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Studien-Update

Studienupdate

Kinder- und Jugendmedizin

Dr. rer. nat. Boris Fischer

10.10.2025

Wirksamkeit von Dupilumab auch bei hoher Zahl an Eosinophilen +++ Langzeitprophylaxe bei hereditärem Angioödem (HAE) +++ Prämedikation gegen Postoperative Schmerzen in der Pädiatrie +++ Nicht operieren bei Appendizitis? +++ Akute bakterielle Hautinfektionen

Wirksamkeit von Dupilumab auch bei hoher Zahl an Eosinophilen

In der Phase-III-Studie VOYAGE wurde gezeigt, dass  eine Zusatztherapie mit Dupilumab bei Kindern mit moderatem bis schwerem Asthma die Entzündungssymptomatik signifikant verbessert. Der monoklonale Antikörper blockiert selektiv Rezeptoren für Interleukin 4 und 13 und greift somit direkt in den Entzündungsprozess ein. Die hier ausgewählte Publi­kation beinhaltet eine Post-hoc-Subgruppenanalyse aus der VOYAGE-Studie von Patienten und Patientinnen, die bei Studienbeginn besonders viele eosino­phile Granulozyten im Blut zeigten (≥ 500 Zellen/µl). Wegen der zentralen Rolle der Eosinophilen in der Pathologie des allergischen Asthmas, die Schwere der Eosinophilie korreliert mit Hyperreaktivität der Atemwege und der Ausprägung des Asthmas, ist diese Gruppe von besonderem Interesse. Nach einem kurzzeitigen Anstieg fiel auch in dieser Gruppe bis zum Ende der Beobachtungsperiode die Eosinophilie deutlich unter den Baseline-Wert. Auch der positive Einfluss auf die Asthmasymptomatik sowie das Sicherheitsprofil war absolut mit den Hauptgruppen der VOYAGE-Studie vergleichbar.

Fazit: Der positive Effekt von add-on Dupilumab auf Asthma bei Kindern scheint gleich bei unterschiedlichen Stadien einer Eosinophilie. 

Jackson DJ et al., J Allergy Clin Immunol Pract 2025; 13: 568–75

Langzeitprophylaxe bei hereditärem Angioödem (HAE)

Der monoklonale Antikörper Lanadelumab ist zugelassen zur Prävention von HAE-Attacken ab 2 Jahren. Langzeitdaten bei Kindern und Jugendlichen fehlen allerdings noch. Nun zeigen 2 Phase-IV-Studien (EMPOWER und ENABLE) die präventive Wirksamkeit über bis zu 36 Monate bei insgesamt 20 Jugendlichen mit HAE. Während der Dauer der Behandlung dokumentierten die Teilnehmenden Auftreten und Stärke der einzelnen HAE-Attacken selbst. Die Häufigkeit wurde von durchschnittlich 3,8 und 2,8 Attacken pro Monat bei Studienbeginn auf 0,65 bzw. 0,21 Attacken pro Monat, jeweils meist nur von geringer Intensität, gesenkt (jeweils für 13 neu behandelte bzw. 7 bereits behandelte Personen). Es wurden keine neuen sicherheitsrelevanten Risiken berichtet.

Fazit: Wirksamkeit und Sicherheit sind somit wie bei Erwachsenen und zeigt eine wirksame Prävention gegen HAE auch bei Jugendlichen. 

Tachdjian R et al., Pediatr Allergy Immunol 2025; 36: e70072

Prämedikation gegen Postoperative Schmerzen in der Pädiatrie

Schmerzen nach Operationen wie Tonsillektomie oder Adenektomie kommen regelmäßig vor. Allerdings ist die Behandlung wegen der kurzen Verweildauer im Krankenhaus oft unzureichend. In einer randomisierten, kontrollierten, doppelbinden Studie wurde nun der Einfluss einer intranasalen Prämeditation von Dexmedetomidin in Kombination mit Esketamin auf den postoperativen Schmerzverlauf bei Kindern (4–7 Jahre) untersucht. 180 Kinder wurden 1 : 1 : 1 in 3 Arme randomisiert, die jeweils präoperativ nur Kochsalzlösung, nur Dexmedetomidin oder Dexmedetomidin zusammen mit Esketamin intranasal appliziert bekamen. Als primärer Endpunkt wurde der Schmerzstatus nach der FLACC-Skala zu festgelegten Zeitpunkten bis 24 Stunden postoperativ gemessen. Die Kinder der Kombinationsgruppe zeigten hierbei signifikant geringere Schmerzen als die Kontrollgruppe, aber auch als die Dexmedetomidin-Gruppe. Der sedative und analgetische Effekt der Kombination verringerte zusätzlich auch die Anzahl unerwünschter postoperativer Ereignisse. Durch unterschiedliche Rezeptoraffinitäten der beiden Wirkstoffe konnten Nebenwirkungen auf den Kreislauf teilweise aufgehoben werden.

Fazit: Eine wirksame Prämedikation, hier Dexmedetomidin in Kombination mit Esketamin, kann den postoperativen Schmerzverlauf positiv beeinflussen. 

Qi JW et al., BMC Anesthesiology 2025; 25: 330

Nicht operieren bei Appendizitis?

In einer Metaanalyse aus 3 randomisierten klinischen Studien mit insgesamt 269 Patienten und Patientinnen wurden die Optionen „operatives Management” (OM) und „nicht operative Behandlung” (NOM) bei Kindern mit akuter unkomplizierter Appendizitis untersucht. Studien mit Erwachsenen waren ausgeschlossen. Ausgewertet wurden Komplikationen, der Behandlungserfolg und die Länge der Hospitalisierung. Eine Appendektomie erhielten 135 Personen, 134 wurden konservativ mit Antibiotika behandelt.

Bei Komplikationen konnte kein signifikanter Unterschied zwischen OM und NOM festgestellt werden, auch nicht für Komplikationen, die durch ein Versagen des NOM bedingt waren, oder das Vorhandensein von Appendikolithen. Auch der Behandlungserfolg über einen 1-jährigen Beobachtungszeitraum war nicht signifikant verschieden. Der Krankenhausaufenthalt war allerdings für NOM signifikant länger.

Fazit: Die nicht operative Behandlung einer Appendizitis bei Kindern ist eine sichere und gut durchführbare Alternative zur Appendektomie mit vergleichbarer Erfolgsrate. 

Brucci F et al., World J Emerg Surg 2025; 20: 25

Akute bakterielle Hautinfektionen

Infektionen der Haut oder Hautstruktur sowie der Subkutis durch grampositive Bakterien (ABSSSI) haben bei Kindern eine hohe Morbiditäts- und Hospitalisierungsrate und sind oft verbunden mit resistenten Pathogenen. In einer Phase-III-Studie wurde nun Tedizolid zur systemischen Behandlung von ABSSSI an Kindern bis zu 12 Jahren getestet. Die 100 Teilnehmenden erhielten entweder orales oder intravenöses Tedizolid über 10 bis 14 Tage, oder eine Standardtherapie als Komparator.

Tedizolid wurde gut vertragen, mit vergleichbaren unerwünschten Ereignissen wie der Komparator. Der Behandlungserfolg lag in beiden Armen bei über 90 %. Bei allen Personen der Tedizolid-Gruppe, für die eine mikrobielle Testkultur zu Studienbeginn vorlag, konnte im Verlauf eine Hemmung des Bakterienwachstums nachgewiesen werden.

Fazit: Tedizolid ist sicher in der Anwendung bei Kindern und geeignet zur Behandlung von schweren Hautinfektionen mit grampositiven Erregern. 

Mngqibisa R et al., Pediatr Infect Dis J 2025; 44: 533–8

Bildnachweis: Jobalou (iStockphoto)

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