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Dermatologie

Regenerative Medizin und Botulinumtoxin

Junge Erkenntnisse – vom Hals über die Kinnlinie bis zur Stirn

Ines Schulz-Hanke

12.11.2025

Evidenz spielt auch in der regenerativen Medizin eine wichtige Rolle, um einen Effekt oder ein Ergebnis objektiv zu beurteilen. Aktuelle Daten hierzu und (ent-)spannende Erkenntnisse zur Botulinumtoxin-Therapie lieferten die Vorträge zweier Expertinnen im Zuge eines Workshops.

In der regenerativen Medizin genutzte Exosomen, Polynukleotide, Hyaluronsäure oder Calciumhydroxylapatit aktivieren Zellen der verschiedenen Hautschichten und führen so zur Regeneration. Wie sich die Wirkmechanismen unterscheiden, erklärte Dr. med. Daniela Greiner-Krüger (Oberursel) [1].

Weniger Narben, Falten, Pigmentstörungen

Die von einer Lipiddoppelmembran umhüllten Exosomen sind Nanovesikel, die in der Zelle produziert und in den extrazellulären Raum abgegeben werden. Sie enthalten unter anderem Nucleinsäuren wie DNA und mRNA, aber auch Hitzeschockproteine und tragen auf der Oberfläche Adhäsionsmoleküle und Rezeptoren, die spezifisch sind für die Zellen, aus denen sie stammen.

Exosomen finden sich in Körperflüssigkeiten und Geweben. Gewonnen werden sie, unter anderem durch Zentrifugation, i. d. R. aus Stammzellkulturen. In Europa könne man hierfür adipöse mesenchymale Stammzellen, verschiedene Pflanzen und Lachssperma nutzen, berichtete Greiner-Krüger [2].

Exosomen stimulierten die Proliferation und Migration von Endothelzellen, Fibroblasten und Keratinozyten sowie Angiogenese, Kollagen-Deposition, Reepithelisierung und Elastin-Bildung, was Narbenentfernung und Hautverjüngung unterstütze. Darüber hinaus ließen sich zukünftig möglicherweise Hyperpigmentationsprobleme mit Exosomen behandeln, die die Pigmentausschüttung regulierten. Außerdem könnten Exosomen die Anagenphase von Haarfollikeln verlängern und so bei Haarausfall das Wachstum verbessern [3-8].

Polynukleotide: klinische Effekte prüfen

Polynukleotide aus Forellen- und Lachssperma förderten Daten aus der Grundlagenforschung zufolge Kollagenneubildung, Wundheilung sowie die Neusynthese extrazellulärer Matrix und aktivierten Fibroblasten-Aktivierung.

Die Wirkmechanismen seien seit 40 Jahren erforscht, jedoch fehlten Studien, die die Verbesserung der Hautoberfläche, Festigkeit, Pigmentation und Radiance („das Strahlen der Haut“) zeigten, schränkte die Expertin ein [9,10].

Selbst ist die Haut: Kollagen-Stimulanzien

Wie Greiner-Krüger erklärte, dehnt die Applikation von Hyaluronsäure in die Haut die Fibroblasten und aktiviert so die Kollagenproduktion [11]. Calciumhydroxylapatit-Mikrosphären werden in der Haut abgebaut und unterstützten dabei das Wachstum von Fibroblasten, die Ablagerung extrazellulärer ­Matrix, das Einwachsen von fibrösem und vaskulärem Gewebe sowie die Kollagenproduktion. Dies verbessere die Hautarchitektur, -festigkeit und -qualität.

Beide Wirkungsmechanismen sind in einem hybriden Filler kombiniert worden, der als Fertigspritze zur Verfügung steht.

Ein Mid Face Volume Deficit (MFVD Grad 3–4) ging unter der Therapie mit diesem Filler in einer offenen prospektiven Studie nach einem Monat bei 83 % der Behandelten um ≥ 1 Punkt zurück [12]. Nach 9 Monaten bewerteten 77 % der Behandelten und 90 % der Prüfenden den Zustand nach dem Global Aesthetic Improvement Score (GAIS) als „verbessert“ oder sogar „stark verbessert“.

Wie Greiner-Krüger ergänzte, hielten die Ergebnisse 1 Jahr an, ohne schwere Nebenwirkungen. In einer retrospektiven Studie ließ sich nach 9 Monaten eine Steigerung des GAIS bei 97 % der Patientinnen und Patienten zeigen [13].

Bei Elastose erwies sich der hybride Filler als ähnlich effektiv wie eine autologe Fetttransplantation und erbrachte auf der Satisfaction-with-Facial-Appea­rance- (FACE-Q) sowie auf der visuellen Analogskala deutlich bessere Ergebnisse als eine fraktionierte CO2-Laserbehandlung [14].

Der Hals: ohne Akkordeoneffekt

Die Anwendung von Onabotulinumtoxin A zur Be- handlung der Platysma-Muskelhyperaktivität (Prominenz) sei bei der europäischen Zulassungsbehörde beantragt, die FDA habe es bereits zugelassen, berichtete Dr. med. Patricia Ogilvie (München) [15].

Bei ausgeprägter Platysmas-Prominenz, die überwiegend Frauen im fortgeschrittenen Alter betreffe, lasse sich mit 36 Units Botulinumtoxin ein reproduzierbares und anhaltendes Ergebnis erzielen.

Das Injektionsschema für diese Indikation sieht jeweils 2 Units an 4 Injektionspunkten direkt unterhalb der Kinnlinie vor, außerdem jeweils 1 Unit an jedem der 5 Injektionspunkte entlang des Bandes. Die zugelassene Dosis liegt bei 26, 31 oder 36 Units, weil pro Seite ein oder zwei Platysma-Bänder vorliegen können [15].

Klinisch relevante Ergebnisse – auch bei der Jawline

Für eine offizielle Zulassung müssen Behandelte (B) und Prüfende (P) jeweils eine Verbesserung um ≥ 2 Punkte auf einer Platysma-Prominenz-Skala bei maximaler Kontraktion feststellen, um ein Ansprechen zu belegen. Dies erreichten nach 14 Tagen rund 41 % der Behandelten (Placebo: 4 % [B] und 2% [P]). Eine – für Behandelte klinisch relevante – Verbesserung um 1 Punkt zeigten 80 % (Placebo 20 %). Zufrieden oder hochzufrieden entsprechend des ­Appearance of Neck and Lower Face Questionnaire waren rund 61 % der Behandelten an Tag 14 (Placebo 12 %), und die ­Participant Global Impression of Severity Scale wies eine deutliche Verbesserung aus, die für Kinnlinie noch deutlicher war als für die Platysma-Bänder [15]. Nebenwirkungen seien nur in zu vernachlässigendem Umfang eingetreten, berichtete Ogilvie.

„Ohne Schwere auf den Augenlidern“

Die Upper Facial Lines lassen sich nach Ogilvies ­Erfahrung mit 64 Units Botulinumtoxin gut und anhaltend behandeln, „ohne, dass man Schwere auf den Augenlidern hat“. Die Behandelten nähmen das Ergebnis als natürlich wahr und seien nachhaltig zufrieden. Eine Verbesserung der Stirnfalten um ≥ 1 Grad auf der Improvement Scale for Headlines bestand in einer Studie bei 42 % der Patienten und Patientinnen für mehr als 150 Tage, die Zufriedenheit bei > 85 % bis zu 180 Tage [16].

  1. Xiong M et al., Pharmacol Res 2021; 166: 105490
  2. Rodriguez C et al., Cosmetics 2024; 11: 154–81
  3. Gonzales N et al., Dermatol Surg 2019; 45: 547–51
  4. Gonzaga da Chuna M et al., Surg Cosmet Dermatol 2020; 12: 109–17
  5. Nowag B et al., J Cosmet Dermatol 2023; 22: 426–32
  6. Berlin A et al., Dermatol Surg 2008; 34: 64–7
  7. Amiri M et al., Front Med (Lausanne) 2023; 10: 1195934
  8. Wollina U et al., J Cutan Aesthet Surg 2024; 17: 273–81
  9. Araco A et al., J Cosmet Dermatol 2023; 22: 146–55
  10. Lim TS et al., Clin Cosmet Investig Dermatol 2024; 17: 417–31
  11. Wang F et al., Arch Dermatol 2007; 14: 155–63
  12. Gritti A et al., Oral presentation at The Aesthetic Medicine Congress 2024 Rovinj, Croatia
  13. Proietti I et al., J Cosmet Dermatol 2024; 23: 3883–92
  14. Barone M et al., Eur J Plast Surg 2024; doi: 10.1007/s00238-023-02151–4
  15. Shridharani SM et al., Aesthet Surg J 2025; 45: 194–201
  16. De Boulle K et al., Plast Plast Reconstr Surg Glob Open 2020; 8: e2669

Vortrag „All about Science“, „All about Data. Onabotulinumtoxin zur Verbesserung einer Platysma-Muskelhyperaktivität und der Kinnlinie“ (Veranstalter: Allergan Aesthetics, A division of AbbVie), Frankfurt/Main, März 2025

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