Weil viszerales Fett die Produktion von Testosteron hemmt, haben viele Männer mit Adipositas einen Mangel. Eine Substitutionstherapie kann klinische, sexuelle und psychische Testosteronmangel-Symptome wirksam lindern. Das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse steigt dabei auch bei vorbestehendem Risiko nicht.
Anders als vielfach angenommen, bleibt der Testosteronspiegel bei gesunden Männern bis ins Alter konstant. Dagegen lasse sich bei nicht gesunden Männern durchaus ein Abfall über die Zeit beobachten, sagte Prof. Dr. med. Michael Zitzmann (Münster). Hierbei liege nur bei einem geringen Anteil ein klassischer primärer bzw. sekundärer Testosteronmangel aufgrund einer Hodenschädigung bzw. eines hypothalamisch/hypophysären Schadens vor. Bei der großen Mehrheit sei der Mangel funktionell bedingt.
Ein hohes Risiko für einen Testosteronmangel haben dem Experten zufolge Männer mit metabolischem Syndrom (MetS): So wies etwa die Hälfte aller Männer mit Adipositas einen Testosteronmangel auf, ebenso wie die Hälfte aller Männer mit Typ-2-Diabetes und rund 40 % mit Hypertonie bzw. Hyperlipidämie. Die Erklärung: „Viszerales Fett stört die hypothalamisch-hypophysär-gonadale Achse; gleichzeitig begünstigt ein niedriger Testosteronspiegel die Ansammlung von Bauchfett – ein Teufelskreis“, so der Androloge. Darüber hinaus könnten auch Opioide einen reversiblen sekundären Testosteronmangel verursachen.
Eine Indikation zur Testosterontherapie besteht, wenn der Patient Symptome aufweist und zweimal ein erniedrigter Spiegel (< 12 nmol/l Gesamttestosteron oder < 220 pmol/l freies Testosteron) gemessen wurde. Nachdem lange Unsicherheit hinsichtlich einer möglichen Erhöhung des kardiovaskulären Risikos durch die Testosterontherapie bestanden habe, könne hier nun Entwarnung gegeben werden, berichtete PD Dr. med. Magnus Baumhäkel (Saarbrücken): So habe die von den Zulassungsbehörden geforderte TRAVERSE-Studie ergeben, dass das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse bei Männern mit kardiovaskulären Risikofaktoren bzw. kardiovaskulärer Vorerkrankung unter Testosterontherapie nicht erhöht war. Wie Zitzmann ergänzte, tritt ein Hämatokrit-Anstieg als Nebenwirkung bei Applikation als Gel deutlich seltener auf als bei intramuskulärer Injektion; nichtsdestotrotz müsse der Hämatokrit-Wert regelmäßig kontrolliert werden.
Testosteron verbessert nicht nur die Libido
„Testosteron ist kein Lifestyle-Medikament, sondern wichtig, um Patienten aus der Antriebslosigkeit herauszuholen“, betonte Baumhäkel. Den Effekt einer Testosterontherapie veranschaulichte Zitzmann an einem Mitfünfziger mit MetS und Testosteronmangel, der unter Abgeschlagenheit, reduzierter Libido, Erektionsstörungen sowie sehr unter Problemen in seiner Ehe litt. Nachdem organische Ursachen für den Testosteronmangel ausgeschlossen worden waren, erhielt er eine Kombination aus Diät/Sportprogramm, verbesserter Einstellung des Blutdrucks, Rezeptierung eines PDE-5-Inhibitors bei Bedarf, Psychotherapie und Testosterontherapie. Darunter stieg im Verlauf eines Jahres seine Leistungsfähigkeit und das Lebensgefühl wurde positiver. Zudem verlor er 23 kg an Gewicht, die sexuelle Funktion und der Schlaf besserten sich.
Industriesymposium „Adipös und antriebslos – an Testosteronmangel denken!“ (Veranstalter: Besins Healthcare Germany GmbH)