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Dermatologie

Atopische Dermatitis

Neue JAK-Inhibitoren für die Dermatologie

Dr. rer. nat. Christine Reinecke

10.2.2022

Baricitinib, Upadacitinib und Abrocitinib sind neue systemische Therapeutika für die atopische Dermatitis. Erwartet werden weitere Zulassungen von JAK-Inhibitoren bei entzündlichen Dermatosen. Ein Minireview fasst die Wirkungsweise, Evidenz und Sicherheit zusammen.

Bei entzündlichen Hauterkrankungen sind Zytokine beteiligt, die über ihre Rezeptoren den intrazellulären JAK-STAT-Signalweg aktivieren und damit die Transkription von Genen beeinflussen, die für die Immunreaktion wichtig sind. Januskinase-Inhibitoren (JAKi) können eine solche Zytokinantwort unterbinden. Sie wirken immunmodulierend, antiproliferativ und entzündungshemmend. Die Small Molecules haben eine kurze Halbwertszeit, sind oral oder topisch anwendbar und sparen Steroide ein.

Atopische Dermatitis

Zentrale Zytokine sind Interleukin(IL)-4, IL-13 und IL-31. Evidenz der JAK-Inhibitoren bei mittelschweren bis schweren Formen der atopischen Dermatitis: 4mg Baricitinib wirkte in Kombination mit topischen Glukokortikosteroiden signifikant auf das Validated Investor Global Assessment for Atopic Dermatitis (vIGA-AD) vs. Placebo (Phase III), ebenso bei EASI 75, EASI 90, Verbesserung des Juckreizes (NRS ≥4), Schmerzen und Schlaflosigkeit. Upadacitinib erreichte in zwei Phase-III-Studien die primären (EASI 75, vIGA-AD) und sekundären Endpunkte (EASI 90, Juckreizverbesserung NRS ≥4). Signifikant wirksam vs. Placebo war auch Abrocitinib bei vIGA-AD und EASI 75 nach zwölf Wochen sowie bei Juckreiz, EASI 75 und IGA-Verbesserung nach 16 Wochen.

Psoriasis

Relevante Zytokine sind IL-12, IL-23 und Interferone. Zur Behandlung der Psoriasis-Arthritis ist aktuell Tofacitinib zugelassen, welches auch bei Haut- und Nagelbeteiligung wirksam ist. Das PASI-75-Ansprechen nach zwölf Monaten lag bei TNF-Inhibitor-naiven Patienten bei 65% bzw. 67% mit 5mg bzw. 10mg Tofacitinib (Placebo 36% bzw. 52%). Bei nicht naiven Patienten induzierten 10mg Tofacitinib eine PASI-75-Antwort bei 42% vs. 12,5% (Placebo). Für Deucravacitinib zeigten Herstellerdaten ein PASI-75-Ansprechen von 58,7% vs. 9,4% (Placebo) sowie 35,1% (Apremilast) (Phase III).

Alopezie und Vitiligo

Bei diesen T-Zell-vermittelten Krankheiten der Haarfollikel bzw. Melanozyten sind IFN-γ und IL-15 beteiligt. In einer Metaanalyse bei Alopecia areata sprachen 72,4% auf die JAKi-Therapie an, davon 45,7% gut (50‒100% Nachwachsen der Haare) und 21,4% partiell (5‒50% Nachwachsen). Das Ansprechen nach oraler Gabe (Baricitinib, Tofacitinib, Ruxolitinib) war vierfach besser als nach topischer. Nach der topischen Applikation von Ruxolitinib lag der F-VASI50 (Verbesserung des fazialen Vitiligo Area Scoring Index um 50%) bei circa 50% vs. 3% (Placebo).

Dermatomyositis und kutaner Lupus erythematodes

Diese Kollagenosen werden von Typ-1-Interferon vermittelt. Unter Baricitinib wurden die kutanen Läsionen und die Interferon-Scores im Blut bei familiärem und sporadischem Chilblain-Lupus signifikant reduziert. Tofacitinib zeigte bei der amyopathischen, Anti-MDA5-positiven Dermatomyositis einen signifikanten Vorteil im Gesamtüberleben nach sechs Monaten bei Patienten mit interstitieller Lungenerkrankung. Auch bei Anti-NXP2- und Anti-TIF1γ-positiver Dermatomyositis war Tofacitinib wirksam. Patienten mit juveniler Dermatomyositis sprachen auf Ruxolitinib an.

Chronisches Handekzem

Delgocitinib verbesserte signifikant den Hautbefund (46% vs. 15% bei Placebo) und war gut verträglich (Phase IIa). Verschiedene JAKi wirkten in Fallserien positiv bei Granuloma anulare, kutaner Sarkoidose und generalisierter Morphea. 

Unerwünschte Wirkungen

Seltene Nebenwirkungen bei Baricitinib: Darmperforationen, mögliches gehäuftes Auftreten von nicht melanozytärem Hautkrebs und soliden Tumoren. Die Therapie mit JAKi geht mit häufigen Infektionen einher, auch Nasopharyngitiden, oberen Atemwegsinfekten und Harnwegsinfekten. Bei akuten Infektionen sollte die Therapie unterbrochen werden. Beobachtet werden auch Akne, Übelkeit und Diarrhoe.

Therapieüberwachung

Cave Anämie, Lympho- und Neutropenie, Erhöhung von Transaminasen, Bilirubin, Lipidparametern und Kreatinphosphokinase, gegebenenfalls muss die Dosis adaptiert werden. Während der Therapie und mindestens eine Woche danach konsequente Kontrazeption. Bei topischer Applikation häufig Akne und Juckreiz.

Klein B et al.,  J Dtsch Dermatol Ges 2022 Jan; 20(1): 19‒25, DOI 10.1111/ddg.14668_g, PMID 35040564

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