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Abrechnung

Untersuchungs- und Gesprächsziffern

Überaktive Blase richtig abrechnen

Dr. med. Dr. rer. nat. Peter Schlüter

22.10.2022

Bei der Diagnostik und Therapie der überaktiven Blase geht es nicht nur um Muskeln und Nerven, auch psychosomatische Faktoren spielen hier eine nicht zu unterschätzende Rolle. Dieser Beitrag gibt Tipps für die Privatliquidation.

Die gesunde Funktion der Harnblase ist das Ergebnis eines komplizierten Zusammenspiels von Nervenimpulsen sowie intakten Blasen- und Schließmuskeln. Jede kleinste Störung des komplexen Systems kann zum Beschwerdebild einer überaktiven Blase führen. Zu den Störungen des komplexen Systems zählt man heute zum Beispiel auch chronische Blasenentzündungen und Blasensteine. Diese können zu den gleichen Symptomen wie eine überaktive Blase führen, da das Gehirn zu früh das Signal „Blase voll“ erhält. Eine überaktive Blase kann grundsätzlich in jedem Alter auftreten.

Diagnostik

Die Diagnose erfolgt über eine Ausschlussdiagnostik, die die urologische oder auch gynäkologische Untersuchung umfasst, einschließlich Urintest, Harnröhrenabstrich, Blutuntersuchung, Ultraschalluntersuchung und/oder Röntgenaufnahme der Harnwege und der Blase. Wichtige Untersuchung ist die Messung des Blasendrucks. Zur eindeutigen Diagnose der überaktiven Blase kann auch ein Miktionstagebuch hilfreich sein. Darin notiert der Betroffene unter anderem, in welchen Situationen und wie oft der Harndrang auftritt und wie hoch die tägliche Trinkmenge ist.

Therapie

Bei Beckenbodenschwäche hilft ein gezieltes Beckenbodentraining, zunächst unter Anleitung, sowie ein Blasen- bzw. Kontinenztraining. Da der plötzliche Harndrang oft durch bestimmte Situationen, psychische oder seelische Belastungen und Konfliktsituationen hervorgerufen wird, kann gegebenenfalls auch eine Psychotherapie weiterhelfen. Weiterhin können die Beschwerden der Reizblase auch durch Medikamente, Entspannungsübungen und warme Sitzbäder gelindert und behandelt werden.

Abrechnungsschema ICD-10-GM

Medikamentöse Behandlung

Medikamente, die bei einer Reizblase Linderung verschaffen und die Blasenfunktion verbessern können, sind unter anderem pflanzliche Präparate wie Kapseln mit Cranberry, Bärentraubenblättern oder Inhaltsstoffen von Kürbissen. Darüber hinaus kommen bei der überaktiven Blase oft Anticholinergika oder Spasmolytika zum Einsatz, die die Blasenmuskulatur entspannen sollen. Bei Anticholinergika handelt es sich um Medikamente, die auf die Blasenmuskulatur und das Nervensystem wirken und so die Blasenmuskulatur entkrampfen. Spasmolytika wiederum setzen die Kontraktionsbereitschaft des Blasenmuskels herab. Bei Frauen mit überaktiver Blase bietet sich zudem eine Therapie mit estrogen­haltigen Präparaten an. Auch Botulinumtoxin Typ A ist zur Therapie der überaktiven Blase zugelassen. Die zweite Konsultation dient der Durchführung der Urethrozystoskopie und Blasendruckmessung sowie der Ergebnisbesprechung.

Fallbeispiel

Überaktive Blase als Ausschlussdiagnostik

Eine 43-jährige Patientin stellt sich in der Sprechstunde mit unklaren Miktionsbeschwerden vor. Sie muss seit etwa zwei Jahren auffallend häufig zur Toilette, jetzt tritt der Harndrang auch nachts auf (2- bis 3-mal). Inzwischen kommt es häufig vor, dass sie den Urin nicht mehr halten könne. Die Patientin ist verheiratet, hat zwei Kinder und ein normales Sexualleben. Aus der Anamnese ergeben sich keine Vorerkrankungen. Sie habe keinerlei Blasenschmerzen. Die Untersuchung des Abdomens und des Nierenlagers ergeben keinerlei pathologischen Befunde. Die Untersuchung des Urins ist unauffällig. Es wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt und für die weiterführende Diagnostik mittels Urethrozystoskopie ein weiterer Termin vereinbart. Um eine organische Ursache auszuschließen, wird noch eine Blutentnahme zur Labordiagnostik durchgeführt.  

Die Untersuchungen zeigten insgesamt keine pathologischen Werte, sodass von der Diagnose „Überaktive Blase“ ausgegangen werden kann. Das Ergebnis und vor allem die Therapieoptionen wurden daraufhin mit der Patientin ausführlich erörtert. Oft stellt sich als Ursache für die überaktive Blase auch eine psychosomatische Störung heraus. Die Diagnostik und Therapie psychosomatischer Störungen lassen sich mit den GO-Nrn. 801 (Diagnostik) und 804 bzw. 849 (Therapie) berechnen.

Der Autor

Dr. med. Dr. rer. nat. Peter Schlüter
Arzt für Allgemeinmedizin
Arzt für Naturheilverfahren
76684 Tiefenbach
schlueter@vital-arzt-praxis.de
www.vital-arzt-praxis.de

Dr. Dr. Peter Schlüter ist promo­vierter Naturwissenschaftler und ­Mediziner. Seit 1982 ist er als Arzt für Allgemein­medizin mit betriebs­­wirtschaftlich ­opti­mierter Praxis nieder­gelassen. Als Berater zu allen ­Fragen der Praxisorganisation, Praxis­manage­­ment und ­Abrechnung ist er seit 1987 tätig.

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