Auf dem ESMO-Kongress 2025 in Berlin wurden mehrere wegweisende Phase-III-Studien zum Mammakarzinom präsentiert. Diese umfassen neue Therapieansätze über alle molekularen Subtypen (HR-positiv/HER2-negativ, HER2-positiv und triple-negativ) und Krankheitsstadien hinweg. Die präsentierten Daten haben das Potenzial, etablierte Behandlungsstandards zu verändern, sei es im kurativen Setting (Frühstadium und lokal fortgeschritten) oder in der metastasierten Situation. Insbesondere standen Weiterentwicklungen der zielgerichteten Therapien – wie CDK4/6-Inhibitoren, Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs) und neuartige endokrine Therapien – im Fokus.
HR-positiv/HER2-negativ
Frühstadium
Bei Hormonrezeptor-positivem, HER2-negativem frühem Mammakarzinom untermauern Langzeitdaten den Stellenwert adjuvanter CDK4/6-Inhibitoren zusätzlich zur endokrinen Therapie. In der Phase-III-Studie monarchE zeigte die 7-Jahres-Analyse einen signifikanten Vorteil im Gesamtüberleben: Abemaciclib reduzierte das Sterberisiko um ca. 16 % (HR 0,842; p = 0,027). Die 7-Jahres-OS-Rate betrug 86,8 % vs. 85,0 % zugunsten der Abemaciclib-Gruppe. Gleichzeitig bestätigte monarchE einen nachhaltigen Rückgang von invasiven Rezidiven (IDFS: HR 0,734) und Fernmetastasen (DRFS: HR 0,746) durch Abemaciclib [1].
Parallel dazu zeigte die Phase-III-Studie NATALEE mit Ribociclib einen andauernden Nutzen in einem breiteren Patientenkollektiv. Nach 5 Jahren sank das Risiko invasiver Rückfälle unter Ribociclib plus endokriner Therapie um 28,4 % (HR 0,716; p < 0,0001) verglichen mit alleiniger endokriner Therapie. Die 5-Jahres-IDFS-Rate lag bei 85,5 % vs. 81,0 % (Differenz + 4,5 % absolut). Auch das Fernmetastasen-freie Überleben wurde um ~29 % verbessert [2].
Metastasiert
Im HR-positiven, HER2-negativen metastasierten Setting lag der Fokus der neuen Phase-III-Studien auf Strategien, die endokrine Resistenzmechanismen überwinden und so das Fortschreiten der Erkrankung verzögern. Zwei Studien adressierten dabei insbesondere Tumoren nach Vorbehandlung mit CDK4/6-Inhibitoren:
Die Studie SERENA-6 untersuchte bei Patientinnen in der 1. Linie (ER+/HER2− metastasiert) einen molekular gesteuerten Therapiewechsel. Alle Patientinnen starteten initial mit einem Aromatasehemmer + CDK4/6-Inhibitor; bei Auftreten einer ESR1-Mutation (detektiert im Blut vor klinischer Progression) wurde im experimentellen Arm frühzeitig auf den oralen SERD Camizestrant gewechselt. Patient-reported Outcomes (PRO) zeigten, dass das Camizestrant-basierte Vorgehen nicht nur effektiver, sondern auch lebensqualitätserhaltender war. Ebenso traten bestimmte tumorassoziierte Symptome (z. B. Schmerz) unter dem SERD-Wechsel später und milder auf [3].
Die Phase-III-Studie evERA BC adressierte Patientinnen mit fortgeschrittenem HR+/HER2− Brustkrebs nach Progress unter CDK4/6-Inhibitor. Die Patientinnen erhielten Giredestrant (ein oraler ER-Antagonist/Downregulator) plus Everolimus oder eine vom Arzt bzw. von der Ärztin gewählte endokrine Standardtherapie plus Everolimus. Das progressionsfreie Überleben war in beiden definierten Populationen signifikant verlängert. Im Gesamtkollektiv (Intention-to-Treat) betrug das mediane PFS 8,8 vs. 5,5 Monate zugunsten Giredestrant (HR 0,56; 95%-KI 0,44–0,71; p < 0,0001), bei Patientinnen mit nachgewiesener ESR1-Mutation 10,0 vs. 5,5 Monate (HR 0,38; 95%-KI 0,27–0,54; p < 0,0001) [4].
In der Studie VIKTORIA-1 wurde der PI3K/mTOR-Dualinhibitor Gedatolisib in zwei experimentellen Armen geprüft. Arm A Gedatolisib plus Fulvestrant und Palbociclib, Arm B Gedatolisib plus Fulvestrant, jeweils gegen Fulvestrant allein. Das mediane PFS betrug in Arm A 9,3 Monate vs. nur 2,0 Monate (HR 0,24; 95%-KI 0,17–0,35; p < 0,0001). Auch die Zweifachkombination (Arm B, Gedatolisib plus Fulvestrant ohne CDK-Inhibitor) schlug Fulvestrant allein deutlich (median 7,4 vs. 2,0 Monate), wobei die Dreierkombination numerisch überlegen war [5].
HER2-positiv
Im HER2-positiven frühen Brustkrebs zeichnet sich durch die ESMO-2025-Daten ein Paradigmenwechsel im postneoadjuvanten Management von Hochrisikopatientinnen ab. Die Phase-III-Studie DESTINY-Breast05 verglich bei Patientinnen mit Residualtumor nach neoadjuvanter Therapie die adjuvante Standardtherapie Trastuzumab-Emtansin mit dem neuen HER2-gerichteten Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Trastuzumab-Deruxtecan (T-DXd). Die primäre Analyse zeigte einen hochsignifikanten Vorteil für T-DXd: Das invasive krankheitsfreie Überleben (IDFS) wurde um 53 % verbessert (HR 0,47; 95%-KI 0,34–0,66; p < 0,0001). Konkret waren nach 3 Jahren 92,4 % der Patientinnen im Enhertu-Arm ohne invasives Rezidiv, verglichen mit 83,7 % unter T-DM1 – ein absoluter Unterschied von ~9 % zugunsten von T-DXd [6].
Die Phase-III-Studie DESTINY-Breast11 evaluierte den Einsatz von T-DXd bei HER2-positivem, high-risk frühem Brustkrebs. Im experimentellen Arm erhielten die Patientinnen eine chemotherapiearme Intensivstrategie: zunächst mehrere Zyklen T-DXd gefolgt von einem kurzen Chemotherapieblock (Paclitaxel) kombiniert mit Trastuzumab plus Pertuzumab (THP) – insgesamt also T-DXd-THP. Der Kontrollarm durchlief die klassische neoadjuvante Intensivchemotherapie. Der primäre Endpunkt, die Rate der pathologischen Komplettremission (pCR) in Brust und Axilla, wurde mit T-DXd signifikant häufiger erreicht: 67,3 % pCR vs. 56,3 % [7].
Für die Erstlinienbehandlung des metastasierten HER2-positiven Mammakarzinoms bahnt sich ebenfalls ein bedeutender Wandel an. Die Phase-III-Studie DESTINY-Breast09 testete nun, ob das Chemotherapeutikum vollständig ersetzt werden kann durch das potente ADC Trastuzumab-Deruxtecan. In DB09 erhielten Patientinnen mit unbehandeltem HER2+ metastasierten Tumor entweder T-DXd plus Pertuzumab oder die konventionelle Docetaxel plus Trastuzumab plus Pertuzumab-Kombination als Induktionstherapie. Das mediane PFS betrug 40,7 vs. 26,9 Monate. Dies entspricht einer Risikoreduktion um 44 % für Progression oder Tod (HR 0,56; 95%-KI 0,44–0,71; p < 0,00001) [8].
Triple-negativ (TNBC)
In der Erstlinientherapie des metastasierten triple-negativen Mammakarzinoms wurden bahnbrechende Phase-III-Ergebnisse vorgestellt, die v. a. Patientinnen ohne Immuntherapie-Option betreffen. Zwei große Studien präsentierten nun ADC als überlegene Alternative:
ASCENT-03 prüfte den ADC Sacituzumab Govitecan (SG) als Firstline-Therapie gegen die vom Arzt bzw. von der Ärztin gewählte Monochemotherapie. SG verlängerte das progressionsfreie Überleben hochsignifikant (median 9,7 vs. 6,9 Monate; HR 0,62; p < 0,0001). Das entspricht einer Risikoreduktion für Progress oder Tod um 38 % gegenüber Chemotherapie [9].
Ähnlich positive Resultate lieferte die Phase-III-Studie TROPION-Breast02, welche den ADC Datopotamab Deruxtecan (Dato-DXd) in der 1. Linie bei TNBC ohne Immunoption testete. Das mediane PFS verdoppelte sich nahezu auf 10,8 Monate vs. 5,6 Monate unter Chemotherapie (HR 0,57; p < 0,0001). Die Median-OS lag bei 23,7 Monaten unter Datopotamab vs. 18,7 Monaten mit Chemotherapie (HR 0,79; 95%-KI 0,64–0,98; p = 0,029) [10].
Bildnachweis: Wirestock (Adobe Stock)