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Allgemeinmedizin

Thromboembolieprophylaxe bei COVID-19

Überlebensvorteil unter therapeutischer Gabe von Heparin

Bianca Bach

5.4.2022

Hospitalisierte COVID-19-Patienten haben oft mikro- und makrovaskuläre Komplikationen mit Thrombosen und Entzündungen. Bei nicht kritisch Kranken kann eine therapeutische Heparinisierung die Prognose im Vergleich zur Standardprophylaxe verbessern.

Heparin wirkt antithrombotisch, antiinflammatorisch und möglicherweise antiviral. Empfehlungen und Praxis der Antikoagulation bei COVID-19 variieren erheblich. Wissenschaftler der COVID-19-Forschungsplattformen ATTACC, ACTIV-4a, and REMAP-CAP konnten jetzt zeigen, dass nicht kritische kranke ­COVID-19-Patienten im Krankenhaus von einer therapeutischen Heparinisierung profitieren. Gegenüber einer Standard-Thromboseprophylaxe erhöhte diese ihre Chance, den Aufenthalt ohne Organunterstützung zu überleben. Das galt umso mehr für Menschen mit initial höheren D-Dimer-Werten.

Offene Studie mit mehr als 2 000 Patienten

In einer offenen, randomisiert-kontrollierten Studie untersuchten die Wissenschaftler das Outcome bei 2 219 nicht kritisch kranken, hospitalisierten COVID-19-Patienten, die anfangs keiner intensivpflichtigen, organunterstützenden Maßnahmen bedurften. Sie erhielten entweder therapeutisch dosiertes Heparin oder eine Standard-Thromboseprophylaxe. Primärer Endpunkt waren die Tage ohne organunterstützende Maßnahmen bis zum Tag 21 bei Patienten, die den Klinikaufenthalt überlebten. Starben sie im Krankenhaus, wurde ein Wert von -1 festgelegt. Bei der Auswertung wurden die jeweiligen Ausgangswerte für die D-Dimere berücksichtigt: oberhalb oder unterhalb des Zweifachen des oberen Normwertes oder unbekannt.

Mehr Tage ohne Organunterstützung

Die Studie wurde beendet, sobald die vorab fest­gelegten Kriterien für eine Überlegenheit der therapeutischen Dosierung erreicht war. Sekundäre Endpunkte waren unter anderem thromboembolische Ereignisse und Blutungskomplikationen.

Im Vergleich zur Standardprophylaxe erhöhte die therapeutische Antikoagulation die Tage des Überlebens ohne organunterstützende Maßnahmen mit 98,6%iger Wahrscheinlichkeit. Absolut unterschieden sich die Gruppen in vier Prozentpunkten. Die Wahrscheinlichkeit der Überlegenheit der therapeutischen Antikoagulation war mit 97,3 % in der Gruppe mit hohen D-Dimeren höher als bei niedrigen D-Dimeren mit 92,9 %, kam aber letztlich unabhängig vom Ausgangswert zum Tragen. Auf 1 000 hos­pitalisierte moderat kranke COVID-19-Patienten ­kamen rechnerisch unter therapeutischer Dosis 40 zusätzliche Patienten, die den Klinikaufenthalt überlebten. Der Preis: zusätzlich sieben schwere Blutungskomplikationen. Diese gab es bei 1,9 % unter therapeutischer und 0,9 % unter prophylaktischer Dosierung.

Lawler PR et al., N Engl J Med 2021; 385: 790–802

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