,5 % (OR 7,61). Am wenigsten wirksam waren die PDE-4-Inhibitoren Crisaborol (OR 2,98) und Roflumilast (OR 2,43) sowie der Aryl-Hydrocarbon-Rezeptoragonist Tapinarof (OR 2,45). Milde Kortikosteroide zeigten sich sehr wenig wirksam (OR 2,22) und sollten daher nicht eingesetzt werden, so der Experte. Bei kurzzeitiger Anwendung potenter topischer Kortikosteroide sei keine Atrophie zu befürchten.
Werfels Empfehlung: Die Behandlung sollte mit einem stark wirksamen Topikum begonnen werden, um eine möglichst komplette Abheilung der Hautläsionen zu erreichen. Im Anschluss sollte eine proaktive Therapie mit einem geeigneten topischen Kortikosteroid oder topischen Calcineurin-Inhibitor 2 × pro Woche erfolgen – zusätzlich zur täglichen Basistherapie mit Emollienzien.
Vortrag „Atopische Dermatitis”, 15. Allergo Update 2025, Mainz/hybrid, März 2025