Die Vortragsreihe beleuchtete aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen in der Brustkrebsfrüherkennung und -diagnostik, wobei ein besonderer Fokus auf der künstlichen Intelligenz (KI) und verbesserten Bildgebungstechniken lag. Dr. med. Axel Gräwingholt (Paderborn) betonte die Notwendigkeit einer risikoadaptierten Brustkrebsfrüherkennung, um vom altersbasierten „one size fits all“-Ansatz wegzukommen.
Er stellte ein kommerziell verfügbares KI-basiertes Programm vor, das auf Basis von 250 mammografischen Merkmalen und Patientendaten das relative Brustkrebsrisiko innerhalb von 2 Jahren berechnet. Eine multinationale Studie zeigte, dass 6 % der Frauen als Hochrisikofälle eingestuft wurden und 30 % der klinisch relevanten Brustkrebserkrankungen (entdeckt in der Folgerunde oder im Intervall) in dieser Hochrisikogruppe lagen. Besonders hervorzuheben ist die gute Leistung der KI bei der Detektion von lobulären Karzinomen, die oft schwer zu erkennen sind. Dieser Ansatz könnte es ermöglichen, Hochrisikofrauen zusätzliche Untersuchungen (z. B. Ultraschall, MRT) anzubieten und gleichzeitig die Screening-Intervalle für Frauen mit sehr niedrigem Risiko zu verlängern, ohne die Detektionsrate zu mindern.
Zur Tomosynthese stellte Prof. Dr. med. Walter Heindel (Münster) die Ergebnisse der ToSyMa-Studie vor, die den Einsatz der digitalen Tomosynthese (DTS) in Kombination mit synthetischer Bildgebung im Mammografie-Screening evaluierte. Die Studie zeigte in Phase I eine Steigerung der Detektionsrate invasiver Mammakarzinome um 48 %. Dieser Effekt war besonders ausgeprägt bei dichten Brüsten (ACR C und D), wo 5,8 zusätzliche Karzinome pro 1 000 Frauen gefunden wurden. Die entdeckten Tumoren waren überwiegend biologisch relevant (G2 und G3).
Prof. Dr. med. Alexander Katalinic (Lübeck) präsentierte die Ergebnisse der PRIME-Studie zum Einsatz von KI im deutschen Mammografie-Screening. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass der Einsatz von KI im Mammografie-Programm die Detektionsrate erhöht, ohne die Recall-Rate zu steigern, was als „ethisch geboten“ für die Routineanwendung angesehen wird. Es wurde auch das Potenzial diskutiert, von der Doppelbefundung zu einer Einfachbefundung mit KI-Unterstützung überzugehen.
Symposium „Moderne Brustkrebsfrüherkennung“