Vitiligo zählt zu den weltweit häufigsten Pigmentierungsstörungen. Die psychosoziale Krankheitslast im Zusammenhang mit dieser Hauterkrankung ist sehr hoch. Zudem sind weitere Autoimmunerkrankungen mit Vitiligo assoziiert. Somit ist die Erkrankung nicht nur behandlungswürdig, sondern auch behandlungsbedürftig.
„Wir sehen eine Vielzahl an psychischer Komorbidität bei Vitiligo“, berichtete PD Dr. Rachel Sommer vom Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. So treten bei den Betroffenen neben beispielsweise Angst- sowie Zwangsstörungen und Vermeidungsverhalten auch interpersonelle Beeinträchtigungen bis hin zu suizidalen Gedanken vermehrt auf [1]. „Nach wie vor wird die Vitiligo teilweise als kosmetisches Problem erachtet. Betrachtet man jedoch diese hohe psychosoziale Krankheitslast, so kann man das meines Erachtens nicht einfach so abtun“, meinte Sommer.
Eine europaweit durchgeführte Beobachtungsstudie zu körperdysmorphen Störungen bei Hauterkrankungen ergab, dass im Zusammenhang mit Vitiligo ein mindestens 11-fach erhöhtes Risiko besteht, eine entsprechende Störung zu entwickeln [2]. Hinzu kommt, dass Dermatologinnen und Dermatologen in Europa Depressionen und Angstzustände in der Praxis unterschätzen [3]. Demnach könnten entsprechende Schulungen sinnvoll sein, sagte Sommer. Neben der psychischen Belastung sind auch somatische Komorbiditäten mit Vitiligo assoziiert, seien es Schilddrüsenerkrankungen, Alopecia areata, Psoriasis oder Diabetes mellitus [4].
Ruxolitinib zur Therapie der nichtsegmentalen Vitiligo mit Gesichtsbeteiligung
Vor Einleitung einer Therapie sei es wichtig, klinische Daten wie beispielsweise die Unterform und Ausdehnung der Erkrankung, die Krankheitsaktivität sowie die subjektive Belastung zu erfassen, empfahl Prof. Dr. med. Markus Böhm, Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Münster. Eine praktische, frei verfügbare Checkliste vom Berufsverband Deutscher Dermatologen bietet dabei Unterstützung. Im Zuge des Therapiemanagements nehme dann das „shared decision making“, also die gemeinsame, partizipative Entscheidungsfindung von Betroffenen und Behandelnden eine entscheidende Rolle ein. Somit könne eine bessere Adhärenz und damit höhere therapeutische Effizienz mit einer verbesserten Lebensqualität erzielt werden. Für die Therapie der nichtsegmentalen Vitiligo mit Gesichtsbeteiligung steht der topische JAK-Inhibitor Ruxolitinib zur Verfügung. Die Creme kann von Betroffenen ab einem Alter von 12 Jahren angewendet werden. Studiendaten zeigen, dass 33,9 % der Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die 2 × täglich Ruxolitinib-Creme anwendeten, nach 104 Wochen einen F-VASI90 (facial Vitiligo Area Scoring Index) erreichten [5]. „Insgesamt lässt sich eine kontinuierliche Zunahme der Pigmentierung im Gesicht und am Körper bis Woche 104 beobachten, auch bei Patienten, die in Woche 24 nur ein geringes Ansprechen zeigten“, führte Böhm aus.
Symposium „Vitiligo im Dialog – die Plenumsdiskussion“ (Veranstalter: Incyte Bioscience Germany GmbH)