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HNO

Chronische Sinusitis und Darmmikrobiom

Ganzheitliche Behandlung

Dr. med. Thomas Fiedler, Dr. med. Sven Georgi

19.10.2020

Die Darmschleimhaut und unser Mikrobiom sollten bei chronischen Schleimhauterkrankungen als Grundlage einer nachhaltig erfolgreichen Therapie mitbedacht werden. Im Folgenden verdeutlicht eine Kasuistik die Zusammenhänge zwischen Sinusitis und gestörtem Darmmikrobiom.

Patientin, 34 Jahre alt, stellte sich mit chronischer Sinusitis maxillaris und frontalis bei uns vor. Die Beschwerden bestanden schon seit vier Jahren. Von ihrem HNO-Arzt hatte sie immer wieder Antibiotika bekommen. Versuchte sie es ohne, folgte ein sehr langer Verlauf, und oftmals wurde am Ende doch noch eine antibiotische Therapie notwendig.

Diagnostik

Bei der klinischen Untersuchung fiel ein leicht aufgeblähter Bauch auf sowie eine leicht weißlich belegte Zunge. Und bei genauerem Nachfragen gab die Patientin an, auch öfter unter Völlegefühl und leichten Stuhlunregelmäßigkeiten zu leiden, das habe sie aber schon sehr lange. Eine allgemeine Erschöpfung ließ sich ebenfalls eruieren.

Unser ganzheitlicher Ansatz beruht auf dem Grundsatz, dass chronische Schleimhautprobleme immer im Zusammenhang mit der größten menschlichen Schleimhaut (der Darmschleimhaut mit 600 m² Oberfläche) und seinem Mikrobiom zu sehen sind. Deswegen gehört eine individuelle Darmtherapie als Basistherapie immer mit dazu.

Wir führten bei der Patientin entsprechend eine Stuhlanalyse mit Florastatus, Bestimmung von Entzündungszeichen, von Parametern für das Vorliegen eines „Leaky-Gut-Syndroms“, von Nahrungsrückständen, Verdauungsenzymen und der Bestimmung des sekretorischen IgA-Wertes durch. Darüber hinaus erfolgte eine Blutentnahme und ein Lactose- sowie ein Fructose-Atemtest.

Leber- und Nierenwerte sowie Blutbildparameter waren erwartungsgemäß unauffällig. Die Analyse der Versorgung des Immunsystems mit notwendigen Mikronährstoffen und Vitaminen ergab allerdings einen leichten Vitamin-D- und einen leichten Vitamin-B12-Mangel sowie ein Mangel an Zink und Selen (in der Vollblutanalyse). Im Stuhl zeigten sich keine schweren Entzündungszeichen, es fanden sich allerdings eine leicht erhöhte Anzahl an Fäulnisbakterien und eine – post-antibiotisch typische – reduzierte protektive Säureschutzflora sowie eine Verringerung des sekretorischen IgA-Wertes. Hier muss darauf hingewiesen werden, dass diese Ergebnisse natürlich eine Momentaufnahme dieses einzelnen Stuhlgangs darstellen, bei passender klinischer Symptomatik diese aber oft wertvolle Hinweise für therapeutische Interventionen liefert.

Stark auffällig war darüber hinaus der Lactose-Atemtest. Dieser zeigte eine Dünndarmfehlbesiedlung lactoseabhängiger Bakterien, obwohl die Pa­tientin sich selber einer Lactoseintoleranz nicht bewusst war.

Dieses Phänomen ist jedoch nicht selten. Eine reine Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO) – die nicht auf dem pathophysiologischen Prinzip eines Lactasemangels wie bei der klassischen Lactoseintoleranz beruht – entspricht meist einer Überwucherung von Dünndarmabschnitten mit zuckerverstoffwechselnden Bakterien aus tieferen Darmabschnitten und muss nicht mit eindeutigen intestinalen Beschwerden einhergehen.

Therapie

Die Patientin erhielt von uns ein Probiotikum mit sechs hochaktiven Leitkeimstämmen zur Immunstimulation morgens vor dem Frühstück. Des Weiteren erfolgte die Verordnung eines Schleimhauttherapeutikums, eines Immunmodulators mit dem Lysat von E.-coli-Bakterien (zweimal täglich ein Teelöffel).

Darüber hinaus sprühte sich die Patientin morgens und abends je zwei Hub eines Autolysats aus Enterokokken mit Zulassung zur Behandlung einer erhöhten Infektanfälligkeit und guter Wirksamkeit zur Stimulation der Produktion des sekretorischen IgA in beide Nasenlöcher. Als Sprühaufsatz für die Flasche passen u. a. die in allen Apotheken erhältlichen Standard-Sprühaufsätze. Die Flasche sollte nach dem Anbruch im Kühlschrank gelagert werden.

Zur ausreichenden Versorgung ihres Immunsystems erfolgte initial eine hochdosierte Vitamin-D-Substitution oral, eine Spritzenkur mit Vitamin B12 und der Ersatz von Zink und Selen.

Als Basis der therapeutischen Maßnahmen erhielt die Patientin von uns eine Ernährungsempfehlung mit dem Verzicht nicht nur auf Lactose, sondern auf jegliche Form von Zucker(-zusätzen) für eine Dauer von fünf Wochen. Zur lokalen Behandlung der verstopften Nasennebenhöhlen erfolgte über die fünf Wochen eine zweimal wöchentliche Akupunkturbehandlung.

Nach Ende der initialen fünf Wochen ernährte sich die Patientin für weitere zwei Monate nur noch in einem Verhältnis von 80/20 zuckerfrei, sodass sie zu 20 % wieder ihren „Gelüsten“ nachgehen konnte.

Ergebnis

Die Patientin hat seit über einem Jahr keine chronische Nasennebenhöhlenentzündung mehr, und sie fühlt sich außerdem deutlich energetischer und kraftvoller als vor der Behandlung.

Sie isst weiterhin deutlich weniger Zucker als vor der Behandlung und ihre initialen Darmprobleme haben sich konsekutiv deutlich verringert.

Tipp

Falls Sie selbst sich nicht mit individuellen Darmtherapien auskennen oder keine Atemtests in Ihrer Praxis anbieten, können wir Sie unterstützen. Wir haben ein Konzept entwickelt, das eine Kurzzanamnese mithilfe zweier Atemtests ermöglicht. Diese können vom Patienten via Internet bestellt werden. Aus dem Ergebnis, das ein Partnerlabor auswertet, kann eine individuelle Ernährungsempfehlung abgeleitet werden. Gegebenenfalls können passende Präparate empfohlen werden.

Sie besprechen dann in Ihrer Praxis die (bereits detaillierten) Ernährungsempfehlungen mit den Patienten, führen die Akupunktur durch und empfehlen die Applikation eines Enterokokken-Autolysats für die lokale Immunstimulation der Nasenschleimhäute. Mit ein wenig Erfahrung werden Sie schnell und nebenwirkungsfrei deutliche Behandlungserfolge in der Therapie der chronischen Sinusitis erzielen.

Auch in der Literatur sind Strategien der erfolgreichen Behandlung von chronischen Sinusitiden durch Darmsanierung und Mikrobiomtherapie zu finden (Kogan et al., Integr Med 2016; 15(3): 44–45 sowie Cleland et al., Int Forum Allergy Rhinol 2014; 4(4): 309–314).

Der Autor

Dr. med. Thomas Fiedler
Facharzt für Innere Medizin
14199 Berlin

info@optiprevent.de

Der Autor

Dr. med. Sven Georgi
Facharzt für Allgemeinmedizin
14199 Berlin

info@optiprevent.de

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