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Abrechnung

Infektionskrankheiten

Infektionssyptome abklären

Dr. med. Dr. rer. nat. Peter Schlüter

31.3.2023

Infektionen sind auch in Deutschland weitverbreitet. Viele verlaufen harmlos. Dennoch sollten alle sorgfältig abgeklärt werden, um ggf. schweren Verläufen rechtzeitig entgegensteuern zu können. Das gilt auch für typische Erkältungssymptome, hinter denen auch eine ernst zu nehmende Influenza stecken kann.

Als Infektionskrankheiten/Infektionen werden Krankheiten bezeichnet, die durch das Eindringen von Krankheitserregern als solche in den menschlichen Körper, aber auch durch deren anschließende Vermehrung im Körper hervorgerufen werden. Der Begriff Infektion beinhaltet das Eindringen eines Erregers in den Wirtsorganismus und dessen dortige Vermehrung und Ausbreitung. Dabei kommt es jedoch nicht immer auch zum Ausbruch der entsprechenden Infektionskrankheit.

Häufigkeit on Infektionskrankheiten

Das liegt daran, dass das Immunsystem viele Keime erfolgreich abwehrt. Erst wenn der infizierte Organismus tatsächlich Infektionssymptome ausbildet, spricht man von einer Infektionskrankheit. Diese sind auch in Deutschland weitverbreitet. Ein Großteil davon verläuft in der Regel harmlos, beispielsweise Erkältungen oder Durchfallerkrankungen. Gefährliche Infekte, die ohne entsprechende Behandlung schwer oder sogar tödlich verlaufen, kommen hierzulande seltener vor. Wie gefährlich eine Infektionskrankheit ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen ist es die Pathogenität und Virulenz eines Erregers, zum anderen dessen Resistenzlage. Bei entsprechender Resistenzlage des Erregers können Antibiotika möglicherweise unwirksam werden. Auch die Infektiosität, also wie leicht man sich ansteckt, spielt eine Rolle. Hochinfektiös sind z. B. Masern und Windpocken, deren Erreger sich über die Luft verbreiten.

Weitaus weniger infektiös sind Infektionskrankheiten, die nur über Blut oder andere Körperflüssigkeiten übertragen werden. Dazu gehören beispielsweise HIV-Infektionen.

In medizinisch gut versorgten Regionen der Welt sind die meisten Infektionen heutzutage gut und erfolgreich zu behandeln. Dennoch können manche Infektionskrankheiten auch hier gefährlich werden, lebensbedrohlich verlaufen und/oder schwerwiegende Folgen haben. Das ist vor allem der Fall bei der Herzmuskelentzündung (Myokarditis), der Gehirnentzündung (Enzephalitis), der Hirnhautentzündung (Meningitis) und der „Blutvergiftung“ (Sepsis).

Die Gefährlichkeit mancher Infektionskrankheiten nimmt unter anderem auch deshalb zu, weil immer mehr Bakterien gleich gegen mehrere Antibiotika resistent werden (multiresistente Keime).

Influenza-Infektion

In der Erkältungszeit stellt sich immer wieder die differenzialdiagnostische Frage: Erkältungsinfekt oder Influenza? Eine echte Influenza-Infektion sollte differenzialdiagnostisch immer ausgeschlossen bzw. bestätigt werden, da diese weit mehr als ein harmloser Virusinfekt ist. Sie ist nicht nur weltweit verbreitet, sondern auch begleitet von einer erheblichen Mortalität. Man schätzt, dass zwischen 10 000 und 30 000 Menschen jährlich an den Folgen einer Infektion mit Influenzaviren sterben. Etwa 80–90 % der Todesfälle betreffen Menschen im Alter von über 65 Jahren. Da es sich bei der Influenza, im Gegensatz zum grippalen Infekt, um eine schwere Infektionskrankheit handelt, sollte diese auch entsprechend behandelt werden. Differenzialdiagnostisch lässt sich die banale Infektion von einer echten Influenza anhand der Symptomatik unterscheiden.

Fallbeispiel

Husten, Schnupfen, Kopf- und Gliederschmerzen

Eine 49-jährige Patientin stellt sich mit einem seit Tagen anhaltenden ­Husten in der Sprechstunde vor. Sie gibt an, an einem trockenen Husten zu leiden, der sie vor allem in der Nacht quäle. Auswurf wird verneint, sie habe auch kein Fieber, aber Kopf- und Gliederschmerzen sowie Schnupfen. Insgesamt fühle sie sich sehr abgeschlagen. Die Auskultation lässt ein verschärftes Atemgeräusch über den Hauptbronchien hören, ansonsten ist die Lunge frei von pathologischen Geräuschen. Die Herzaktionen sind regelmäßig und normofrequent, die Gehörgänge unauffällig, die Trommelfelle regelrecht. Die Nervenaustrittspunkte über den Nasennebenhöhlen sind leicht druckempfindlich, Lymphknotenschwellungen sind nicht festzustellen.

Da die Patientin in ihrem beruflichen Umfeld Staub und anderen, die Atemwege reizenden Stoffen ausgesetzt ist, wird zum Ausschluss einer Lungenfunktionsstörung eine Spirografie durchgeführt. Abrechnungstechnisch ergibt sich ein wichtiger Unterschied zur GOÄ. Nach EBM ist im hausärztlichen Versorgungsbereich die Lungenfunktionsprüfung mit der GOP 03330 abzurechnen. Diese beinhaltet die Darstellung der Flussvolumenkurve sowie in- und exspiratorische Messungen und deren grafische Darstellung. In der GOÄ ist die Spirografie hingegen untergliedert in die reine Ruhespirografie (GO-Nr. 605a) und die zusätzliche Flussvolumenkurve (GO-Nr. 605). Anamnestisch und bei der körperlichen Untersuchung ist bei der Patientin eine pathologisch vergrößerte Schilddrüse festzustellen, die mit der Einnahme von Levothyroxin behandelt wird.

Lungenfuntionsprüfung nach EBM und GOÄ

Das Untersuchungsergebnis, die Diagnose einer Infektionskrankheit durch das Influenzavirus und die allgemein-therapeutischen Möglichkeiten werden mit der Patientin ausführlich erörtert. Empfohlen werden unter anderem die Inhalation mittels Kamillendampfbäder sowie reichlich Flüssigkeitszufuhr. Der Patientin wird eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung für drei Tage ausgestellt. Weiterhin wird ein Kontrolltermin vereinbart.

Am vereinbarten Kontrolltermin gibt die Patientin keine wesentliche Besserung der Symptomatik an. Insbesondere Schnupfen und Kopfschmerz würden deutlich weiterbestehen. Daraufhin werden die Nervenaustrittspunkte nochmals geprüft. Hier zeigt sich eine fortbestehende und verstärkte Druckschmerzhaftigkeit. Im Labor wird eine Schnellsenkung und eine Leukozytenzählung durchgeführt. Da wegen erhöhter BKS und erhöhter Leukozytenzahl nun von einer bakteriellen Sinusitis auszugehen ist, wird ein Antibiotikum verordnet, eine Verlängerung der AU ausgestellt und ein neuer Kontrolltermin vereinbart.

Bei der abschließenden Konsultation findet erneut eine Thoraxuntersuchung und eine Kontrolle der Nasennebenhöhlen statt. Es werden zudem nochmals ausführlich die Möglichkeiten zur Unterstützung der Immunabwehr (Vitamin C, Saunabesuche, Echinacea, Sport u. Ä.) in einem 10-minütigen Gespräch erörtert.

Der Autor

Dr. med. Dr. rer. nat. Peter Schlüter
Arzt für Allgemeinmedizin
Arzt für Naturheilverfahren
76684 Tiefenbach
schlueter@vital-arzt-praxis.de
www.vital-arzt-praxis.de

Dr. Dr. Peter Schlüter ist promo­vierter Naturwissenschaftler und ­Mediziner. Seit 1982 ist er als Arzt für Allgemein­medizin mit betriebs­­wirtschaftlich ­opti­mierter Praxis nieder­gelassen. Als Berater zu allen ­Fragen der Praxisorganisation, Praxis­manage­­ment und ­Abrechnung ist er seit 1987 tätig.

Bildnachweis: privat

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