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Fokus Naturmedizin

Lebensstil und Phytotherapie

Natürliche Heilmethoden bei Myomen

Prof. Dr. med. Ingrid Gerhard

26.6.2023

Natürliche Heilmethoden haben ihren Platz dann, wenn die Patientin bereit ist, durch Veränderung ihres Lebensstils bei der Verkleinerung der Myome mitzuhelfen. Und hier gibt es viele Ansätze. Dieser Beitrag stellt die wichtigsten naturmedizinischen Möglichkeiten vor.

Bevor wir einen Blick auf die natürlichen Möglichkeiten werfen, das Wachstum von Myomen positiv zu beeinflussen, werfen wir einen Blick auf die Entstehung – und vor allem auf die Frage, welche Rolle die zunehmende Umweltproblematik dabei spielen könnte.

Myome sind hormonabhängig, ihr Wachstum wird in hohem Maß durch Hormone gesteuert. Und leider haben auch endokrin aktive Umweltgifte hier einen nicht zu unterschätzenden Einfluss. So ist das Schwermetall Cadmium in Zellkulturen aus estrogensensiblen Uterusmyomzellen in der Lage, die Proliferation der Zellen zu triggern [1]. Da im Blut von Myompatientinnen im Vergleich zu Frauen ohne Myome erhöhte Blei- und Cadmiumwerte gefunden wurden [2], könnte dieser Zusammenhang auch in vivo bestehen.

Mehrere Studien fanden einen inversen Zusammenhang zwischen dem Vitamin-D-Spiegel und dem Wachstum von Myomen

Schon seit Jahren stehen auch die „phenolischen Umweltestrogene“ (Bisphenol A, Nonylphenol und Phthalate) unter Verdacht. Sie dysregulieren den Zellzyklus und sorgen für erhöhte Entzündungsfaktoren in Myomen [3]. In einer epidemiologischen Metaanalyse korrelierte das Risiko für Myome mit der häufigen Nutzung von Kosmetika, Plastikprodukten und anderen Chemikalien [4].

Frühzeitige Lebensstilintervention

Gerade im frühen Stadium gibt es neben der ärztlichen Behandlung alternative Möglichkeiten, die Symptome von Myomen und ihr Wachstum zu beeinflussen. Diese können helfen, die Wucherungen zu stoppen oder zu verlangsamen, und haben die Fähigkeit, die Größe zu minimieren. Viele Patientinnen sind sehr motiviert, durch Lebensstiländerungen ihren Beitrag zu leisten – und die sollte man auch abholen.

Es beginnt mit der Ernährung. Eine ballaststoffarme und fettreiche Ernährung mit viel Fleisch begünstigt einen hohen Estrogenspiegel und ist deshalb eher kontraproduktiv. Optimal ist es, viele Ballaststoffe durch reichlich Gemüse zu sich zu nehmen und tierische Produkte wie Fleisch und Milch auf dem Speiseplan zu reduzieren oder ganz zu streichen. Auch auf Weißmehlprodukte, weißen Zucker und Alkohol sollte weitgehend verzichtet werden. Vollkorn- und Dinkelprodukte sowie Salate mit viel Bitterstoffen (Chicorée, Endiviensalat, Radicchio) sollten dagegen vermehrt auf dem Speiseplan stehen. Die estrogensenkende Wirkung dieser Ernährung und ihr Effekt auf die Myome zeigen sich aber nicht sofort – darauf müssen Sie Ihre Patientinnen vorbereiten.  

Der gezielte Einsatz von Nahrungsergänzungen kann bei Myomen ebenfalls sinnvoll sein. Ein Review von 2020 hat Vitaminkandidaten und ihre Eigenschaften für die Myomentwicklung zusammengestellt [5,6]. Am besten gesichert ist die Rolle von Vitamin D. Es wirkt als potenzielles Antiestrogen und Antiprogesteron sowie antiinflammatorisch [7,8]. Eine Metaanalyse von 2022 bewertete 14 klinische Studien von sonografisch gesicherten Myomen und Serum-Vitamin-D-Spiegeln. Alle fanden eine inverse Relation zwischen Myomen und Vitamin D [9]. Bei anderen Vitaminen fanden sich keine konsistenten Beziehungen zu Uterusmyomen.

Grüner Tee mit dem Wirkstoff Epigallocatechngallat (EGCG) gilt als eine Art Powerstoff in der gynäkologischen Naturmedizin

An der Entstehung und dem Wachstum von Myomen wird auch eine Beteiligung des Darmmikrobioms vermutet. Die Mikrobiota ist an der Metabolisierung und Ausscheidung von Hormon-Abbauprodukten von Bedeutung. Sekundäre Pflanzenstoffe wie Lignane in Leinsamen optimieren die Ausscheidung der verschiedenen Estrogenmetaboliten über den Darm, sodass sie nicht in der Leber recycelt werden. Damit lässt sich eine Estrogendominanz verhindern. Auch Entzündungsprozesse im Darm können sich ungünstig auf das Myomgeschehen auswirken. Der günstige Einfluss von Laktobazillen aus Joghurt stabilisiert das Darm-Mikrobiom. Denselben Effekt können milchsauer vergorene Nahrungsmittel und Getränke erreichen wie Kanne Brottrunk.

Zu weiteren Lebensstilfaktoren gibt es kaum Studien. Methoden zur Stressbewältigung und energetische Methoden können trotzdem sinnvoll sein. Als gute Beispiele sind die Therapeutische Frauenmassage (TFM), die Ortho-Bionomy oder die Yoni-Massage zu nennen [10]. Es ist in der Praxis immer wieder zu sehen, wie durch Entspannung für Körper und Geist sowie bewusstseinsverändernde Techniken deutliche Veränderungen des endokrinen Status und des Hormonstatus erreicht werden können. Das wird als Supportivtherapie bei malignen Erkrankungen empfohlen und kann auch für große Uterusmyome zutreffen.

Phytotherapeutika

Neben den Lebensstilinterventionen steht uns ein ganzes Spektrum an Phytotherapeutika zur Verfügung. Dazu gehören solche, die den Hormonspiegel ausgleichen, wie Schafgarbe und Hirtentäschel. Die dort enthaltenen Phytoestrogene besetzen einen Teil der Rezeptoren, an denen normalerweise das Estrogen andockt.

Zweitens setzt man gerbstoffhaltige Pflanzen wie Frauenmantel, Blutwurz und Wiesenknopf ein, die Blutungen reduzieren oder verhindern, damit es nicht zur Anämie kommt. Last but not least sind Salicylsäureverbindungen in Weidenrinde und Mädesüß wie auch Phenolsäuren und Flavonoide in Brennnesseln wirksame Schmerzstiller. Auch Cumarine in Gänsefingerkraut, Bitterstoffe in Frauenmantel und Schafgarbe können die Symptomkontrolle unterstützen. Sie helfen bei Krämpfen im Unterleib.

Grüner Tee gilt mittlerweile als eine Art Powerstoff gegen Myome. Der Wirkstoff Epigallocatechingallat (EGCG) ist ein hochwirksames Antioxidans und ein Allrounder für die Frauengesundheit. Er wirkt antiproliferativ, antientzündlich, antiangionetisch, Apoptose fördernd und hemmt die Catechol-O-Methyltransferase (COMT), sodass der Estrogen-Metabolismus normalisiert wird.

Nach positiven Ergebnissen im Tiermodell und in Zellkulturen wurde 2013 eine randomisierte Studie mit EGCG bei Frauen mit Myomen initiiert [11]. Während in der Kontrollgruppe in diesem Zeitraum das Uterusvolumen um 24 % anstieg, sank es in der Grünteegruppe um 33 %. Symptomatik, Befindlichkeit und Anämie besserten sich nur in der Grünteegruppe [12]. In einer weiteren Beobachtungsstudie verbesserte sich die Lebensqualität im SF-12-Fragebogen signifikant, nicht aber die Myomgröße [13].

Weitere Kandidaten

Curcumin wird in der Medizin aufgrund antientzündlicher und antiproliferativer Wirkungen eingesetzt. Diese konnten auch in Zellkulturen von Myomen und in Tierversuchen nachgewiesen werden [8]. ­Studien stehen aus, dennoch wird die Aufnahme über die Nahrung empfohlen. Weitere sekundäre Pflanzenstoffe, deren Potenzial bei Uterusmyomen diskutiert wird, sind Lycopin, Resveratrol, Indol-3-Carbinol, Quercetin und Sulforaphane.

Fazit

Lebensstilanpassungen können Myompatientinnen helfen, das Myomwachstum zu begrenzen oder zu verlangsamen und können sich auch positiv auf die Symptomatik auswirken. Die höchste Evidenz für einen erfolgreichen Einsatz bei Myomen liegt zurzeit bei Vitamin D und EGCG. Was man jedoch auch bedenken sollte: Natürliche Heilmethoden haben auch ihre natürlichen Grenzen. Wenn es sich um große, schon sehr lange bestehende Myome handelt, wird es mit der Schrumpfung schwierig bis unmöglich – aber das Wachstum neuer Myome kann trotzdem eingeschränkt werden.

Abbildung Buch Myome selbst heilen von Ingrid Gerhard und Barbara Rias-Bucher

Die Autorin

Prof. Dr. med. Ingrid Gerhard
Albert-Überle-Straße 11
69120 Heidelberg

www.netzwerk-frauengesundheit.com

1 Yu L et al., Arch Toxicol 2021; 95: 1995–2006
2 Johnstone JB et al., Reprod Toxicol 2014; 49: 27–32
3 Li Z et al., Ecotoxicol Environm Saf 2021; 211: 111945
4 Shen Y et al., Eur Rev Med Pharmacol Sci 2013; 17: 3249–56
5 Ciebiera M et al., Int J Mol Sci 2020; 21: 5528
6 Gerhard I, OM & Ernährung 2022; 181: F16-F24
7 Al-Hendy A et al., J Clin Endocrinol Metabol 2015; 100: E572-E582
8 Szydlowska I et al., Nutrients 2022; 14: 734
9 Combs A et al., Reprod Sci 2022; doi: 10.1007/s43032-022-01011-z
10 Gerhard I, Frauengesundheit. Trias-Verlag 2020: 384
11 Islam MS et al., Mol Nutr Food Res 2014; 56: 1667–84
12 Roshdy E et al., Int J Wpomens Health 2013; 5: 477–86
13 Biro R et al., Arch Gynecol Obstet 2021; 303: 1235–42

Bildnachweis: Ok Sotnykova (gettyimages), privat

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