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Gynäkologie

Studien-Update

SARS-Cov-2 und Schwangerschaft

Dr. rer. nat. Reinhard Merz

Deutsche Registerstudie zu Covid-19, Diabetes und Schwangerschaft

In der „COVID-19 Related Obstetric and Neonatal Outcome Study in Germany“ (CRONOS) werden seit dem 03.04.2020 schwangere Frauen mit einer intragravide gesicherten SARS-CoV-2-Infektion registriert. Nach sechs Monaten ergab die Auswertung von 262 Fällen einen Anteil Schwangerer mit der Komorbidität Diabetes von 10,3 %, davon am häufigsten mit einem Gestationsdiabetes (8 %). Etwa die Hälfte aller Schwangeren mit Diabetes war asymptomatisch und wurde durch ein generelles Screening bei Krankenhausaufnahme entdeckt. Die häufigsten COVID-19-Symptome waren Schnupfen, Husten, Müdigkeit, Malaise und ein verändertes Geruchs- und Geschmacksempfinden. Trotz überwiegend mildem bis moderatem Infektionsverlauf musste eine von zehn Frauen intensivmedizinisch betreut werden, erfreulicherweise ohne invasive Beatmung. Bei Schwangeren mit Diabetes mellitus Typ 2 häuften sich perinatale Komplikationen (intrauteriner Fruchttod, Präeklampsie, Fehlbildung).

Kleinwechter H et al., Fallserie mit der Komorbidität Diabetes aus der Registerstudie „COVID-19 Related Obstetric and Neonatal Outcome Study“ (CRONOS), Gynäkologe 2021; 54: 357–365

Gene für einen schweren Verlauf identifiziert

Die „COVID-19 Host Genetics Initiative“ analysierte Gendaten von fast 50 000 Patienten, die an COVID-19 erkrankt waren, mit denen von Gesunden. Die Daten wurden dabei von verschiedenen internationalen Biobanken und klinischen Studien geliefert. Einige der gefundenen Genorte sind mit der Entstehung von Autoimmunerkrankungen, Lungenkrebs oder Lungenfibrose assoziiert. Die Initiative äußert die Hoffnung, dass die Analysen dazu beitragen, Angriffspunkte für künftige Therapien zu finden.

COVID-19 Host Genetics Initiative, Mapping the human genetic architecture of COVID-19, Nature 2021; DOI 10.1038/s41586-021-03767-x

mRNA-Impfstoff: Antikörper beim neugeborenen nachweisbar

Impfungen gegen Influenza und TDaP (Tetanus, Diphtherie, azellulärer Keuchhusten) sind hinsichtlich Sicherheit und Wirksamkeit zum Schutz des Neugeborenen durch die Plazentapassage von Antikörpern gut untersucht. Wie sieht es bei den neuartigen mRNA-Impfstoffen aus? Eine natürliche SARS-CoV-2-Infektion scheint jedenfalls nur eine geringe Menge von Antikörpern zum Fötus zu übertragen. Ein US-amerikanisches Team der Universität von Florida hat gezeigt, dass SARS-CoV-2-IgG-Antikörper in einer Nabelschnurblutprobe eines Neuge­borenen nach nur einer einzigen Dosis des Moderna COVID-19-Impfstoffs nachweisbar sind. Das Paper berichtet über den ersten bekannten Fall eines Säuglings mit im Nabelschnurblut nachweisbaren SARS-CoV-2 IgG-Antikörpern nach mütterlicher Impfung. Die protektive Wirksamkeit bei Neugeborenen und der ideale Zeitpunkt für die Impfung der Mutter sind allerdings noch unbekannt. Weitere Studien sind erforderlich, um die Menge an viralen neutralisierenden Antikörpern zu quantifizieren.

Paul G et al., Newborn antibodies to SARS-CoV-2 detected in cord blood after maternal vaccination – a case report, BMC Pediatrics 2021; 21: 138

COVID-19-Impfung in der Stillzeit

Zu den Nebenwirkungen der COVID-19-Impfung bei stillenden Müttern ist die Datenlage noch dünn. Die WHO empfiehlt jedoch, das Stillen nach einer Impfung nicht einzustellen. Ein Team der University of California in San Francisco hat Muttermilchproben von sieben Frauen nach der Impfung auf mRNA aus den Impfstoffen von BioNTech/Pfizer und Moderna untersucht. In keiner der Milchproben konnte die spezifische mRNA nachgewiesen werden. Diese Ergebnisse unterstützen die These, dass keine mRNA aus dem Vakzin auf den Säugling übertragen wird und die darauf fußende Empfehlung, dass stillende Frauen, die mit einem COVID-19-mRNA-Vakzin geimpft wurden, das Stillen nicht einstellen sollten. Ähnlich lauten die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Perinatalmedizin vom Mai 2021 – auch wenn diese Empfehlung über die derzeit gültige STIKO-Empfehlung hinausgeht: „Es wird empfohlen, stillenden Frauen eine mRNA-basierte Impfung gegen COVID-19 anzubieten und zu ermöglichen.“ Die Empfehlung verweist außerdem darauf, dass die Impfung der Mutter eine Nestimmunität hervorrufen kann, da impfinduzierte Antikörper im Gegensatz zur mRNA der Impfstoffe in der Muttermilch nachgewiesen werden können.

Golan Y et al., Evaluation of Messenger RNA From COVID-19 BTN162b2 and mRNA-1273 Vaccines in Human Milk Jama Pediatr 2021; DOI 10.1001/jamapediatrics.2021.1929

Erhöhtes Risiko bei Symptomatischem Covid-Verlauf für Mutter und Kind

In einer Kohortenstudie unter Leitung der University of Utah waren bei 12 % der werdenden Mütter mit SARS-CoV-2-Infektion schwere oder kritische Verläufe beschrieben. Diese Verläufe waren im Vergleich zu asymptomatischen Infektionen mit einem erhöhten Risiko von Komplikationen für Mutter und Kind assoziiert:

• venöse Thromboembolien bei der Mutter (5,7 % vs. 0 %),
• Hochdruckereignisse wie HELLP-Syndrom, Prä­eklampsien oder Eklampsien (40 % vs. 20 %),
• Behandlung der Mutter auf der Intensivstation (36 % vs. 0,5 %),
• Geburten vor der 37. Schwangerschaftswoche (42 % vs. 12 %),
• Kaiserschnitte (60 % gegenüber 34 %),
• Einweisung des Kindes in die Neugeborenen-Intensivstation (50 % vs. 16 %).

Bei leichtem oder mittelgradigem COVID-19-Verlauf dagegen war keines dieser Risiken signifikant erhöht. Die Mortalität bei den Müttern lag insgesamt bei 0,3 %, bei den Feten bzw. Neugeborenen waren 4 % verstorben (gegenüber 2 % bei leichter bzw. asymptomatischer Erkrankung der Mutter). Zu den Risiko­faktoren für einen schweren Verlauf gehörten das Alter der Mutter, höhere BMI-Werte sowie Komorbi­ditäten (Hypertonie, Asthma, Diabetes).

Metz TD et al., Disease Severity and Perinatal Outcomes of Pregnant Patients With Coronavirus Disease 2019 (COVID-19), Obstet Gynecol 2021; https://doi.org/10.1097/AOG.0000000000004339

Bildnachweis: Jobalou (iStockphoto)

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