- Anzeige -
Kongress-Ticker

Mammakarzinom

Patientinnen-Adhärenz als Schlüssel des Therapieerfolgs

Dr. rer. nat. Reinhard Merz

27.11.2025

Die Adhärenz stellt einen entscheidenden Faktor für den Erfolg der adjuvanten Behandlung des frühen Mammakarzinoms dar. Ihre Bedeutung wird in der klinischen Praxis häufig unterschätzt.

Studien zeigen, dass bis zu 25 % der Patientinnen die endokrine Therapie (ET) vorzeitig abbrechen und nur etwa die Hälfte die vorgesehene 5-jährige Behandlungsdauer vollständig absolviert. Eine gute Adhärenz (> 80 % Einnahme) ist jedoch mit einem signifikant reduzierten Rezidivrisiko assoziiert.

Die Non-Adhärenz wirkt sich direkt auf krankheitsfreies und Gesamtüberleben aus. Französische Analysen zeigten eine Differenz von über 5 % in der 5-Jahres-Rezidivfreiheit zwischen adhärenten und nicht-adhärenten Patientinnen – ein Unterschied, der dem Zusatznutzen einer CDK4/6-Inhibition entspricht. Damit ist Adhärenz nicht nur ein Verhaltensaspekt, sondern ein onkologischer Prognosefaktor.

Die Ursachen sind multifaktoriell: Patientinnenbezogene Faktoren umfassen u. a. extremes Alter, ­Rauchen, depressive Symptomatik, geringe Rezidivrisiko-Wahrnehmung oder fehlende soziale Unterstützung. Medikamentenassoziierte Aspekte sind Nebenwirkungen, komplexe Einnahmeschemata, hohe Therapiekosten und die Kombination mit ­Chemotherapie.

Besonders die Nebenwirkungen der ET – vasomotorische Symptome, Arthralgien, Fatigue und kognitive Einschränkungen – beeinträchtigen die Lebensqualität über Jahre und sind der häufigste Grund für Therapieabbrüche. Die Ergänzung um einen CDK4/6-Inhibitor erhöht die Komplexität zusätzlich.

Ein zentraler Aspekt ist das frühzeitige und kontinuierliche Nebenwirkungsmanagement. Patientinnen müssen bereits vor Therapiebeginn über mögliche Toxizitäten, Ernährungsmaßnahmen und die Bedeutung frühzeitiger Intervention aufgeklärt werden. Evidenzbasierte Empfehlungen umfassen die proaktive Behandlung therapiebedingter Diarrhö unter Abemaciclib (Loperamid, Dosisreduktion) sowie Lebensstilinterventionen. Studien belegen, dass Dosisreduktionen keinen negativen Einfluss auf die Wirksamkeit haben.

Nicht-pharmakologische Maßnahmen wie kognitive Verhaltenstherapie, Akupunktur, Yoga oder Bewegungsprogramme können menopausale sowie muskuloskelettale Beschwerden signifikant lindern. Entscheidend ist ein individualisiertes Vorgehen: jüngere Patientinnen benötigen häufig andere Unterstützungsstrategien als ältere. Regelmäßige Nachsorgekontakte, telefonische Betreuung und digitale Erinnerungs-Apps haben sich als hilfreich erwiesen, um das Einnahmeverhalten zu stabilisieren.

Adhärenz ist kein Randthema, sondern ein zentrales Element der onkologischen Versorgung. Der Schlüssel liegt in der kontinuierlichen Begleitung, Aufklärung und Stärkung der Patientinnen – denn nur wer die Therapie durchhält, profitiert dauerhaft vom medizinischen Fortschritt.

Session „Adherence matters: Strategies, stories and solutions in early breast cancer“ (Veranstalter: Lilly GmbH)

Lesen Sie mehr und loggen Sie sich jetzt mit Ihrem DocCheck-Daten ein.
Der weitere Inhalt ist Fachkreisen vorbehalten. Bitte authentifizieren Sie sich mittels DocCheck.
- Anzeige -

Das könnte Sie auch interessieren

123-nicht-eingeloggt