Die epidemiologischen Daten zu Adipositas sind mehr als alarmierend und so beschäftigte sich auch eine Wissenschaftliche Sitzung mit dem Thema. Dr. med. Lukas Maurer (Berlin) ging der Frage nach: Was können wir tun? Und er startete natürlich mit den obligatorischen Lebensstiländerungen und stellte die Ergebnisse der Look-AHEAD-Studie vor.
Durch Lebensstilintervention erreichte man eine signifikante Gewichtsreduktion über die Zeit, aber den meisten Teilnehmenden gelang es nicht, diesen Gewichtsverlust lange zu halten. Sodass man realistisch sagen muss: Nur bei einem kleinen Teil der Patienten und Patientinnen schaffen wir mit nicht medikamentösen Maßnahmen eine langfristige Gewichtsreduktion.
Die medikamentöse Therapie der Adipositas war über viele Jahre hinweg furchtbar langweilig, weil es keine guten Medikamente gab. Das hat sich verändert, seitdem die GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA) zugelassen sind. Sie haben als Reaktion auf orale Nahrungsaufnahme mannigfaltige Wirkungen im Hinblick auf Insulinsekretion, auf Appetitregulation und Magen-Darm-Motilität. „Das sind die Medikamente, über die Sie heute in den Medien hören – wie Semaglutid und Tirzepatid, die zusätzlich noch am GIP-Rezeptor aktiv ist“, so Maurer.
Damit lässt sich eine Gewichtsreduktion von 15 % oder mehr im längerfristigen Verlauf erreichen – für die meisten Patientinnen schon relevant. Das ist sehr vielversprechend. Was leider eine Limitation ist: Wird die Therapie gestoppt, gehen die Kurven für Körpergewicht, HbA1c und Blutdruck wieder in Richtung des Ausgangsniveaus. Aber das ist nicht anders als bei einem Diabetes- oder einem Blutdruckmedikament. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gilt, dass der Effekt, der durch die Medikamente erzielbar ist, nur für die Dauer der Anwendung anhält.
Zum Schluss gab Dr. Maurer noch einen kurzen Ausblick auf jetzt veröffentlichte Daten zu den ersten Triple-Agonisten, die noch einen Schritt weitergehen und 3 hormonelle Regelkreise in einem Molekül adressieren. Bei weiblichen Teilnehmern konnte eine Größenordnung von fast 30 % Körpergewichtsreduktion erreicht werden. „Wir reden möglicherweise in den kommenden Jahren über die Möglichkeit einer Körpergewichtsreduktion durch medikamentöse Therapie in einer Größenordnung von 30 % – und das würde dann die Lücke zur bariatrischen Chirurgie schließen.“
Vortrag von Dr. med. Lukas Maurer, Wissenschaftliche Sitzung Adipositas Grad III