Einer der Schwerpunkte auf der amerikanischen Dermatologentagung in Orlando lag auf den Komorbiditäten bei Psoriasis. In einem 11-minütigen Podcast fasst PD Dr. med. Ina Hadshiew (Köln) gemeinsam mit Dr. med. Daniela Neumayer (Köln) die neuesten Erkenntnisse zusammen, die auf der Tagung vorgestellt wurden.
„Dass die Psoriasis nicht nur ein Problem der Haut ist, sondern eine Erkrankung, die die verschiedensten Organsysteme betreffen kann, wissen wir schon länger“, eröffnete Neumayer das Thema. „Da haben wir die Psoriasis-Arthritis, die 30 % der Patienten betrifft und sehr relevant ist, aber auch eine erhöhte kardiovaskuläre Komorbidität und sogar Mortalität. Und das betrifft einen großen Anteil der Psoriasis-Patientinnen und -Patienten – auch die jungen und schlanken.“
Der systemische Ansatz: nicht nur Hautsache
Psoriasis und kardiovaskuläre Komorbidität beeinflussen sich gegenseitig, denn auch die Gefäßplaques sezernieren Entzündungsmediatoren, die wiederum zu einer Verschlechterung der Psoriasis führen. Dass eine systemische Blockade von IL-17A und IL-17F auch kardiovaskuläre Parameter beeinflusst und die kardiovaskuläre Mortalität verringert, zeigten aktuelle Studiendaten. „Besonders betont wurde in den verschiedenen Vorträgen zur Psoriasis immer wieder das ‚Window of opportunity’: Nach dem Prinzip ‚hit early and smart’ sollen Psoriasis-Patienten so früh wie nötig eine adäquate Therapie erhalten – und einen absoluten PASI < 3 erreichen”, so Neumayer. Dadurch könne auch das Auftreten der Psoriasis-Arthritis positiv beeinflusst werden, und die Zahl der kutanen THM-Zellen, die für das rezidivierende Auftreten der Plaques an immer gleicher Stelle verantwortlich seien, nähmen ebenfalls ab. „Vielleicht sind sogar irgendwann Therapien möglich, die ganz spezifisch gegen die THM-Zellen gerichtet sind“, gab Neumayer einen Einblick in aktuelle Forschungsfragen.
Neue Wege in der Therapie
Die Prävalenz der Adipositas steigt weltweit an – ein Problem, das auch Relevanz für die Psoriasis hat, denn im Fettgewebe werden viele Entzündungsbotenstoffe produziert, die Entzündungen antreiben. „Adipöse Menschen haben ein erhöhtes Risiko, eine Psoriasis zu entwickeln, und je höher der BMI ist, desto höher im Schnitt auch der PASI“, fasste Neumayer die aktuellen Erkenntnisse zusammen und berichtete von einem neuen Therapieansatz: Statt Biologika wurden in Studien zunächst Medikamente wie Glucagon-like-Peptid-Analoga oder Inkretine eingesetzt, die den metabolischen Status verbessern und zur Gewichtsreduktion führen sollten. Durch Reduktion des Fettgewebes sank das Level der Entzündungsmediatoren, der PASI besserte sich relevant. Auch die Kombination von Antidiabetika und Biologika war von Vorteil, da sie das Ansprechen auf die Biologika erhöhte. Neumayers Resüme: „Ich denke, auch in Deutschland brauchen wir einen holistischen Ansatz aus Psoriasis-Therapie, Therapie des Übergewichts, z. B. durch GLP-1-Antagonisten, sowie Ernährungsberatung und Sport – und eine enge Zusammenarbeit mit der Kardiologie.“
Inas DERM Podcast „Special edition – Psoriasis”, 2025 AAD Annual Meeting (Veranstalter: CME-Welt), März 2025