Platinresistenz wird als prognostischer Marker für die Erkrankung verwendet. Neue Daten stellen diese Einteilung zunehmend infrage: Selbst Patientinnen mit einem kurzen platinfreien Intervall (< 6 Monate) können unter bestimmten Bedingungen erneut von platinhaltigen oder alternativen Kombinationstherapien profitieren.
Trotz deutlicher Fortschritte in der Primärtherapie bleibt das fortgeschrittene Ovarialkarzinom eine Erkrankung mit hoher Rezidivrate und begrenzten Langzeitüberlebenschancen. Über 80 % der Patientinnen mit fortgeschrittener Erkrankung erleiden ein Rezidiv nach initialer platinbasierter Therapie. Die Definition und das Management der sogenannten „platinresistenten“ Erkrankung stellen weiterhin ein ungelöstes klinisches Dilemma dar.
Traditionell wurde das Ansprechen auf Platin anhand des platinfreien Intervalls (PFI) bewertet – mit der willkürlichen Grenze von 6 Monaten zwischen platinempfindlicher und platinresistenter Erkrankung. Neue Daten stellen diese Einteilung zunehmend infrage: Selbst Patientinnen mit einem kurzen platinfreien Intervall (< 6 Monate) können unter bestimmten Bedingungen erneut von platinhaltigen oder alternativen Kombinationstherapien profitieren. Das starre PFI-Konzept weicht somit einem dynamischeren, biologieorientierten Ansatz.
Mit der Einführung von PARP-Inhibitoren wie Olaparib, Niraparib und Rucaparib konnte insbesondere bei Patientinnen mit BRCA-Mutation oder HRD-positiven Tumoren das progressionsfreie Überleben (PFS) signifikant verlängert werden, wie Studien wie SOLO-2 und PAOLA-1 zeigten. Die Kombination von Olaparib und Bevacizumab als Erhaltungstherapie demonstrierte deutliche Vorteile gegenüber der alleinigen Antiangiogenese-Therapie.
Parallel dazu gewinnt die Biomarker-Stratifizierung zunehmend an Bedeutung. Neben BRCA und HRD rücken weitere prädiktive Marker wie Folatrezeptor-α (FRα) in den Fokus. Ergebnisse der PICCOLO-Studie zeigten, dass der FRα-Expressionsstatus unabhängig vom HRD-Status ein therapeutisch relevantes Ziel für den Antikörper-Konjugat-Wirkstoff Mirvetuximab-Soravtansin (MIRV) darstellt.
Zukunftsweisende Strategien verfolgen eine noch stärkere Individualisierung . Moderne Testverfahren wie Liquid Biopsies und ctDNA-Analysen könnten eine adaptive Therapieentscheidung ermöglichen.
Ein innovativer Ansatz zur Überwindung von Resistenzmechanismen ist die onkolytische Virus-Therapie. Präklinische und klinische Programme wie Olvimulogen Nanivacirepvec (Olvi-Vec) untersuchen rekombinante Viren, die selektiv Tumorzellen infizieren, lysieren und zugleich eine Immunaktivierung induzieren. Diese Immunstimulation könnte langfristig die Krankheitskontrolle verbessern und die Wirksamkeit nachfolgender Therapien erhöhen.
Mit dem Fortschreiten biomarkerbasierter Forschung und der Integration immunonkologischer Konzepte entsteht ein zunehmend komplexes, aber auch vielversprechendes therapeutisches Ökosystem. Ziel ist nicht mehr allein die Verlängerung des platinfreien Intervalls, sondern die langfristige Kontrolle einer biologisch dynamischen Erkrankung.
Die Überwindung der Platinresistenz beim Ovarialkarzinom wird damit weniger als pharmakologisches, sondern vielmehr als biologisches und adaptives Problem verstanden – ein Paradigmenwechsel, der den Weg zu personalisierten, nachhaltig wirksamen Therapiekonzepten ebnet.
Symposium „How to PROC – breaking the wall of Platinum-resistant Ovarian Cancer“ (Veranstalter: AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG)