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Allgemeinmedizin

Hypogonadismus

Medikamenteninduzierter Testosteronmangel

24.11.2025

Durch einen schmerzmittelinduzierten Testosteronmangel ausgelöste Beschwerden können denen der chronischen Schmerzstörung ähneln: Depression, Angst, Antriebslosigkeit, reduzierte Stresstoleranz, Muskelabbau, Insomnie. Eine Testosterontherapie kann helfen. Eine Anpassung der analgetischen Therapie auch.

Bei Patienten mit chronischen Schmerzen und multi­modaler Schmerztherapie bestimme er die Werte für Gesamttestosteron und Sexualhormon-bindendes Globulin (SHGB) sowie den freien Androgen-Index, erklärte PD Dr. med. Stefan Wirz (Bad Honnef). Entsprechend der Ergebnisse passe er die Therapie an. Dabei berücksichtige er, dass nach dem biopsychosozialen Modell auch psychologische, demografische und Lebensstilfaktoren diese Symptome beeinflussten. Zudem bestünden Wechselwirkungen zwischen chronischem Schmerz und Testosteronmangel.

Hypogonadismus unter Opioidtherapie

Man gehe davon aus, dass Testosteron das Schmerzempfinden reduzieren kann, und zwar über die Aktivierung deszendierender inhibierender Schmerzbahnen. Zudem könnten periphere Mechanismen eine Rolle spielen: So könnte Testosteron Opioid-Rezeptoren in ihrer Empfindlichkeit modulieren und µ-Rezeptoren unter höheren Testosteronspiegeln besser auf Opioide ansprechen. Umgekehrt veränderten Opioide den Testosteronstoffwechsel, indem sie an µ-, K- oder δ-Rezeptoren im zentralen Nervensystem (ZNS) binden. Sie beeinflussten über die Hormonausschüttung in der hypothalamisch-hypophysären Achse den Testosteron-Estradiol-Stoffwechsel. Die Hemmung der pulsatilen GnRH-Sekretion führe zum Hypogonadismus [1]. Zudem könnten Opioide die Cortisol-Synthese beeinträchtigen. Ein Hypogonadismus trete bei mehr als 50 % der männlichen Opioid-Langzeitnutzer auf, ein Hypocortisolismus bei rund 20 %, betonte Wirz. Lang wirksame und retardierte Opioide störten die zirkadiane Hormonproduktion besonders, schnell wirksame machten leichter abhängig. Günstiger scheine Buprenorphin, da es offenbar Libido und Testosteronspiegel weniger beeinflusst.

Antidepressiva und Antikonvulsiva

Wie Opioide beeinflussten Trizyklika die pulsatile Hormonsekretion offenbar erheblich und beeinträchtigten die Testosteronproduktion, auch für Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) habe man dies beobachtet, erklärte Wirz. Antikonvulsiva könnten die pulsatile Sekretion auf der Hypothalamus-Hypophysen-Achse ebenfalls hemmen, wobei dieser Effekt bei Oxcarbazepin etwas weniger ausgeprägt scheine und auch Pregabalin und Gabapentin weniger endokrine Nebenwirkungen verursachten.

Um symptomatischen Patienten mit erniedrigtem Testosteronwert zu helfen, könne man ein Retard-Antidepressivum gegen ein kurz wirksames, beispielsweise in Tropfenform, tauschen und Buprenorphin als Opioid geben. Und es könne helfen, Patienten psychologisch zu motivieren und sie anregen, sich mehr zu bewegen. Dies könne – aus eigener Praxiserfahrung – dazu führen, dass die Opioiddosis gesenkt werden kann und der Testosteronspiegel nachweislich steigt.

1 Coluzzi F et al., J Endocrinol Invest 2018; 41: 1377–88

Symposium „Testosteronmangel als häufige Nebenwirkung der Opioidtherapie: wie Sie Ihren Patienten helfen können“ (Veranstalter: Besins Healthcare Germany GmbH)

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