Der Weg zur korrekten Diagnose einer Endometriose ist mitunter lang, und in der Therapie gibt es viele Optionen. Entsprechend komplex ist die Betreuung der Patientinnen. Dieser Beitrag gibt Tipps zur Privatliquidation unter Einbeziehung der bei dieser Indikation besonders wichtigen psychosomatischen Betreuung.
Warum sich bei manchen Frauen die Schleimhaut aus der Gebärmutter ektop innerhalb des Beckens oder des Bauchraumes ansiedelt, ist im Detail noch ungeklärt. Aus diesem Grund lässt sich das Entstehen einer Endometriose auch nicht verhindern. Die Statistik zeigt, dass manche Familien häufiger betroffen sind als andere. Litt zum Beispiel die Mutter unter Endometriose, so hat die Tochter ein 6-mal höheres Risiko ebenfalls an einer Endometriose im Verlauf ihrer reproduktiven Jahre zu leiden.
Trotz dieser familiären Häufung konnte bisher kein einzelnes Endometriose-Gen gefunden werden. Umwelteinflüsse – im Mutterleib, im Neugeborenenalter – sowie Ernährungsfaktoren scheinen ebenso eine Rolle zu spielen. Als mögliche Erklärung der Entstehung der Endometriose kann die „retrograde Menstruation“ dienen: Statt einem kompletten Abfließen des Menstruationsblutes über den Gebärmutterhals in die Vagina, gelangt dabei ein Teil des Menstruationsblutes zusammen mit abgeschilferten Gebärmutterschleimhautzellen über die Eileiter in den Bauchraum. Die dadurch verursachte Entzündung führt zu starken Schmerzen, indem sie Nerven irritiert.
Diese Theorie kann die häufigsten Stellen, welche mit Endometriose im Bauchraum befallen sind, erklären. Daneben gibt es noch Fälle bei denen die Endometriumzellen durch winzige Öffnungen/Mikroverletzungen in die Muskelschichten der Gebärmutterwand gelangen und dort ebenfalls wuchern können. In diesem Fall wird von einer Adenomyose gesprochen, einem nahen Verwandten der Endometriose.
In seltenen Fällen kann die Endometriose auch andere Organe befallen, z. B. die Leber, die Lunge oder sogar das Hirn, was nicht durch die Theorie der retrograden Menstruation erklärbar ist. In diesen Fällen scheint die Endometriose direkt an den betroffenen Organen zu entstehen, indem sich sogenannte Ursprungszellen irrtümlicherweise in Endometriosezellen weiterentwickeln statt z. B. im Falle der Leber, in Leberzellen.
Nach Abschluss der Wechseljahre wachsen keine neuen Zellen der Endometriose mehr nach, da der Antrieb dafür durch den Wegfall der weiblichen Geschlechtshormone entfällt.
Symptome: Endometriose verursacht oft Bauchschmerzen
Sehr häufig erzählen die Frauen von heftigen Schmerzen während der Menstruation mit häufiger Schmerzmitteleinnahme und Krankheitsausfällen. Haben sich diese Schmerzen erst über die Jahre entwickelt („sekundäre Dysmenorrhoe“), so liegt mit großer Wahrscheinlichkeit eine Endometriose vor. Möglich sind weiterhin folgende Symptome:
Wo die Schmerzen auftreten, hängt davon ab, an welchem Ort sich das Schleimhautgewebe angesiedelt hat. In den meisten Fällen sind diese im Beckenraum auf das Bauchfell (Peritoneum) verteilt und führen zu starken Schmerzen während der Periode. Finden sich Endometrioseherde im Bereich der Scheide, so können diese beim Geschlechtsverkehr durch „Berührung“ zum Schmerz führen. Operative Maßnahmen zur Sicherung der Verdachtsdiagnose, insbesondere bei Kinderwunsch und bei Verdacht auf Endometriose, sind der Therapieschritt der ersten Wahl. Die Endometrioseoperation dient im Grunde 4 Zielen:
1. Entfernung aller sichtbaren Endometrioseherde
2. Rekonstruktion der anatomischen Verhältnisse
3. Erhaltung der betroffenen Organe
4. Histologische Sicherung der Diagnose
Postoperativ geht es vor allem darum, die Betroffenen mit ihrer Problematik und den weiteren therapeutischen Maßnahmen, aber auch Kontrollen, zu begleiten. Im postoperativen Bereich stehen verschiedene Therapieoptionen zur Auswahl, die in Abhängigkeit vom individuellen Beschwerdebild, aber auch in Abhängigkeit von den individuellen Gegebenheiten (z. B. Kinderwunsch) zum Einsatz kommen.
Medikamentöse Therapie
Die hormonelle Therapie hat zum Ziel, Schmerzen zu reduzieren, die möglicherweise noch vorhandenen Endometrioseherde zu verkleinern und das Wachstum oder die Neuansiedlung von Endometriosegewebe zu verhindern. Eine detaillierte und aktuelle Beschreibung der verschiedenen Optionen findet sich auf den Seiten 12–14 in diesem Heft.
Sind die Schmerzen der Endometriose sehr ausgeprägt, ist der gezielte Einsatz von Schmerzmedikamenten notwendig. Hier kommen vor allem Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen oder Indometacin zum Einsatz. In seltenen Fällen sind auch Schmerztherapeuten in die Therapie mit einzubeziehen. Die Schmerztherapeuten entwickeln dann mit der Patientin einen individuellen Therapieplan.
Psychosomatische Therapie
Nicht selten führen bei den Patientinnen die chronischen Schmerzen zu weiteren Problemen wie Verspannungen, Erschöpfung und depressive Verstimmungen, aber auch Sorge und Angst vor weiteren Schmerzen entstehen. Der Leidensdruck kann infolge der langjährigen Erkrankung, Schmerzen und vielen Therapiemaßnahmen sehr groß sein. Liegt eine komplexe Krankheitsgeschichte vor, kann die psychosomatische Medizin eine unersetzliche Hilfe in der weiteren Therapie sein.
Der Autor
Dr. med. Dr. rer. nat. Peter Schlüter
Arzt für Allgemeinmedizin
Arzt für Naturheilverfahren
76684 Tiefenbach
schlueter@vital-arzt-praxis.de
www.vital-arzt-praxis.de
Dr. Dr. Peter Schlüter ist promovierter Naturwissenschaftler und Mediziner. Seit 1982 ist er als Arzt für Allgemeinmedizin mit betriebswirtschaftlich optimierter Praxis niedergelassen. Als Berater zu allen Fragen der Praxisorganisation, Praxismanagement und Abrechnung ist er seit 1987 tätig.
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