Die dystrophische Epidermolysis bullosa ist eine seltene genetische Blasenbildung. Bisher gab es kaum Möglichkeiten, um die Wunden der vulnerablen Haut nachhaltig zu schließen. Mit einer topischen Gentherapie könnte sich das nun ändern.
Dystrophische Epidermolysis bullosa (DEB) wird durch Mutationen im COL7A1 verursacht – dem Gen, das für Typ-VII-Kollagen (C7) kodiert. Das führt dazu, dass Verankerungsfibrillen in der Oberhaut fehlen und somit die Adhäsion der Epidermis an die Dermis vermindert ist. Klinisch bedeute das eine sehr vulnerable Haut, die schon bei kleinsten Traumata mit ausgedehnter Blasenbildung reagiere, so Prof. Dr. med. Cristina Has (Freiburg). Die dünne Blasenhaut platzt schnell und große Wundflächen entstehen, die wiederum zu lebensbedrohlichen Infektionen führen können. Bei der Abheilung können sich langfristig auch Fibrose und Narben – in besonders schweren Fällen Kontrakturen und Deformitäten der Gliedmaßen – sowie Plattenepithelkarzinome einstellen.
Da der DEB ein Gendefekt zugrunde liegt, haben Forschende nach einer entsprechenden Gentherapie gesucht – zunächst als In-vivo-Gentherapie. Jedoch fand sich kein Vektor, da ein sehr großes Virus erforderlich ist, um das etwa 9 kb große COL7A1-Transgen aufzunehmen. Um diese Einschränkungen zu beheben, wurde Beremagene Geperpavec (B-VEC) entwickelt – eine auf dem Herpes-simplex-Virus-Typ 1 (HSV-1) basierende, topische Gentherapie, um ein funktionsfähiges C7-Protein durch Verabreichung von COL7A1 wiederherzustellen.
Frühe Therapie mit B-VEC bei Kindern
Die technische Anwendung von B-VEC ist einfach: Die Wunden werden gespült, dann die B-VEC-Lösung aufgeträufelt, mit hydrophobem Film abgedeckt und anschließend verbunden, Wundränder sind mit Salbe zu schützen. Wie gut dies funktioniert, hat eine US-Studie belegt: Bei 31 DEB-Betroffenen wurden primäre Wundpaare identifiziert, wobei eine Wunde mit B-VEC, die andere mit Placebo behandelt wurde. Nach 6 Monaten kam es bei 67 % der mit B-VEC behandelten Wunden zu einer vollständigen Wundheilung, verglichen mit 22 % der Placebo-behandelten Wunden (p = 0,002). B-VEC wurde gut vertragen [1]. Auch in einer Langzeitstudie mit einer Behandlungsdauer von bis zu 112 Wochen traten keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse auf, es kam zu keinem behandlungsbedingen Therapieabbruch – und das bei hoher Patientenzufriedenheit [2]. Has resümierte: B-VEC bei Personen mit DEB
Bei Säuglingen und Kindern sollte früh begonnen werden, um Narben und Kontrakturen vorzubeugen. Auch hier kommt es zu einer schnellen Wundheilung, es lassen sich auch frische Blasen behandeln. Kleinere Wundflächen und weniger Schmerzen lassen auf ein besseres Wohlbefinden und somit auch auf eine bessere Entwicklung der Kinder hoffen.
Session „Update zu seltenen Hautkrankheiten“, Vortrag „Gentherapie bei Epidermolysis bullosa: Erfahrungen aus dem Freiburger Zentrum“