Besonders in der Geriatrie und Palliativ-Versorgung ist eine angepasste Schmerzbehandlung nötig. Aktuelle pharmakologische Therapiekonzepte, insbesondere vor dem Hintergrund neuer Galeniken, erlauben eine individuelle Versorgung, beispielsweise durch Pregabalin Retardtabletten.
Dr. med. Thomas Reiter (Feldafing) plädierte für einen reflektierten Umgang mit Opioidanalgetika, um die Therapie sicher und wirksam für alle Patientengruppen zu gestalten. So gebe es Situationen, in denen besondere Aufmerksamkeit gefordert sei, z. B. bei älteren Patientinnen oder Patienten und in der Palliativ-Versorgung. Eine gute Orientierung zum Umgang mit Opioiden bietet laut Reiter die LONTS-Leitlinie (Langzeitanwendung von Opioiden bei chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen). Wesentliche Aspekte der Schmerztherapie wären das Setzen von individuellen Therapiezielen zu Beginn der Therapie und die Möglichkeit von Dosisreduktionen im Therapieverlauf.
In Bewegung bleiben wäre seiner Auffassung nach ebenfalls ein wichtiger Baustein der Schmerztherapie. Da Opioidverordnungen überwiegend in der hausärztlichen Sprechstunde erfolgen, sei in diesem Bereich der Fortbildungsbedarf besonders hoch, betonte Reiter. Informationstools wie die LONTS-Leitlinie, der interdisziplinäre Austausch und Schulungen könnten im Praxisalltag mehr Sicherheit für die Langzeitanwendung von Opioiden geben.
Kontinuierliche Wirkstofffreisetzung
Seit März 2024 steht erstmals Pregabalin als Retardtablette zur Behandlung von Erwachsenen mit peripheren und zentralen neuropathischen Schmerzen zur Verfügung. Prof. Dr. med. Ralf Baron (Kiel) erläuterte am Beispiel dieser neuen Galenik, welche Vorteile bei bestimmten Personengruppen mit neuropathischen Schmerzen zu erwarten wären.
Pregabalin Retardtabletten sind für Baron eine innovative Ergänzung zur Therapie neuropathischer Schmerzen, z. B. bei älteren Patienten bzw. Patientinnen und hoher Komorbidität. „Ein Vorteil ist die vereinfachte Behandlung mit nur einmal täglicher Einnahme. Zudem kann die kontinuierliche Wirkstofffreisetzung dazu führen, dass der Plasmaspiegel gleichmäßiger ist und dadurch Unter- oder Überdosierung vermieden werden, was sich positiv auf die Verträglichkeit und das Nebenwirkungsprofil auswirken kann“, sagte Baron.
Nach dem Abendessen einnehmen
Das Wirkprinzip von retardiertem Pregabalin beruht auf den Effekten der Gastroretention. Daher sei es laut Baron bedeutsam, die Patientinnen und Patienten darauf hinzuweisen, dass sie retardiertes Pregabalin am Abend nehmen, und zwar immer direkt nach dem Abendessen. „Die Bioverfügbarkeit von retardiertem Pregabalin ist um 30– 50 % verringert, wenn es auf nüchternen Magen eingenommen wird“, gab der Experte zu bedenken.
Symposium „Neue Wege in der Schmerztherapie – Bewährtes differenziert anwenden, Innovationen gezielt nutzen“ (Veranstalter: Aristo Pharma GmbH)