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Dermatologie

Studien-Update

Haut und Reisen

Ulrike Arlt

15.8.2025

Mpox: Langzeitdaten zur Klade-IIb-Variante +++ Chikungunya-Impfstoff wirksam trotz Alphavirus-Vorimmunisierung +++ Tinea-Infektionen: Antifungale Resistenzen nehmen zu +++ Desinfektion der Hände auf Reisen +++ App-Surveillance

Mpox: Langzeitdaten zur Klade-IIb-Variante

Die europäische MOSAIC-Kohortenstudie liefert erstmals standardisierte Daten zum klinischen Verlauf der Mpox-Erkrankung durch das Klade-IIb-Virus. In 6 Ländern wurden 575 Patienten und Patientinnen mit aktiver Erkrankung eingeschlossen, von denen 57 eine systemische antivirale Therapie (meist Tecovirimat) erhielten. Die mediane Zeit bis zur Diagnosestellung betrug 5 Tage nach Symptombeginn. Bei 90 % der unbehandelten Personen war eine ambulante Versorgung ausreichend. Hautläsionen traten bei 88 % auf, bevorzugt im perianalen oder genitalen Bereich (74 %).

An Tag 14 nach Erstnachweis von MPXV-DNA mittels PCR waren 39 % der Läsionen abgeheilt, an Tag 28 68 %. Virologisch zeigte sich die längste Persistenz kultivierbaren Virusmaterials in Hautläsionen (bis zu 52 Tage); in Blutproben war das Virus meist nach 10 Tagen nicht mehr kultivierbar. Systemisch behandelte Patientinnen und Patienten wiesen meist schwerere Verläufe mit höherer Anzahl an Läsionen auf; bei ihnen verlängerte sich die Viruspersistenz auf bis zu 60 Tage. Schwere Komplikationen waren selten, Todesfälle traten nicht auf.

Fazit: Die Studie liefert erstmals standardisierte Verlaufsdaten zu Klade-IIb-Mpox in Europa. Diese Erkenntnisse sind entscheidend für das Management künftiger Ausbrüche. 

Pesonel E et al., Clin Infect Dis 2025; 80: 1060–73

Chikungunya-Impfstoff wirksam trotz Alphavirus-Vorimmunisierung

Eine randomisierte, kontrollierte Studie aus den USA untersuchte die Immunogenität und Sicherheit eines Aluminiumhydroxid-adjuvantierten Chikungunya-Virus-VLP-Impfstoffs (CHIKV VLP) bei Personen mit oder ohne Vorimpfung gegen andere Alphaviren. In einer offenen, randomisierten Phase-II-Studie erhielten 60 Erwachsene (davon 30 mit früherer VEEV-Impfung) eine einmalige 40-μg-Dosis des CHIKV-VLP-Impfstoffs. Beide Gruppen erreichten an Tag 22 eine 100%ige Serokonversionsrate (≥ 4-facher Anstieg der neutralisierenden Antikörper gegen CHIKV). Bereits an Tag 8 zeigte sich bei den Vorimmunisierten eine signifikant schnellere Serokonversion (93,3 % vs. 66,7 %; p = 0,021). Die Immunantwort blieb bis Tag 182 in beiden Gruppen weitgehend erhalten. Es wurden keine Hinweise auf immunologische Interferenzen mit früheren VEEV-Impfungen beobachtet. Die Verträglichkeit des Impfstoffs war gut. Es traten keine impfstoffbedingten schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse auf.

Fazit: Der CHIKV-VLP-Impfstoff induziert eine robuste und schnelle Immunantwort, auch bei Personen mit vorheriger Alphavirus-Immunisierung. 

Hamer MJ et al., Lancet Microbe 2025; 6: 101000

Tinea-Infektionen: Antifungale Resistenzen nehmen zu

Trichophyton indotineae gewinnt als Ursache schwer behandelbarer Tinea-Infektionen weltweit an Bedeutung. Ursprünglich in Südasien verbreitet, tritt er zunehmend auch außerhalb des Subkontinents auf – meist reiseassoziiert, zunehmend aber durch lokale Transmission. Die Erreger zeigen häufig eine reduzierte Ansprechbarkeit auf Terbinafin, bedingt durch Mutationen im Squalene-Epoxidase-Gen (v. a. Leu393Phe, Phe397Leu). Itraconazol in höherer Dosierung (≥ 200 mg/Tag) und längerer Therapiedauer gilt derzeit als wirksame Alternative. Fluconazol und Griseofulvin sind meist ineffektiv. Bei begrenzter Ausdehnung können topische Non-Allylamin-Antimykotika – mono oder kombiniert – eingesetzt werden. Kommt es nach klinischer Abheilung zu Rückfällen, wird erneut Itraconazol empfohlen. Das Autorenteam der Literaturrecherche von Mai 2024 hebt 4 Fallberichte hervor, die bei Therapieversagen beider Sub­stanzen gute Ansprechraten auf off-label eingesetzte Triazole wie Voriconazol oder Posaconazol zeigten.

Fazit: Die Entwicklung neuer molekularer Dia­gnostikverfahren und konsequentes antifungales Stewardship sind dringend erforderlich. 

Gupta AK et al., Expert Rev Anti Infect Ther 2024; 22: 739–51

Desinfektion der Hände auf Reisen

Multiresistente gramnegative Erreger (MDRO) breiten sich global aus – internationale Reisen gelten als wesentlicher Risikofaktor. Eine Proof-of-Concept-Studie untersuchte bei 214 Reiserückkehrenden den Zusammenhang zwischen Desinfektionsverhalten und MDRO-Trägerschaft: 7,5 % waren post-travel kolonisiert – meist mit 3-MRGN-Escherichia-coli, die Präkolonisation lag bei 2,8 %. Alle post-travel-Fälle betrafen Reisen in Regionen mit erhöhtem MDRO-Risiko (Score 2–4), v. a. nach Süd- und Südostasien. Obwohl 81 % der Reisenden regelmäßig Desinfektionsmittel nutzten, ließ sich kein protektiver Effekt gegenüber MDRO-Kolonisation nachweisen. Nur 22 % verwendeten VAH-gelistete Präparate; über 40 % griffen zu OTC-Produkten unbekannter Zusammensetzung.

Fazit: Die Autorengruppe fordert eine stärkere Einbindung des Themas in die reisemedizinische ­Beratung. Ein eigens entwickelter Risikoscore zur geografisch differenzierten MDRO-Risikoeinschätzung – analog zur etablierten Malariakartierung – könnte helfen, gezielte Hygieneempfehlungen abzugeben. 

Kaspers T et al., Travel Med Infect Dis 2025; 65: 102837

App-Surveillance

Eine multizentrische Studie erfasste bei 609 Reisenden aus Europa in Echtzeit reisemedizinische Symp­tome via App. Das kostenlose Tool ITIT (Infection Tracking in Travellers) ist in 14 Sprachen verfügbar. Von 470 dokumentierten Reisen waren 35 % von Be­schwerden begleitet. Die häufigsten: gastrointestinal (19 %), respiratorisch (17 %) und allgemein (16 %). Dermatologische Beschwerden traten bei 7 % auf. Mit 53 Fällen pro 1 000 Tagesbefragungen war Diarrhö das häufigste Einzelsymptom – bei Asienreisenden sogar 90/1 000. Respiratorische Beschwerden dominierten in Europa, dermatologische in warmen Regionen. Juckende Insektenstiche (17/1 000), Exantheme (10/1 000) und Sonnenbrand (8/1 000) waren am häufigsten, v. a. bei Asienreisenden. Reisedauer, hohe Temperaturen und Sommerreisen erhöhten das dermatologische Risiko signifikant.

Fazit: Die ITIT-App verknüpft Symptome mit Geodaten und Wetterparametern und bietet eine neuartige Grundlage für Surveillance und Prävention. Für gesundheitliche Reiserisiken könnten so künftig differenzierte Risikoprofile erstellt werden. 

Lovey T et al., BMJ Open 2024; 14: e083065

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