In der Migränesprechstunde sind häufig „doppelt“ geplagte Patientinnen und Patienten anzutreffen, die neben dem Kopfschmerz noch Begleiterkrankungen wie Schlafstörungen oder Depressionen aufweisen. Vor diesem Hintergrund ist die Wahl einer individuellen Migräneprophylaxe essenziell.
Eine besondere Aufmerksamkeit verlangten Migräne-Patientinnen und -Patienten mit komorbider Depression, sagte PD Dr. med. Deborah Janowitz (Stralsund). In interdisziplinärer Zusammenarbeit mit der Hausarztpraxis, Neurologen, Psychotherapeuten und Physiotherapeuten könnten die besonderen Bedürfnisse dieser Patientenpopulation bezüglich Diagnostik und Therapie umfassend adressiert werden.
Therapieoption CGRP-Inhibitor
Kombinationsansätze (z. B. Migräneprophylaxe in Kombination mit Psychotherapie) für eine ganzheitliche Herangehensweise, die sowohl körperliche als auch psychische Aspekte berücksichtige, könne nachhaltig zum Erfolg einer Migränetherapie beitragen.
Unter den Antidepressiva wäre laut Janowitz insbesondere Achtsamkeit bei Amitriptylin geboten, vor allem für Personen mit Suizidgedanken, da eine Packung bereits tödliche Effektstärken enthielte. Außerdem gab sie zu bedenken, dass Therapieabbrüche häufiger bei Menschen mit Depressionen vorkämen. Positiv hob Janowitz hervor, dass zum CGRP-Ligandenblocker Fremanezumab positive Studiendaten zur Migräneprophylaxe bei Patientinnen und Patienten mit komorbider MDD (Major Depressive Disorder) vorliegen. Die Ergebnisse der UNITE-Studie weisen darauf hin, dass Fremanezumab bei komorbider Depression nicht nur die Migränefrequenz reduziere, sondern auch depressive Symptome verringern könne [1]. Ihrer Auffassung nach stellt deshalb der CGRP-Antikörper auch in dieser Kohorte eine sinnvolle Therapieoption dar. Prof. Dr. med. Dr. phil. Stefan Evers (Münster) beleuchtete das Thema Schlafstörungen und Migräne. So berichtet fast die Hälfte der Patientinnen und Patienten mit primären Kopfschmerzen ebenfalls von Schlafstörungen, erläuterte Evers. Ein gestörter Schlaf wiederum könne Migräneattacken begünstigen, ebenso könnten aber auch Migräneattacken selbst den nächtlichen Schlaf stören – ein Teufelskreis also.
Migräneprophylaxe mit Fremanezumab zeigt mögliche Langzeiteffekte.
Informationen darüber, ob die Migräneattacken im Schlaf beginnen und inwiefern Tagesmüdigkeit oder -schläfrigkeit bestehen, beeinflussten auch die Wahl der Therapie. Unter diesen Konstellationen wäre laut Evers deshalb besondere Vorsicht bei Medikamenten, z. B. bei Antidepressiva, Betablockern und Ergotaminen geboten.
1 Lipton RB et al., JAMA Neurol 2025; 82: 560–9
Symposium „Drei Disziplinen – ein Ziel: Komorbiditäten verstehen, Migräneprophylaxe individualisieren“ (Veranstalter: Teva GmbH)